Überaus gelungen: Das Koblenzer Ensemble überträgt Moliere'schen Sprachwitz in adäquaten Spielwitz. Foto: M. Baus frei/Matthias Ba
Koblenz. Achtung, jetzt kommt ein Karton! Nanu – wie kann man die Inszenierungskritik eines Theaterklassikers aus den 1660ern beginnen mit einem Sätzchen aus der TV-Comedyschublade? Nun ja, das Bühnenbild für Molieres „Tartuffe” am Theater Koblenz ist halt ein Karton – eine raumfüllende, nach vorn aufgeklappte Pappschachtel. Darin haben seltsame Figürchen Zeiten überdauert. Und diese werden nun quietschlebendig und spielen das uralte Spiel von der Verführbarkeit durch betrügerische Heilsversprecher.
Lesezeit 3 Minuten
Die zwei Stunden in der Schachtel beginnen mit dem Auftritt einer sprichwörtlichen „alten Schachtel”: In einen riesigen schwarzen Reifrock gesteckt, liest Großmama Pernelle Enkeln und Schwiegertochter die Leviten. Dabei lobt sie in höchsten Tönen den Einfluss des gottesfürchtigen Herrn Tartuffe auf die liederliche Sippschaft.