London

Aliens und dumme Scherze: Großbritannien gibt UFO-Geheimakten frei

Nicht nur die britischen Behörden werden auf die UFOs aufmerksam: Dieses Bild aus den bislang geheimen Akten fand sich auch zuvor schon im UFO-Magazin. Foto: The National Archives
Nicht nur die britischen Behörden werden auf die UFOs aufmerksam: Dieses Bild aus den bislang geheimen Akten fand sich auch zuvor schon im UFO-Magazin. Foto: The National Archives

Die X-Files liegen offen: Großbritannien hat 8500 Seiten UFO-Akten für die Öffentlichkeit freigegeben. Die Archive werden nicht nur eine Fundgrube für UFO-Fans sein, sondern wohl auch Stoff für neue Verschwörungstheorien liefern.

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London – Die X-Files liegen offen: Großbritannien hat 8500 Seiten UFO-Akten für die Öffentlichkeit freigegeben. Die Archive werden nicht nur eine Fundgrube für UFO-Fans sein, sondern wohl auch Stoff für neue Verschwörungstheorien liefern.

Nicht nur die britischen Behörden werden auf die UFOs aufmerksam: Dieses Bild aus den bislang geheimen Akten fand sich auch zuvor schon im UFO-Magazin. Foto: The National Archives
Nicht nur die britischen Behörden werden auf die UFOs aufmerksam: Dieses Bild aus den bislang geheimen Akten fand sich auch zuvor schon im UFO-Magazin.
Foto: The National Archives

Der 4. September 1967 war ein bewegter Tag in der Weltgeschichte: In Ägypten wurde ein Ex-Vizepräsident wegen eines angeblichen Putsches verhaftet. Jimi Hendrix gab ein Konzert in Stockholm. Ein Erdbeben in Indien brachte 200 Menschen um. Und die Außerirdischen landeten in Südengland.

Meteorologisches Phänomen? Zumindest fand auch diese Sichtung Eingang in die UFO-Akten. Foto: The National Archives
Meteorologisches Phänomen? Zumindest fand auch diese Sichtung Eingang in die UFO-Akten.
Foto: The National Archives

Zwölf Stunden lang herrschte in der Downing Street Panik, während Dutzende Zeugen in Telefonaten mit der Polizei die Funde von sechs „fliegenden Untertassen“ meldeten. Die Landeplätze der Weltraumflotte der Aliens ergaben eine gerade Linie zwischen Bristol und einem Golfplatz in Kent. Ein Auftakt zum „Krieg der Welten“, den H.G. Wells 1898 beschrieben hatte? Die alarmierte Regierung mobilisierte vier Polizeibehörden und sie entsandte Bombenentschärfungsteams zu den Fundorten der grauen Apparate, die mit Röntgenstrahlen durchleuchtet und gesprengt wurden. Am Ende musste sie einsehen, dass eine Gruppe junger Briten sie erfolgreich getäuscht hatte.

Fliegende Untertassen sind dreieckig – zumindest bei dieser Sichtung. Da haben die USA also die Pläne für den Tarnkappen-Bomber
Fliegende Untertassen sind dreieckig – zumindest bei dieser Sichtung. Da haben die USA also die Pläne für den Tarnkappen-Bomber „Stealth“ her.
Foto: The National Archives

Jeder kann jetzt auf der Seite http://ufos.nationalarchives.gov.uk die Geschichte der angeblichen Invasion der Aliens im England nachlesen. Die britische Regierung gab 35 UFO-Akten im Gesamtumfang von 8 500 Seiten frei, die einen spannenden Einblick in die Jagd nach den „grünen Männchen“ im Königreich gewähren. Die ehemals geheimen Dokumente – sie decken einen weiten Zeitraum von den 60er Jahren bis zur Gegenwart ab – zeigen ein großes Interesse der Politiker und Militärs für unerklärliche Erscheinungen am Himmel, die sogar zu einer großen Debatte im House of Lords 1979 geführt haben. Die Archive werden nicht nur eine Fundgrube für Fans der so genannten „X-Files“ sein, sondern sicher auch neue Konspirationstheorien befeuern.

Die „Landung“ der „Untertassen“ war das Werk von Studenten einer technischen Hochschule, die sich von der psychedelischen Musik des frühen Pink Floyd inspirieren ließen. Sie ließ sich leicht aufklären, was man nicht von den meisten anderen UFO-Akten behaupten kann. Sie handeln von schwebenden hut- und bumerangartigen Objekten sowie leuchtenden Kugeln, die sich schneller als Flugzeuge bewegt haben sollen. Auf dem Höhepunkt der UFO-Hysterie 1979 musste die Regierung 750 solcher Meldungen untersuchen. Sie richtete sogar eine UFO-Abteilung im Verteidigungsministerium ein.

Zu den ungelösten Fällen zählt ein angebliches Raumschiff, das von der Besatzung eines C-130-Militärflugzeuges 1990 über der Nordsee aus der Nähe beobachtet wurde. „Ich habe so etwas noch nie gesehen“, schildert in den Akten der britische Pilot. „Es war so groß wie meine Maschine, aber schneller und mit einer hellblauen Flamme aus den Triebwerken, die ihre Intensität änderte“. Zwei weitere Tornado-Piloten im Himmel sahen das UFO, aber den Militärs am Boden-Radar war nichts aufgefallen. Dafür erzählen die britischen „X-Files“ von 15 unerklärlichen Radarkontakten mit UFOs in den Monaten vor den Terrorangriffen am 11. September 2001.

Seltsamerweise steht in den Dokumenten nichts über die berühmte UFO-Sichtung auf der RAF-Basis Woodbridge in Suffolk 1980. Damals sahen US-Soldaten Lichter im Himmel und ein dreieckiges Objekt über einem Waldstück. Am Ort der angeblichen Landung war das Gras verbrannt, doch das „Raumschiff“ war weg. Das gleiche Schicksal ereilte auch die Dokumente von der offiziellen Untersuchung – sie fehlen, obwohl alle Akten aus den Monaten davor und danach erhalten sind. Die Militärs behaupten, vom Verbleib dieses Teils des Archivs nichts zu wissen.

Eine der schönsten UFO-Geschichten handelt von einer „Entführung“ eines Londoners, der 1998 abends auf der Bank in seinem Garten ein Glas Milch getrunken hat. „Ich hörte ein Dröhnen und sah einen zigarrenförmigen Flugkörper über meinem Haus fliegen“, schrieb der Mann an das Verteidigungsministerium. Statt die Polizei anzurufen, sei er „überraschend“ eingeschlafen, nur um am nächsten Morgen festzustellen, dass die Radio-Nachrichten zu früh kamen. „Alle Uhren gingen falsch. Ich hatte nachts eine Stunde dazu gewonnen. Bin ich entführt worden?“, fragte besorgt der Mann. „Ich glaube, Sie sahen nur ein Flugzeug“, antwortete ein Beamter. „Übrigens: In jener Nacht wurden überall die Uhren auf die Winterzeit umgestellt“.

Alexei Makartsev