Im 14. Jahrhundert entstand der Turm, der Teil der Schutzmauer der Gemeinde Briedel war. Zu oft waren die Einwohner betroffen von den häufigen Streitigkeiten zwischen dem Kurfürsten und den kleineren Adels- und Rittergeschlechtern – eine dicke Schutzmauer konnte da nicht schaden. Von den Mauern ist heute kaum noch etwas im Ort zu finden, doch der Eulenturm ist bis heute ein nicht zu übersehendes Wahrzeichen.
Nachdem 1689 die Franzosen die linksrheinischen Gebiete besetzt hatten und neue Festungen bauten, wurden in den umliegenden Gebieten große Teile der Stadtmauern gleichsam als Steinbruch benutzt. Doch der Eulenturm blieb – auch wenn er seine ursprüngliche Funktion als Wehrturm verlor und stattdessen zum Ausguck der Nachtwächter wurde, die von dort aus beispielsweise Hausbrände frühzeitig erkennen und die Stadtbewohner warnen konnten. Doch der Turm verfiel zunehmend und stürzte schließlich gar ein, so dass seine Ruine tatsächlich nur noch von Vögeln, unter ihnen auch eine Eulenkolonie, genutzt wurde.
„Es gab seitens der Stadt Pläne, aus dem Eulenturm ein kleines Heimatmuseum zu machen“, so Heimatkundler und quasi Ortschronist Hermann Thur, der die Türe zum Turm aufschließt. „Sie werden aber ganz schnell sehen, dass das eher schwierig geworden wäre.“ Und tatsächlich ist der Eulenturm in seinen Ausmaßen sehr überschaubar: Gerade einmal einen Durchmesser von sechseinhalb Metern hat er bei einer Mauerstärke von 60 Zentimetern. In die Höhe gesehen, bestand er aus mehreren Ebenen, die aber heute nur durch Leitern zu erreichen sind.
Das heutige Türchen, das zum Ort runter gewandt ist, entspricht nicht dem ursprünglichen Eingang des Turmes, denn dieser befand sich viel weiter unten im Ort. Laut der Schulchronik befand er sich im Keller der heutigen Raiffeisenbank, was aber bei Bauarbeiten nicht bestätigt werden konnte. „Als es um eine mögliche Nutzung des Turms ging, hat man diesen auch wieder der Bank angeboten“, berichtet Thur, der selbst bei der Bank war. Da aber der frühere Zugang nicht mehr zu finden war, wäre auch hier der Eintritt in den Turm zu beschwerlich gewesen.
Grundlegende Sanierung
Nachdem 1960 der schlimmste Verfall durch Sicherheitsmaßnahmen gestoppt worden war, konnte 1982 eine grundlegende Sanierung vorgenommen werden. Dabei wurden die Turmmauern wieder auf die ursprüngliche Höhe hochgezogen und dem Ganzen wieder ein Runddach aufgesetzt. Aus finanziellen Gründen konnte der Turm nur in Teilen ausgeräumt werden. Von der Südseite her kommend wurde unser Türchen auf dieser Höhe eingesetzt und dort ein Betonboden eingelassen.
Der Zutritt zum Eulenturm ist dadurch leichter geworden, als sich Hermann Thur noch aus seiner eigenen Kindheit erinnert: „Wir sind als Kinder durch den hinteren Spalt in der Wand rein- und rausgeklettert. Das war gerade beim Rausklettern teils eine ziemliche Zitterpartie, wenn man draußen noch keinen Boden unter den Füßen spürte“, erinnert sich der Heimatkundler. Heute geht dies leichter und man kann vom Turm aus den Blick über Briedel, die Mosel und die Weinberge der Gemeinde genießen.