RZ-AdventskalenderDer Düker verbindet Ehrenbreitstein mit der Koblenzer Innenstadt
19. Türchen im RZ-Adventskalender: Am Tunnel unter dem Rhein nagt der Zahn der Zeit
Mit einer Länge von 370 Metern verbindet der Düker in einer Tiefe von 30 Metern Ehrenbreitstein mit der Koblenzer Innenstadt. Foto: Thomas Kölsch
Thomas Kölsch

Koblenz. In unserem Adventskalender möchten wir Einrichtungen, Gebäude und Institutionen vorstellen, die gewöhnlich nicht öffentlich zugänglich sind. Dieses Mal ist unser Autor in die Tiefe gestiegen und hat einen Blick in den Koblenzer Rheindüker geworfen.

Es gibt ihn also doch, den Tunnel unterm Rhein. Gut, nicht die Preußen haben ihn erbaut, sondern die „Arbeitsgemeinschaft Rheindüker Koblenz“, und das auch erst in den 1980er-Jahren, aber dennoch existiert eine unterirdische Verbindung zwischen dem Ortsteil Ehrenbreitstein und der Koblenzer Innenstadt. Man sollte nur keine Angst vor Leitern haben. Und einen Mitarbeiter der Stadtentwässerung an seiner Seite wissen.

30 Meter können verdammt anstrengend sein. Das sollte man sich bewusst machen, bevor man in den Rheindüker hinabsteigt. Der Weg nach unten ist dabei das geringste Problem, aber der Rückweg: 30.000 Millimeter bis zurück zur Oberfläche, 30.000 Millimeter Leitern und ein Druckunterschied von immerhin drei Bar – das erfordert schon eine gewisse Kondition. „Jeder ist danach fertig“, sagt einer der Kanalarbeiter lachend, während er einem schnaufenden Journalisten dabei zusieht, wie der versucht, wieder zu Atem zu kommen und die mangelnde Fitness durch große Zahlen zu entschuldigen.

Dabei sah es am Anfang so einfach aus. Ein paar Sprossen nach unten, vorbei an schweren Rohren, das würde schon gehen. „Normalerweise müsste ich Sie jetzt mit einem Seil sichern, damit ich Sie im Notfall nach oben ziehen kann“, hatte Hans-Jörg Schulz, Bauingenieur beim Eigenbetrieb Stadtentwässerung, noch gesagt. „Der Druckunterschied hat schon so manchem zu schaffen gemacht. Das ist vergleichbar mit dem Tauchen, da merken Sie auch jeden Meter.“ Aber nein, Leitern sind kein Problem. Alles gut.

Unten angekommen, machten sich die drei Bar sogleich bemerkbar, zumindest bei einem der Expeditionsteilnehmer. Schulz war dagegen in seinem Element, während er von dem Düker erzählte. 370 Meter lang, mit einer Steigung von 2 Prozent und begrenzt von drei Abwasserrohren sowie dicken Kabelsträngen der Telekom, so die Fakten. Im Prinzip könnte man jetzt trockenen Fußes bis zum Pegelhäuschen laufen. Noch.

„Das Problem ist, dass es hier sehr kohlensäurehaltiges Wasser gibt, das langsam aber sicher die Rohre zersetzt“, erklärte Schulz, der bei der Gelegenheit auch auf das CO2-Messgerät an seiner Jacke hinwies – das geschmacks- und geruchslose Gas könnte im Düker zumindest theoretisch durchaus entstehen und wäre in hoher Konzentration lebensbedrohlich. „Eigentlich müsste der gesamte Düker saniert werden. Die Frage ist nur, wann? Und ob sich das überhaupt rechnet.“ Immerhin müssten die Rohre Stück für Stück auseinandergenommen und ausgetauscht werden, 30 Meter hoch und 30 Meter wieder runter. Eine enorme Belastung vor allem für diejenigen, die dann unten arbeiten müssten. Und das alles natürlich im laufenden Betrieb. „Im Grunde müsste man einen provisorischen Düker einrichten, da wir die Abwässer aus dem größten der drei Rohre nicht dauerhaft in eines der anderen lenken könnten“, so Schulz. „Das wäre schon eine enorme Herausforderung.“

Um festzustellen, wie stark die Rohre überhaupt korrodiert sind, soll nun ein spezieller Tauchroboter zum Einsatz kommen. „Wir können die Rohre ja nicht einfach öffnen und selbst nachsehen“, führte Schulz aus. „Zum Glück haben wir einen Experten aus den USA gefunden, der ansonsten für Ölfirmen arbeitet und Pipelines kontrolliert. Mittels eines Magnet-Scans kann er uns die benötigten Daten liefern. Dieses Projekt werden wir aber wahrscheinlich frühestens 2023 angehen können.“ So lange muss eben alles halten.

Über die Kletterei zum Abschluss des RZ-Besuchs im Rheindüker ist inzwischen alles gesagt. Machbar, aber doch auch so anstrengend, dass die ursprüngliche Option mit dem Seil zumindest im Nachhinein an Reiz gewonnen hat. Jetzt wird zudem klar, warum die Feuerwehr im Düker bereits vor einiger Zeit eine Übung durchgeführt hat – Schwerpunkt Tiefenrettung. Klingt nach einem spannenden Fotomotiv, sollte diese Aktion irgendwann mal wiederholt werden. Dann aber von oben.

Von unserem Mitarbeiter Thomas Kölsch