Ein Mark-Stück verschwindet im Münzschlitz, die Lichter blinken, und schon flitzt die Kugel, von einem Federmechanismus nach oben katapultiert, durch das Spielfeld des Flipperautomaten. „Pling, Pling, Pling, Pling, Pling“ – das hektische Klingeln der Bumper und das adrenalingetriebene Klackern der Finger erinnert so manchen Besucher des Deutschen Flippermuseums Extraball in Neuwied an jene Zeiten, in denen diese Geräte in nahezu jeder Kneipe standen und auf jene „Pinball Wizards“ warteten, die ihre Punktezahlen in bisher unbekannte Höhen schießen konnten.
150 Flipper stehen Reihe an Reihe im Museum
Diese Ära ist vorbei, die teuren Automaten sind längst Liebhaber- und Sammlerstücke geworden; doch sowohl Außen- als auch Innenleben erlauben einen spannenden und durchaus lehrreichen Einblick in Rock- und Popkultur, Elektrotechnik und Spielmechanik. Für die Rhein-Zeitung schließt Museumsgründer Axel Hillenbrand daher bereitwillig die Türchen einiger seiner Schätze auf.
Rund 150 Flipper stehen Reihe an Reihe in mehreren Räumen des Museums, ein Querschnitt durch die vergangenen 90 Jahre. „Die ersten Geräte, die von Form und Aufbau her den heutigen Flippern entsprechen, waren noch reine Glücksspielautomaten“, sagt Hillenbrand und zeigt auf den „Victory Ball“ von 1932. „Damals gab es noch keine Flipperfinger, mit denen man aktiv ins Geschehen eingreifen konnte. Das änderte sich 1947. Ab diesem Moment wurde aus dem Glücks- ein Geschicklichkeitsspiel.“ Gleichzeitig wurden die Konstruktionen immer komplexer, Punkteanzeigen größer, Licht- und Toneffekte ergänzten das Spielerlebnis.
Über ,Star Trek‘ zum Flippern
Heutzutage sind vor allem die elektromechanischen Automaten ein Traum für Bastler. „Wir reparieren unsere Flipper alle selbst“, erklärt Hillebrand und zeigt das Innenleben eines Geräts: Relais, Spulen, Motoren, Schalter, Transistoren und Schaltkreise en masse, vor allem bei den moderneren, komplexeren Modellen ein Labyrinth an Verschaltungen, die ohne entsprechende Pläne kaum zu durchdringen sind. Und erst recht nicht ohne Fachwissen. „Wir haben in unserem Verein zum Glück Elektrotechniker, die genau wissen, was zu tun ist“, sagt Hillenbrand, der als Diplom-Pädagoge und -Sozialarbeiter eher fachfremd ist.
Wie ist er denn zum Flippern gekommen? „Das hat mit einer meiner Diplom-Arbeiten zu tun, die ich über ,Star Trek‘ geschrieben habe“, erklärt Hillenbrand. „Dabei bin ich auf einen entsprechenden Flipperautomaten gestoßen, den ich damals kurzerhand kaufte, obwohl er kaputt war. Ein Freund half mir bei der Reparatur, und dann fasste mich die Sammelleidenschaft. Als wir schließlich sechs Flipper zu Hause stehen hatten, schlug meine Frau vorsichtig vor, doch mal den einen oder anderen zu verkaufen. Stattdessen habe ich die Sammlung kontinuierlich erweitert und 2006 das Museum gegründet.“
Zahlreiche Mark-Stücke verschwinden täglich in den Münzschlitzen
Etwas Vergleichbares gab es zu jener Zeit nur in Las Vegas – und eben in Neuwied. Von Anfang an gehörte dabei zum Konzept, dass die Besucher die zahlreichen Flipperautomaten auch anspielen können. „Uns ist allerdings wichtig, dass der Münzeinwurf zum Spiel dazugehört, damit jede Kugel auch eine gewisse Wertigkeit hat“, betont Hillenbrand. „Das müssten wir nicht machen, wir könnten die Automaten auch auf Freispiel stellen, so wie viele der neueren Flippermuseen das tun. Doch in meinen Augen fehlt dadurch eine gewisse Spannung, weil man ja nichts zu verlieren hat. Also geben wir lieber am Eingang fünf Mark-Stücke aus, mit denen die Besucher loslegen können. Weitere Münzen kann man bei uns dann erwerben.“
Und so verschwinden an einem regulären Besuchertag eben nicht nur eine, sondern zahlreiche Mark-Stücke in den Münzschlitzen, lassen die Lichter blinken und die Kugeln rollen. Bis schließlich die Eingangstüren geschlossen und die Türchen der Flipperautomaten geöffnet werden. Über die kommen die Museumsmitarbeiter nämlich nicht nur an das Innenleben der Geräte – sondern auch an die verspielten Geldstücke, die somit wieder bereitliegen, um erneut für einen Hauch von Nostalgie und Euphorie zu sorgen.
Öffnungszeiten und Preise
Das Deutsche Flippermuseum, Herrmannstraße 9, in Neuwied, ist samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Tickets kosten 6 Euro, ermäßigt 3,50 Euro; Familien zahlen 12 Euro. Im Eintrittspreis enthalten sind fünf (ermäßigt drei, für Familien zehn) Freispiele.