Düsseldorf (dpa) – Die Universität Düsseldorf entzieht Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) den Doktortitel. Aus der CDU gibt es Kritik an der Entscheidung. Schavan selbst kündigte an, nun zu klagen.
Der zuständige Fakultätsrat habe in dem Plagiatsverfahren die Promotionsleistung für ungültig erklärt und beschlossen, den vor 33 Jahren erworbenen Doktorgrad zu entziehen, teilte der Ratsvorsitzende, Prof. Bruno Bleckmann, am Dienstag mit. Für den Entzug des Doktorgrades hätten zwölf Mitglieder des Rats der Philosophischen Fakultät gestimmt bei zwei Nein-Stimmen und einer Enthaltung. Der Rat habe es als erwiesen angesehen, dass Schavan „systematisch und vorsätzlich über ihre Dissertation verteilt“ gedankliche Leistungen vorgegeben habe, die sie nicht selbst erbracht habe.
Schavan kann innerhalb eines Monats gegen die Entscheidung vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf klagen. Die Ministerin hatte Plagiate und eine Täuschungsabsicht in ihrer 1980 eingereichten Doktorarbeit stets bestritten. Sie kündigte kurz nach der Entscheidung an, dagegen zu klagen.
Die Uni hatte das Hauptverfahren zur Aberkennung des Titels vor zwei Wochen eingeleitet. Die Prüfung der Arbeit „Person und Gewissen“ dauerte aber bereits seit rund neun Monaten an. Als Vorinstanz hatte die Promotionskommission die Dissertation Schavansgeprüft. Ein interner Bericht der Kommission warfSchavan in ihrer Dissertation an zahlreichen Stellen Plagiate vor. Erste Plagiatsvorwürfe gegen die CDU-Politikerin waren Ende April 2012 anonym im Internet aufgetaucht.
Unionsfraktionsvize Michael Kretschmer (CDU) hat das Vorgehen der Universität Düsseldorf als „Farce“ bezeichnet. „Es war von Anfang an ein unfaires Verfahren“, sagte er. Immer wieder sei mit gezielten Indiskretionen Rufschädigung betrieben worden. Die Standards guter wissenschaftlicher Praxis seien nicht eingehalten worden. Kretschmer kritisierte: „Das Procedere ist keine wissenschaftliche Überprüfung, sondern eine politisch motivierte Kampagne gegen eine sehr erfolgreiche Bundesforschungsministerin.“
Schavan hatte zuletzt selbst „Flüchtigkeitsfehler“ eingeräumt, den Vorwurf der Täuschung aber von sich gewiesen. Inzwischen drehe sich die Debatte um die sehr grundsätzliche Frage, ab wann man in der Wissenschaft von einem Plagiat spreche.