Neuwied

In kritischen Situationen das richtige Maß zwischen Distanz und Nähe suchen

Foto: Veranstalter

Im Rahmen des diesjährigen Studientages hielt Fifa-Schiedsrichter Lutz Wagner am 21. November einen Vortrag vor dem Kollegium der Ludwig-Erhard-Schule Neuwied zum Thema „Regeln und ungeschriebene Gesetze“.

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In einer äußerst lehrreichen, aber auch unterhaltsamen Art und Weise zeigte er den Berufsschullehrern die Parallelen zwischen dem Handeln als Schiedsrichter auf dem Fußballplatz und als Lehrkraft im Klassenzimmer auf. Der Schiedsrichter müsse nicht immer richtig, aber immer akzeptiert entscheiden. Es sei viel wichtiger eine falsche Entscheidung als zaudernd gar keine Entscheidung zu treffen, denn die falsche Entscheidung könne immerhin korrigiert werden. „Tust du viel, machst du Fehler. Keine Angst vor Fehlern“, gab er zu bedenken.

Das gebannt lauschende Kollegium erfuhr, dass der berühmte italienische Internationale, Pierluigi Collina, keineswegs der beste, wohl aber der erfolgreichste Schiedsrichter seiner Zeit gewesen sei. Dies habe er durch seine hervorragende „Warenpräsentation“ erreicht. Seine Fehlerquote war gut, aber keineswegs überragend. Lutz Wagner zeigte Spielszenen und ließ das Kollegium mit roten und gelben Karten entscheiden. Wer dabei zu schnell und zu sicher etwa die rote Karte zeigte, lag oft daneben. „Unruhe schafft Unruhe, Ruhe schafft Ruhe“, mahnte er und stieß auf viel Zustimmung.

Er empfahl in kritischen Situationen das richtige Maß zwischen Distanz und Nähe zu suchen und Delinquenten nicht in der emotionalen Hochphase anzusprechen, sondern zeitversetzt. Dies gelte für den Umgang etwa mit einem Oliver Kahn, welcher seine einzige Rote Karte von Lutz Wagner erhielt, gleichermaßen wie für den Umgang mit aufbrausenden Schülern. Nach lang anhaltendem Applaus stand Lutz Wagner für überraschend stark nachgefragte „Selfies“ zur Verfügung, und unter manchem Weihnachtsbaum der Region werden original signierte, nicht käuflich zu erwerbende gelbe und rote Karten liegen.