Neuwied

Schulprojekt Skaten: Selbst gefertigte Quarter Ramps sind einsatzbereit

So sieht es also aus: das Endprodukt. Coole Quarter Ramps, die die Schüler gemeinsam mit Jan Hollmann (rechts) und Christian Conrad (links) erdacht, konstruiert und natürlich auf ihre Tauglichkeit getestet haben.
So sieht es also aus: das Endprodukt. Coole Quarter Ramps, die die Schüler gemeinsam mit Jan Hollmann (rechts) und Christian Conrad (links) erdacht, konstruiert und natürlich auf ihre Tauglichkeit getestet haben. Foto: Christian Conrad

Das monatelange Engagement hat sich gelohnt: Die Quarter Ramps, die die Schüler der BBS Heinrich-Haus im handlungsorientierten Projektunterricht geplant und gebaut haben, wurden auf ihre Tauglichkeit getestet und für gut befunden.

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7.45 Uhr. Schulbeginn in der BBS Heinrich-Haus. Doch im Klassenraum des Berufsvorbereitungsjahres (BVJ) der Fachrichtung Holz ist niemand. Dafür läuft nebenan in der Turnhalle Musik, und ein paar junge Leute fahren mit ihren Skateboards durch die Halle. Mit am Start ist Lehrer Jan Hollmann, denn seit 2015 ist Skaten ein Unterrichtsprojekt, bei dem die Schüler erfahren, dass Lernen Spaß machen kann.

„Lernerfolge zeigen sich beim Skaten nur mit großem Durchhaltevermögen und Selbstdisziplin und die Fehlerkultur gehört fest dazu“, erklärt Jan Hollmann, der an der BBS Heinrich-Haus die angehenden Tischler unterrichtet. Diese Erkenntnis übertragen die Schüler auch auf den restlichen Unterricht. „Die Motivation ist hoch, die Schüler sind diszipliniert und haben gelernt, dass es nicht entscheidend ist, immer alles von Beginn an richtig zu machen“, sagt Jan Hollmann.

Bereits im dritten Jahr drehte sich der fachtheoretische Unterricht der Klasse BVJ-d (Fachrichtung Holz) der BBS Heinrich-Haus um das Thema Skateboarding. Die Begründung fällt leicht: „Der Skateboarding-Lifestyle ist tief verwurzelt im jugendlichen Milieu und sorgt bei den Schülern für eine positive Grundstimmung“, erklärt Christian Conrad, der das Projekt gemeinsam mit Jan Hollmann betreut.

Diese Identifikation mit dem Projekt spiegelt sich auch in der großen Motivation – im fachtheoretischen Unterricht wider, denn die Schüler fahren nicht nur einfach Skateboard. Sie lernen anhand des Skateboards und beim Bau von Rampen Grundlegendes zu Werkstoffen, Arbeitsorganisation und Werkzeuggebrauch. Zudem werden basierend auf dem Thema viele andere Unterrichtsfächer praxisbezogen und anschaulich vermittelt: So recherchieren die Mädchen und Jungen im Deutschunterricht Skateshops, um diese wegen einer möglichen Förderung anzuschreiben. In Sozialkunde- und Wirtschaftslehre beschäftigen sie sich mit Werbung und Lifestyle sowie den sozialen Aspekten des Skatens. „Und wie beim Skaten führen kleinste Fortschritte im Fachrechnen dazu, dass die Schüler verstehen, dass sie mit viel Übung und Durchhaltevermögen auch theoretische Inhalte irgendwann verinnerlichen können“, sagt Schulleiter Heinz Schüller.

Und die Schüler? Die haben natürlich auch viel Spaß daran, wenn sie ihre Fortschritte erkennen und manchmal ihre Lehrer übertreffen. Einer von ihnen ist Steven. Er kann viel besser skaten als seine Lehrer. Doch im Vordergrund steht etwas anderes: Gemeinsam lernen und lehren. Zusammen Spaß haben. Hierarchien auflösen.

Somit haben die Schüler nicht nur Quarter Ramps gebaut, sondern auch ganzheitlich gelernt – mit Herz, Hand und Verstand. „In einer entspannten Unterrichtsatmosphäre eignen sich unsere Schüler an, Dinge zu Ende zu bringen“, so Jan Hollmann. Das, was sie hier lernen, lasse sich auf das gesamte Leben übertragen: „Fallen – aufstehen – weiterfahren.“

Weitere Informationen erhalten Sie von der Schule.

Wir stecken dahinter: Das Heinrich-Haus

Das Heinrich-Haus in Neuwied ist ein modernes, soziales Dienstleistungsunternehmen für Menschen mit Behinderung im nördlichen Rheinland-Pfalz. Hier kümmern sich tagtäglich mehr als 1000 Mitarbeiter um 1600 Menschen und deren Ansprüche. Hier leben und lernen Schulkinder, lernen Jugendliche mit Behinderung einen Beruf, arbeiten Erwachsene in den Werkstätten und leben alte Frauen und Männer im hiesigen Seniorenzentrum. In erster Linie wird im Heinrich-Haus dem Alltag und Leben eine Struktur gegeben. Pädagogen, Pflegefachkräfte, Case Manager und Ausbilder haben ein Ziel: Die Menschen mit Behinderung fit zu machen – beispielsweise für den ersten Arbeitsmarkt. Deshalb gibt es im Heinrich-Haus zahlreiche Bereiche, die eigenständig arbeiten – wie die Schreinerei, der Garten- und Landschaftsbaubetrieb Culterra sowie der CAP-Markt. Das reale Arbeitsleben wird dort eins zu eins abgebildet und ermöglicht somit den Übergang in ein Wirtschaftsunternehmen.