Trotz jahrelanger Bemühungen um Gleichberechtigung, sitzen in den politischen Gremien im Landkreis immer noch deutlich mehr Männer als Frauen. Es gibt sogar Orte, in denen überhaupt keine Frauen im Rat vertreten sind. Obwohl einige Orte sogar „weiblich regiert“ werden, spiegeln die Wahlergebnisse nicht die Realität wider. Denn rund die Hälfte der Bevölkerung im Landkreis ist weiblich. Woran liegt es also, dass Frauen nur selten Politik machen?
„Es gibt immer noch deutlich weniger Frauen, die für ein politisches Amt kandidieren“, sagt Simone Nick aus Lütz. Sie sitzt seit der vorigen Kommunalwahl als einzige Frau im Gemeinderat des Hunsrückdorfes, wurde jüngst aber mit Zweidrittelmehrheit zur Bürgermeisterin gewählt. Persönlich hat die 42-Jährige gute Erfahrungen im Umgang mit den männlichen Kollegen gemacht. „Es ist nicht so, dass man als Frau nicht ernst genommen wird“, sagt die Bauingenieurin, die sich auch beruflich in einer Männerwelt durchsetzen kann. Allerdings stellt sie immer wieder fest, dass viele Frauen sich ein politisches Amt nicht zutrauen. „Dabei sind Frauen durchaus engagiert wie man in den Ausschüssen der Kitas und Schulen sehen kann“, sagt sie. Das Bild, das Politik Männersache sei, hält sich ihrer Meinung nach aber sowohl in den Köpfen von Männern als auch von Frauen hartnäckig und spiegelt sich dann bei den Wahlen wider. Persönlich bedauert die Lützerin das und würde sich mehr weibliche Unterstützung wünschen. „Jedes Geschlecht hat seine Ansichten, die sollten auch in den Räten gleichberechtigt vertreten sein“ sagt sie.
Auch Ingrid Bäumler kann auf positive Erfahrungen in der politischen Arbeit zurückblicken. „Ich bin ein Kind der 1968er und seit meiner Jugend politisch engagiert,“ sagt sie. Bäumler stand als Kandidatin bei den Grünen weit oben auf der Liste, wurde von Platz drei sogar auf zwei hochgewählt. In ihrer Fraktion, sagt sie, lege man Wert darauf, engagierte Frauen in politischen Ämtern zu unterstützen. „Allerdings kostet politische Arbeit auch viel Zeit“, sagt sie. Die 62-Jährige kann sich vorstellen, dass viele Frauen gar nicht erst antreten, weil sie mit Arbeiten um Haus und Familie, die meistens immer noch an den Frauen hängen bleiben, genug zu tun haben.
Mit einer Mehrheit von 92,6 Prozent wurde Martina Geers aus Eulgem zur neuen Bürgermeisterin gewählt. Man traut der 49-Jährigen, die erst seit drei Jahren politisch aktiv ist, das Amt offenbar zu. In den Gemeinderat ist sie ursprünglich eher zufällig gekommen. Als Ersatzperson rückte sie in der laufenden Wahlperiode nach und wurde prompt zur Ersten Beigeordneten gewählt. Nachdem die amtierende Bürgermeisterin ihr Amt im Februar aus gesundheitlichen Gründen niederlegte, hat Geers die Arbeit kommissarisch übernommen und schon einmal ins Amt hinein geschnuppert. Ganz bewusst hat sie dann in Eulgem kandidiert. „Weil wir erst 12 Jahre hier wohnen und mich vielleicht nicht alle kennen, habe ich aktiv für mich geworben“, sagt sie. Und zwar mit Flugblättern, die sie in den Briefkästen verteilte. Die Geschicke der Gemeinde wird sie allerdings ohne weitere weibliche Unterstützung lenken müssen. Denn die einzige weitere weibliche Bewerberin hat es nicht in den Rat geschafft. Insgesamt sieht auch Martina Geers den Grund für den Frauenmangel darin, dass die Arbeit im Gremium neben Beruf, Haushalt und Familie vielen Frauen einfach zu viel ist. upw