Mainz

Qualitätskontrolle: Das Land ist Weinfälschern auf der Spur

Das Weinland Rheinland-Pfalz steht nicht nur für herausragende Erzeugnisse, sondern auch für eine gezielte Kontrolle der Qualität. Im Rahmen einer Bilanz schilderte Weinbauministerin Ulrike Höfken (Grüne) gemeinsam mit dem Landesuntersuchungsamt (LUA), dass es im Jahr 2013 jede Menge zu tun gab für die Kontrolleure und Fachleute.

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Von unserem Redakteur Volker Boch

Denn es scheint zum Teil immer raffinierter getrickst zu werden, um Weinen zu einer gewissen Marktattraktivität zu verhelfen – bis hin zu Grenzwertverstößen, die der Staatsanwaltschaft übergeben werden.

Die Teilnehmer an der Bilanzvorstellung haben das besondere Vergnügen, sechs beanstandete Weine zu kosten. Diese sehen durchweg gut aus, drei Weiße, zwei Rote und ein Rosé werden von LUA-Mitarbeiter Markus Schmelzer eingeschenkt. Es sind alles Weine, die von den 24 Kontrolleuren der Abteilung Weinüberwachung im LUA geprüft wurden. Das Sextett bildet eine schöne Bandbreite dessen, was Kunden in Märkten kaufen können und als reinen Wein empfinden mögen, letztlich aber das Resultat bewusster Schönung ist. Es sind Weine darunter, deren Aroma synthetisch aufgepeppt, die verbotenerweise gewässert wurden oder sogar allein durch ihren Geruch eine Geschichte davon erzählen können, was alles im Keller in diesen Wein geflossen sein könnte. Anderen fehlerhaften Weinen wurde mithilfe eines natürlichen Aromazusatzes zu einer besonderen Bonbonnote im Duft verholfen, oder sie wurden per Erdbeersirup mit einem Plus an Geschmack versehen.

Während die Weine gereicht werden, beschreibt Tomasz Brzezina als Leiter der Weinüberwachung, wie es seine Mitarbeiter immer wieder mit überbordenden Pfirsichnoten, dickem Vanilleduft oder mitunter sogar fäkalen Noten zu tun bekommen und stutzig werden. Oft folgen auf die Geruchs- und Geschmacksproben der LUA-Experten tiefergehende und teure Laboranalysen, die aufzeigen sollen, ob sich der erste Verdacht erhärtet. Das Vorgehen ist jenem eines Dopingfahnders nicht unähnlich – letztlich geht es um einen ganz ähnlichen Sachverhalt: Betrug. „Dass die Verbraucher gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt wären, ist glücklicherweise nicht der Fall“, sagt Walter Reineck, Referatsleiter für die Weinkontrolle im Weinbauministerium. „Der Alkohol schützt uns davor.“

Die Weinüberwachung des LUA nahm 2013 knapp 5800 Kontrollen vor Ort vor und untersuchte zusätzlich gut 4300 Proben von in Rheinland-Pfalz erzeugten oder importierten Weinen im Labor. Resultat: Jede siebte Probe musste beanstandet werden. Nicht immer sind es bewusste Täuschungen, denen die Prüfer nachgehen, oftmals geht es um kleine Mängel wie eine nicht vollständige Kennzeichnung der Weine. In 147 Fällen handelte es sich 2013 aber um „schwerwiegende Täuschungen“.

Zwei weitere große Fälle beschäftigten das Weinbauministerium im vergangenen Jahr. „Wir hatten die größte Rückrufaktion, die es je in Rheinland-Pfalz gegeben hat“, blickt Ministerin Höfken zurück. 4,9 Millionen Flaschen musste eine Mosel-Großkellerei aus dem Handel nehmen, nachdem aufgrund einer nachgärenden Hefe Schraubverschlüsse zu explodieren drohten. „Die Kellerei hat sich vorbildlich verhalten“, betonte Höfken.

Unklar ist unterdessen, wie es im „Eiswein-Prozess“ weitergeht. Die Landwirtschaftskammer hatte zwei 2011er-Eisweine einer Kellerei abgewiesen, weil Zweifel daran bestanden, dass die Trauben bei ihrer Lese und Kelterung gefroren waren – vorgeschrieben sind mindestens minus 7 Grad. Das Oberverwaltungsgericht hat die Klage der Kellerei abgewiesen, eine Revision vor dem Bundesverwaltungsgericht ist noch möglich. Wie es ausgeht, interessiert auch andere Betriebe, denn in Trier, Mainz und Neustadt ist ein knappes Dutzend ähnlicher Verfahren anhängig.