Botschafterin für mehr Artenvielfalt: Honigbiene auf dem Höhenflug
„Es gibt eine lange Kulturgeschichte im Zusammenleben von Menschen und Bienen, weil Imkerei schon eine sehr alte Praxis ist“, sagt der Soziologe Stephan Lorenz von der Uni Jena, der zu dem Thema forscht. Da die Staaten bildenden Bienen wie Menschen soziale Wesen seien, eigneten sie sich zudem gut für verschiedene – und meist positiv besetzte – Deutungen. „Die Menschen finden sich sozusagen in dem sozialen Leben der Bienen wieder.“ Im Lauf der Zeit wandeln sich zwar die Deutungen, können aber immer wieder aktualisiert werden: „Das ist eine gute Grundlage dafür, populär zu sein“, sagt Lorenz.
So schwirrt die Biene derzeit auf Titelseiten durch die Presse. In den sozialen Netzwerken führen diverse Hashtags zu ihr, Initiativen fördern das Imkern in der Stadt, der Roman „Die Geschichte der Bienen“ von Maja Lunde avancierte zum Bestseller, und in mancher Wohnung werden Bienen zur Deko. Auch die Gärtner bemerken eine wachsende Nachfrage nach bienenfreundlichen Angeboten und Informationen. „Die Menschen sind bei dem Thema sehr aufmerksam“, erzählt Olaf Beier, Vorstandsmitglied im Bundesverband der Einzelhandelsgärtner. Er geht davon aus, dass die Nachfrage in diesem Jahr weiter steigen wird.
Den Bienenboom merken insbesondere die Imker: Noch vor zehn Jahren hatte der Deutsche Imkerbund (DIB) nach einem Rückgang nur noch etwa 80.000 Mitglieder. Seitdem steigt die Zahl der Imker – und insbesondere der Imkerinnen – an. 2018 gab es einen Zuwachs von 5,4 Prozent auf jetzt mehr als 120.000 Mitglieder. Der Trend zur Bienenhaltung in den Städten lockt gerade junge Leute, die der Imkerei ein hippes Image verleihen. Diese Entwicklung tut auch den Honigbienenvölkern gut: Der DIB schätzt ihre Zahl bundesweit auf mittlerweile rund 900.000 – vor zehn Jahren waren es noch 694.000. Carolin Eckenfels