ARD macht den „Apple-Check“: Wie mies sind Arbeitsbedingungen, was geht in den Fans vor?

Köln. Wie schlimm sind die Arbeitsbedingungen bei der Produktion für Apples Geräte? Der Frage geht nun auch die ARD in einer Dokumentation nach. Es geht um Missstände in China, die Apple nicht einmal bestreitet. Der Beitrag beschäftigt sich aber auch mit überzeugten Apple-Jüngern.

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Es ist ein Erfolgsformat in der ARD: Der WDR unterzieht populäre Firmen dem kritischen „Markencheck“ – nach unter anderem Aldi und Ikea kommt jetzt die wertvollste Marke der Welt an die Reihe: Am Montag um 20.15 Uhr strahlt das Erste die Dokumentation „Der Apple-Check“ aus.

Vorwürfe gegen Apple und seinen wichtigsten Zulieferer Foxconn sind nicht neu und tauchen immer wieder auf. Apple bestritt gegenüber der ARD Gesetzesverstöße nicht einmal – die sind auch durch offizielle Inspektionen aktenkundig.

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Der „Marken-Check“ des WDR ist schon selbst zu einem kleinen Markenzeichen geworden. Am MOntag (20.15 Uhr, Das Erste) kommt es zum „Apple-Check“.
Foto: WDR/Görgen

Die Dokumentation präsentiert nach WDR-Angaben Filmaufnahmen aus einer Fabrik, in der die Beschäftigten zum Teil für einen Stundenlohn von umgerechnet einen Euro arbeiten. Die Hongkonger Menschenrechtsorganisation Sacom hat nach Unruhen Mitte Januar vorgerechnet, dass das durchschnittliche Grundgehalt bei 209 Dollar liegt, kaum aufgestockt werden kann und davon noch Kosten für Essen und Unterkunft abgezogen werden. Angekündigt werden von der ARD auch Bilder aus einem heruntergekommenen Arbeiterwohnheim, in dem sich 14 Personen einen Raum teilen müssen. Die Sendungwill aber auch dem Mythos und der Frage nachgehen, was im Gehirn eines eingefleischten Apple-Fans vorgeht.

Apple hat die Gefahr für sein Image durchaus erkannt. Chef Tim Cook besuchte im April 2012 selbst eine Fabrik von Zulieferer Foxconn. Die ARD zeigt andere Bilder als die, die bei Cooks Visite zu sehen waren.
Apple hat die Gefahr für sein Image durchaus erkannt. Chef Tim Cook besuchte im April 2012 selbst eine Fabrik von Zulieferer Foxconn. Die ARD zeigt andere Bilder als die, die bei Cooks Visite zu sehen waren.
Foto: dpa

Für die Macher steht fest: „Die Produktion von Apple Produkten in China verstößt nach wie vor gegen die örtlichen Gesetze zum Arbeitsschutz.“ 36 Überstunden im Monat sind nach den eigentlich eindeutigen chinesischen Gesetzen erlaubt, sagt Boy Lüthje, Wissenschaftler am Institut für Sozialforschung der Uni Frankfurt. In einem Interview erklärte er zugleich, dass die Behörden in den Provinzen diese Gesetze nach eigenem Gutdünken auslegen.

Zahlreiche Arbeiter berichteten dem WDR-Team über wöchentliche Arbeitszeiten von 60 Stunden und mehr. Apple teilte für seinen größten Zulieferer Foxconn mit, dieser wolle „bis Juli 2013 seine Fabriken in Bezug auf Arbeitszeiten in Einklang mit den chinesischen Gesetzen“ bringen.

Ab dann solle dort das rechtliche Maximum von umgerechnet 49 Stunden in der Woche gelten. Über die anderen Zulieferbetriebe machte das US-Unternehmen keine Angabe. Apple war allerdings bereits Anfang 2012 der Fair Labour Association (FLA) beigetreten, einer US-amerikanischen Organisation zum Schutz von Arbeitsrechten.

Apple war 2010 in die Schlagzeilen geraten, weil sich eine Reihe von Arbeitern des Zulieferers Foxconn aus Verzweiflung über Arbeitsüberlastung und schlechter Bezahlung umgebracht hatten. Kurz danach hatte der US-Hard- und Softwareriese eine Begrenzung der Überstundenzeiten angekündigt. Aus Sicht der Menschenrechtsorganisation Sacom hat sich die Situation seitdem nicht wesentlich verbessert, da bei Arbeitszeitkürzungen das ohnehin zu niedrige Gehalt nicht ausreichend erhöht worden sei. „Damit schadet Apple den Arbeitern in Wirklichkeit“, erklärte eine Sacom-Sprecherin gegenüber dem WDR.

Foxconn beliefert nicht nur Apple, sondern fast alle großen Elektronikmarken. Apple steht aber deshalb in der Regel besonders in der Kritik, weil das Unternehmen sich auf der anderen Seite ein strahlendes Image aufgebaut hat. Experten hatten beim iPhone 4s vorgerechnet, dass Apple selbst bei einer Verzehnfachung der Lohnkosten noch 50 Prozent Gewinnmarge erzielt hätte.