Koblenz/Köln

Stani mag keine wilden Sachen: 1.FC Köln im Umbau

Ein glückliches Händchen bei der Auswahl seiner Trainer kann der Außenstehende dem 1. FC Köln in den vergangenen Jahren wahrlich nicht attestieren. Alles Unglück summierte sich letztlich zum Abstieg aus dem Oberhaus am Ende der vergangenen Spielzeit. Holger Stanislawski nun soll endlich die richtige Wahl sein, um Klub und Mannschaft wieder auf Kurs zu bringen. RZ-Sportredakteur Klaus Reimann sprach mit „Stani“ am Rande des Testspiels bei TuS Koblenz.

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Koblenz/Köln. Ein glückliches Händchen bei der Auswahl seiner Trainer kann der Außenstehende dem 1. FC Köln in den vergangenen Jahren wahrlich nicht attestieren. Von der entzauberten Stil-Ikone Christoph Daum über den maximal spröden Zvonimir Soldo bis hin zum Freidenker Stale Solbakken – so richtig glücklich sind die Kölner mit ihren Fußball-Lehrern nie geworden. Alles Unglück summierte sich letztlich zum Abstieg aus dem Oberhaus am Ende der vergangenen Spielzeit.

Zäsur, Ärmel hochkrempeln, Neuaufbau – so lautet nunmehr das Gebot der Stunde bei dem tief gefallenen Traditionsklub. Die Hoffnungen, mit einer Philosophie aus Demut, harter Arbeit und Jugendstil zu neuen Ufern zu gelangen, ruhen auf den Schultern des neuen Trainers. Holger Stanislawski soll endlich die richtige Wahl sein, um Klub und Mannschaft wieder auf Kurs zu bringen.

Eigentlich doch ein Traum für einen ambitionierten Trainer, einen solchen Neuaufbau mit einer jungen, ausbaufähigen Mannschaft einleiten zu können – oder? Doch Stanislawski weiß genau, auf was er sich da eingelassen hat. Für das Nordlicht, erst ein paar Tage in der Domstadt, scheint das spezielle Umfeld in Köln schon jetzt keine großen Geheimnisse mehr bereitzuhalten. „Kennen Sie das mediale Umfeld in der Stadt?“, kontert Stani lapidar die allzu große Fußball-Romantik des Fragestellers und lächelt dabei schelmisch.

Aber Stanislawski, gestählt durch viele Spieler- und Trainerjahre beim FC. St. Pauli und eine sicher wichtige Berufs- und Lebenserfahrung aus seiner kurzen Zeit in Hoffenheim, sieht sich gewappnet für die schwere Aufgabe, den lahmenden Geißbock wieder flottzubekommen. Angst, in die Tretmühle besagter Medien zu geraten, wenn es nicht so laufen sollte, hat er nicht. „Nein, ich habe in dem Punkt keine Befürchtungen. Alle sind der neuen Situation sehr aufgeschlossen gegenüber. Viele begreifen das auch als Chance, etwas Junges, Hungriges auf die Beine zu stellen.“ Allerdings wird Stanislawski auch nicht müde zu betonen, dass eine solche Entwicklung Zeit braucht. Von seiner Seite werde er vor allem den jungen Spielern alle Zeit einräumen, die sie benötigen, um sich an die mitunter harte Arbeitswelt in Liga zwei zu gewöhnen. Im Verein wissen sie um die komplizierte Aufgabenstellung und halten sich bedeckt, was Forderungen für die kommende Zweitligasaison betrifft. Bleibt allein die Frage, wie es mit der Geduld der Medien bestellt ist. Denn das weiß auch Stanislawski: „Alles läuft natürlich besser, wenn auch der sportliche Erfolg da ist.“

An dem basteln Stani und sein Trainerteam mit Verve. Beim 3:1-Erfolg der auf links gedrehten FC-Elf im Testspiel bei TuS Koblenz bekam der Außenstehende eine Ahnung davon, wohin Stanislawski will. „Ich möchte eine mutige Mannschaft sehen, die offensiven Fußball spielt.“ Der neue Coach weiß aber auch genau, was er nicht will. Zum Beispiel Fußball, wie ihn die Kölner in Halbzeit zwei gegen den Regionalligisten gezeigt hatten. „Da hat jeder gespielt, was ihm gerade in den Sinn kam.“

Besser ginge es womöglich, wenn noch der eine oder andere gestandene Profi verpflichtet werden könnte. Doch in dem Punkt gibt sich Stani defensiv. „Da müssen wir schon ganz viel geben, um uns noch etwas nehmen zu dürfen“, spielte der Coach auf Akteure wie Pedro Geromel, Milivoje Novakovic, Michael Rensing oder Alexandru Ionita an, für die der FC noch immer keine Abnehmer gefunden hat und die dem Klub auf der Tasche liegen. Bei einem von 33 auf 20 Millionen Euro gekürzten Etat ist Wunschdenken fehl am Platz.

Stanislawski nimmt die Situation an, zumal er die Sünden der Vergangenheit kennt. „Hier wurden jahrelang wilde Sachen gemacht. Das merken wir jetzt, aber das brauchen wir dann nicht auch noch zu tun.“ Für den Trainer gilt es, in den kommenden drei Wochen den 18er-Kader zu finden, „der in Braunschweig bestehen kann“. Das wird dann die erste Bewährungsprobe – für den neuen FC und seinen neuen Trainer.

Von unserem Redakteur Klaus Reimann