Mainz
12 000 machen Mainz dicht

Demonstranten aus ganz Rheinland-Pfalz zogen zum Mainzer Rathaus.

Harry Braun

Mainz - 12 000 Streikende auf dem Rathausplatz - "das habe ich noch nie gesehen in Rheinland-Pfalz", jubilierte Verdi-Bezirksvorsitzende Angelika Jakob. Ursprünglich hatte man mit 6000 Teilnehmern gerechnet. Unterdessen standen weite Teile des öffentlichen Lebens still, oder kochten nur auf Sparflamme: die MVG ließ bis 14 Uhr Busse und Trams im Depot stehen, städtische Kitas blieben zu und auch die meisten Ämter.

Mainz – 12 000 Streikende (laut Gewerkschaftsinformationen) auf dem Rathausplatz – „das habe ich noch nie gesehen in Rheinland-Pfalz“, jubilierte Verdi-Bezirksvorsitzende Angelika Jakob, die es angesichts der Massen mit Neu-Bundespräsident Joachim Gauck hielt: „Was für ein schöner Dienstag!“

Ursprünglich hatte man sich auf mindestens 6000 Teilnehmer eingerichtet. Unterdessen standen weite Teile des öffentlichen Lebens still, oder kochten nur auf Sparflamme: die MVG ließ bis 14 Uhr Busse und Trams im Depot stehen, städtische Kitas blieben zu und auch die meisten Ämter. Aus alles Gewerkschaftsbezirken in Rheinland-Pfalz waren Mitglieder der Verdi und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in die Landeshauptstadt gekommen, um ein deutliches Zeichen zu setzen: Sollten die Arbeitgeber bei der nächsten Verhandlungsrunde (heute in Potsdam) nicht eine deutliche Schippe drauflegen, dann droht Ungemach. Ungemach in Form einer „Urabstimmung“, wie es der Verdi Landesvorsitzende Uwe Klemens unter lautem Jubel verkündete. Und dann könnte nach Ostern richtig gestreikt werden.

Vorstellungen klaffen weit auseinander

Denn noch klaffen die Vorstellungen der Gewerkschafter und die der Arbeitgeber ziemlich weit auseinander. 3,3 Prozent mehr Lohn, in zwei Stufen, einmalig 200 Euro und das ganze gültig für 24 Monate, das sei das aktuelle Angebot der Arbeitgeberseite, rechnete Klemens vor: „Eine Ohrfeige für die Beschäftigten.“ Und er gab sich kämpferisch: „Nach all den Milliarden für Banken und EU-Staaten sind die nächsten Milliarden für uns“, formulierte er deutlich die Ansprüche. In Zahlen lauten diese 6,5 Prozent mehr Lohn plus 200 Euro für die Arbeitnehmer, die bis zu 3100 Euro brutto verdienen und das Ganze für mindestens ein Jahr lang.

Bald-OB Michael Ebling sprach

Ob dies auch in Mainz realistisch ist, dazu wolle der frisch gewählte Oberbürgermeister Michael Ebling keine konkreten Zusagen machen. Keine zwei Tage ist seine Wahl her, da durfte das Verdi-Mitglied ebenfalls ein paar Worte an die Gewerkschafter richten. Immerhin schloss er weitere Privatisierungen öffentlicher Aufgaben künftig aus: „Was jetzt kommunal ist, wird auch kommunal bleiben.“

Rückendeckung erhielten die Streikenden auch von DBG-Landeschef Dietmar Muscheid, der sich zugleich gegen den Vorwurf wehrte, angesichts der Kritik an exorbitanten Managergehältern in der Industrie eine Neiddebatte zu führen. Wenn für das Gehalt eines Managers 350 Erzieherinnen ein Jahr arbeiten müssen, gehe es nicht um Neid, sondern um Gerechtigkeit.

Andreas Nöthen