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Mittelrhein

Ausflug ins Welterbe wird zur Enttäuschung: Erst vom Schiff und dann zum Geldautomaten gejagt

Von Andreas Jöckel
Das Fahrgastschiff Boppard (links) fährt bei Oberwesel an der herrlichen Welterbekulisse vorbei. Für eine Familie aus Weißenthurm mit ihren Gästen wurde ein Ausflugstag am Mittelrhein mit Auto und Schiff sowie einem abschließenden Restaurantbesuch zu einer herben Enttäuschung. Foto: Andreas Jöckel
Das Fahrgastschiff Boppard (links) fährt bei Oberwesel an der herrlichen Welterbekulisse vorbei. Für eine Familie aus Weißenthurm mit ihren Gästen wurde ein Ausflugstag am Mittelrhein mit Auto und Schiff sowie einem abschließenden Restaurantbesuch zu einer herben Enttäuschung. Foto: Andreas Jöckel

Auf ganzer Linie enttäuschend verlief ein Ausflugstag im Welterbe Oberes Mittelrheintal für eine neunköpfige Reisegruppe mit Hund an einem schönen Sommersonntag. Das Fazit von Rolf Papen aus Weißenthurm, der den Ausflug organisiert hatte: „Bei unserem Besuch habe ich mich, nachdem ich vorab unseren Gästen von unserer ,Perle Oberes Mittelrheintal so vorgeschwärmt hatte, doch sehr geschämt.“

Lesezeit: 3 Minuten
Die Erlebnisse der Gruppe legen eindeutig den Finger in die Wunde der Tourismusregion, auch wenn sie nicht repräsentativ für das ganze Welterbetal sind. Zumal der pensionierte Bundeswehrsoldat Rolf Papen, der sich im Unteren Mittelrheintal gegen Bahnlärm engagiert, die Region liebt und wie seine Westentasche kennt. Folgendes berichtet er vom Wochenende ...
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Kommentar: Der Gast entscheidet über den Erfolg

Andreas Jöckel zum missglückten Ausflug

Man stelle sich einen Sommertag bei der Buga 2031 im Oberen Mittelrheintal vor. An einer entscheidenden Stelle funktioniert die elektronische Zahlung nicht. Auf einem Fahrgastschiff gibt es einen technischen Defekt. Nirgends weiß das Personal mit der Stresssituation umzugehen und herrscht auch noch die Besucher an, die schon enttäuscht vom Aussichtspunkt kamen, weil der Ausblick zugewachsen war. Und dann müssen am Abend noch einige Gäste hungrig und durstig zum Bus zurück, weil sie nicht genug Bargeld dabei hatten – obwohl Barzahlung völlig unüblich geworden ist.

Natürlich ist im Tal bereits vieles im Umbruch. Es gibt engagierte Gastgeber, Touristiker und Politiker. Aber eines ist klar: Noch so viele Millionen Euro, die für eine Buga 2031 in Infrastruktur und Marketing gebuttert werden, reichen nicht aus, wenn das richtige Bewusstsein fehlt und nicht alle Dienstleistungen in der Servicekette stimmen. Am Ende des Tages entscheidet das Gefühl des Gastes über den Ruf und den Erfolg einer Tourismusregion.

Das Beschwerdemanagement ist angelaufen

Immerhin ist das Beschwerdemanagement unverzüglich angelaufen, nachdem die Regionalagentur Romantischer Rhein Tourismus GmbH (RRT) von den Erlebnissen der Familie Papen erfahren hatte und darüber recht erschrocken war.

Bei der Verbandsgemeinde Loreley ist man sich des Problems aufgrund der Baustelle einzig verbliebenen Aussichtspunkts auf der Loreley bewusst. Die Büsche können an der gefährlichen Stelle jedoch nicht von Bauhofmitarbeitern geschnitten werden. Eine Fachfirma sei aber bereits beauftragt.

Laut Köln-Düsseldorfer sind Umstiege auf andere Schiffe in der Regel nur bei technischen Defekten nötig. Die genauen Umstände am betreffenden Tag werden noch recherchiert. Auch der Hotelbetreiber, der laut RRT beteuere, nur in Ausnahmesituationen keine Kartenzahlung zuzulassen, wolle die Umstände des Nachmittags hausintern klären.

Auch RRT-Geschäftsführerin Jeanette Dornbusch bedauert die Vorfälle: „Es ist wichtig für eine Region, die in Konkurrenz zu vielen anderen steht, dass die touristische Dienstleistungskette von Anfang bis Ende stimmt.“ Sie verweist aber auch auf die sehr engagierten und modernen Gastgeber, die es am Mittelrhein ebenfalls gibt, und dass sich vieles bereits im Umbruch befinde. Schulungsangebote im Servicebereich sowie Qualitätsmanagement gebe es bei der Tourismus-Akademie in Boppard oder bei der IHK genug. „Aber vielleicht sind noch nicht alle in der Region ausreichend wachgerüttelt.“ aj

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