Koblenz

Ebay-Betrüger mit Revolver bedroht

Ein Ebay-Betrüger (23) aus Koblenz prellte ihn um 126,30 Euro – da sah ein Bayer (46) rot: Er fuhr 370 Kilometer nach Koblenz und überfiel den Betrüger. Er fesselte ihn, drohte ihm mit einem Schreckschussrevolver und zwang ihn, bei der Bank Geld abzuheben. Jetzt, fast ein Jahr nach seinem Ausraster, stand der bayerische Heißsporn vor dem Schöffengericht Koblenz.

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Koblenz – Ein Ebay-Betrüger (23) aus Koblenz prellte ihn um 126,30 Euro – da sah ein Bayer (46) rot: Er fuhr 370 Kilometer nach Koblenz und überfiel den Betrüger. Er fesselte ihn, drohte ihm mit einem Schreckschussrevolver und zwang ihn, bei der Bank Geld abzuheben. Jetzt, fast ein Jahr nach seinem Ausraster, stand der bayerische Heißsporn vor dem Schöffengericht Koblenz.

„Ich habe mich halt wahnsinnig geärgert“, versuchte er seine Tat zu erklären. „Ich war in verzweifelter Lage, bekam damals nur Hartz IV. Und ich hatte zu hohen Blutdruck.“ Richter Wolfgang Pitz ließ das nicht gelten. Er las dem Bayer ordentlich die Leviten: „Es ging um 120 Euro! Und da drehen Sie durch! Was geht da in Ihnen vor?“

Freitag, 5. Juni 2009, eine Stadt in der Oberpfalz: Der Angeklagte, der 70 000 Euro Schulden hat, ersteigert über das Internet-Auktionshaus Ebay ein Mischpult. Noch am Freitag überweist er dem Verkäufer aus Koblenz den Preis von 126,30 Euro. Aber am Sonntag erfährt er, dass der Koblenzer schon mehrere Ebay-Kunden betrogen hat. Sofort droht er ihm per E-Mail: „Ich brech Dir jeden Knochen! Ich krieg Dich!“

Montag, 8. Juni 2009: Der Bayer fährt mit seinem Auto nach Koblenz. Um 18 Uhr klingelt er an der Haustür des Betrügers: „Aufmachen! Kriminalpolizei Koblenz!“ Der Koblenzer öffnet. Sofort droht ihm der Bayer mit seinem Revolver, legt ihm Handschellen an und behauptet: „Sie sind vorläufig festgenommen!“

Er führt den Koblenzer zu seinem Auto. Dort gibt er sich als betrogener Ebay-Kunde zu erkennen und fordert sein Geld zurück. Er zwingt den Koblenzer, an einem Bankautomaten Geld abzuheben. Aber das Konto ist fast leer. Er bekommt nur 85 Euro. Missmutig fährt er den Koblenzer in seine Wohnung zurück.

Im Prozess entschuldigte sich der mehrfach vorbestrafte Bayer: „Mir tut das alles leid. Auch dass ich mir angemaßt habe, von der Polizei zu sein. Ihr habt’s nämlich eine gute Justiz hier!“ Der Koblenzer sagte als Zeuge aus. Er gab zu, dass er dem Angeklagten das Mischpult nicht zuschicken wollte.

Das Gericht verurteilte den Bayern wegen erpresserischen Menschenraubs zu 16 Monaten Bewährungsstrafe. Die Bewährungszeit beträgt vier Jahre. Die Staatsanwältin hatte eine Bewährungsstrafe von 23 Monaten gefordert. Der Verteidiger des Mannes schloss sich ihr an. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Zum Schluss empfahl die Staatsanwältin dem Bayern: „Wenn mal wieder so etwas ist, zählen Sie ganz langsam bis 500.“ Auch der Koblenzer wurde kürzlich verurteilt. Er bekam wegen Betrugs eine Bewährungsstrafe von fünf Monaten.

Hartmut Wagner