Neuwied

FDP-Mitglieder des Kreisverbands Neuwied mahnen zur Erinnerung

Mahnen zur Erinnerung: FDP-Mitglieder des Kreisverbands Neuwied (von links), Waldemar Bondza, Sebastian Nelles, Marc Ortitz-Fernandez, Alexander Buda und Dr. Tobias Kador.
Mahnen zur Erinnerung: FDP-Mitglieder des Kreisverbands Neuwied (von links), Waldemar Bondza, Sebastian Nelles, Marc Ortitz-Fernandez, Alexander Buda und Dr. Tobias Kador. Foto: FDP-Kreisverband Neuwied

Mitglieder des Kreisverbands Neuwied der FDP trafen sich an der Gedenktafel für die jüdische Synagoge in Rheinbrohl, die 1938 bei den Übergriffen zerstört wurde, um den Opfern des NS-Terrors zu gedenken.

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„Vor genau 80 Jahren brannten in Deutschland die Synagogen. Jüdische Geschäfte wurden geplündert und zerstört. Hunderte Frauen und Männer wurden von Nationalsozialisten getötet, begingen Selbstmord oder starben, nachdem sie in Konzentrationslagern misshandelt worden waren. Diese Pogrome – damals für alle sichtbar – waren ein Vorbote der Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden. Sie stehen für den unvergleichlichen Bruch der Zivilisation, für den Absturz Deutschlands in die Barbarei. Wir gedenken heute der Opfer des Nationalsozialismus, und wir wissen um unsere Verantwortung – eine Verantwortung, die keinen Schlussstrich kennt“, so Bundespräsident Frank Walter Steinmeier zur Gedenkstunde der Pogrome vor 80 Jahren gegen deutsche Juden am 9. November im Bundestag.

„Auch wir wollten anlässlich der schrecklichen Ereignisse vor 80 Jahren ein Zeichen gegen das Vergessen setzen und haben uns zusammengefunden um unserer Verantwortung als demokratische Partei gerecht zu werden“, meint diesbezüglich FDP-Kreisvorsitzender Alexander Buda. Mitglieder des Kreisverbands Neuwied der FDP trafen sich am Wochenende an der Gedenktafel für die jüdische Synagoge in Rheinbrohl, die 1938 bei den Übergriffen zerstört wurde, um den Opfern des NS-Terrors zu gedenken. An der Hauptstraße, direkt zwischen der evangelischen und katholischen Kirche unweit des Rheins lag das jüdische Gebetshaus, an das heute nur noch eine Metallplatte erinnert. „Man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, dass das mal hier passiert ist“, meint der Linzer FDP-Amtsverbandschef Waldemar Bonza sichtlich bewegt. Umso wichtiger sei es, die heutige Generation für die Geschehnisse vor 80 Jahren zu sensibilisieren. „Es waren Rheinbrohler Bürger, Menschen aus unserer direkten Mitte, die damals dem staatlichen Terror zum Opfer gefallen sind“, so Bondza weiter.

Die Novemberpogrome 1938 – bezogen auf die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 auch Reichskristallnacht oder Reichspogromnacht genannt – waren vom nationalsozialistischen Regime organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden im gesamten Deutschen Reich. Dabei wurden vom 7. bis 13. November 1938 etwa 400 Menschen ermordet oder in den Suizid getrieben. Mehr als 1400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Ab dem 10. November wurden ungefähr 30.000 Juden in Konzentrationslagern inhaftiert, wo Hunderte ermordet wurden oder an den Haftfolgen starben. Die Pogrome markieren den Übergang von der Diskriminierung der deutschen Juden seit 1933 zur systematischen Verfolgung, die knapp drei Jahre später in den Holocaust mündete.

„Das gesamte jüdische Leben in unseren Gemeinden wurde damals ausgelöscht“, erklärt der stellvertretende FDP-Kreisvorsitzende Dr. Tobias Kador betroffen. Er selbst erlebe, wie mit dem versterben der letzten Zeitzeugen die Schrecken des Krieges aus dem Bewusstsein der Menschen verschwänden. „Umso wichtiger ist es heute die individuellen Rechte jedes einzelnen Menschen zu sichern und der Ächtung und Vorverurteilung ganzer Gruppen entgegenzutreten. Denn diese Erfahrung fließt letztlich auch als eine der elementaren Grundlagen in unsere Verfassung ein“, so Kador weiter.

„Erinnerung ist heute wichtiger denn je“, mahnt Kreisvorsitzender Alexander Buda mit Blick auf aktuelle politische Entwicklungen. Die FDP wolle sich dafür einsetzen, dass die Erinnerungskultur in Deutschland und Rheinland-Pfalz erhalten bleibe und sich stark machen für eine liberale Bürgergesellschaft, die einem totalitären Staatsmodell immer vorzuziehen sei.

Von den in Rheinbrohl geborenen oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen: Albert Abraham Baer (1871), Katharina Baer geb. Mortje (1880), Moritz Baer (1873), Johanna Daniel geb. Wolff (1893), Josef Jonas (1876), Helene Levy geb. Bär (1870), Hermann Wolff (1890), Hertha M. Wolff geb. Abraham (1907), Johanna Wolff (1873), Leo Wolff (1889), Leo Wolff (1889), Mathilde Wolff geb. Steinberg (1896), Paula Wolff geb. Sommer (1891).