Hargesheim

Französischer Autor stand Rede und Antwort

Der Autor im Gespräch mit einer Schülerin.
Der Autor im Gespräch mit einer Schülerin. Foto: ADS

Der Schriftsteller Ahmed Kalouaz war zu Gast an der Alfred-Delp-Schule.

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Sich mit einem Autor zu treffen und etwas von ihm und seiner Arbeit zu erfahren, ist sicherlich stets ein besonderes Geschenk. So hatten in diesem Herbst nicht nur der Französisch-Leistungskurs der MSS 11 der Alfred-Delp-Schule, sondern alle Französischlernenden ab Klasse 10 das Glück, mit einem Schriftsteller des Nachbarlandes näheren Kontakt aufzunehmen. Zuvor jedoch hatte der Leistungskurs unter Leitung von Susanne Häfner-Beau an einem Wettbewerb teilgenommen. „Le Prix des lycéens allemands“ ist eine Initiative des Institut francais Deutschland in Zusammenarbeit mit der Ernst Klett Sprachen GmbH. Seit deren Beginn im Jahr 2004 ermöglichte es der „Prix des lycéens“ Tausenden von Schülern, französische Jugendautoren zu treffen, ihre Eindrücke auf Französisch zu teilen und sich in französischer Sprache für ihr Lieblingsbuch zu entscheiden.

Der Autor im Gespräch mit einer Schülerin.
Der Autor im Gespräch mit einer Schülerin.
Foto: ADS

Zuhause, im Unterricht oder in der Arbeitsgemeinschaft lesen die jungen Menschen eine Auswahl spannender Bücher und bereiten sich auf die Jurys vor. Das Projekt ist natürlich Anlass, die eigenen Französischkenntnisse zu vertiefen. Es spricht zudem auch Kompetenzen an wie das selbstständige Zeitmanagement, demokratische Diskussions- und Konsensfähigkeit, kritische Argumentationsfähigkeit, Präsentationskompetenz und freies Sprechen. Im Vordergrund steht dabei die Freude an guter Literatur.

Höhepunkt des „Prix des lycéens allemands“ sind zunächst die Begegnungen mit den Autoren. Dabei können die Jugendlichen mit den Schriftstellern über deren Buch, den Beruf oder über Schreibtechniken sprechen. Bei den Schul- und Landesjurys wird es ernst, denn hier gilt es, auf Französisch zu debattieren und anschließend die Lieblingslektüre zu küren.

Prix des lycéens allemands

Bei der Bundesjury wählen dann die Schülervertreter aller 16 Bundesländer den Gewinner des „Prix des lycéens allemands“. Der Autor, in diesem Jahr Ahmed Kalouaz, erhielt bei der Preisverleihung eine Belohnung in Höhe von 5000 Euro. Außerdem stattete er der Alfred-Delp-Schule einen vielbeachteten Besuch ab. Ahmed Kalouaz wurde 1952 in Arzew in Algerien geboren. Nur wenige Monate nach seiner Geburt wanderte seine Familie nach Frankreich aus, wo sein Vater bereits seit Längerem arbeitete. 1986 erschien Kalouaz` erstes Buch, gefolgt von zahlreichen weiteren, zum Teil mit Literaturpreisen ausgezeichneten Romanen und Theaterstücken. In Deutschland wurde er mit seinem 2011 erschienenen Jugendroman „Besser, sie halten mich für tot“ („Je préfère qu`ils me croient mort“) bekannt. Er handelt von einem dreizehnjährigen afrikanischen Jungen, der von einer Karriere als Fußballprofi träumt und dafür eine gefährliche Reise nach Europa antritt.

Bei seinem Termin in Hargesheim präsentierte Kalouaz sein Buch „La maraude“. Im Zentrum des Romans steht Théo, dessen Vater seit zwei Wochen spurlos verschwunden ist. Zuhause geht alles drunter und drüber, seit der gelernte Maurer arbeitslos ist und keinen festen Job mehr findet. Plötzlich ruft ein Freund der Familie an und behauptet, ihn in der nahegelegenen Stadt Grenoble gesehen zu haben. Er treibe sich mit einem Rucksack am Bahnhof herum und tue so, als würde er ihn nicht wiedererkennen. So schnappt sich eines Morgens auch Théo seine Tasche und macht sich auf die Suche nach seinem Vater – ohne der Mutter Bescheid zu geben. Drei Tage lang durchkämmt der Junge sämtliche Plätze und Parks, wo Obdachlose sich aufhalten und ihre Lager aufschlagen. Abends geht er zum Kirchplatz, wo Mitarbeiter des Roten Kreuzes („La maraude“) die Bedürftigen versorgen. Was hat dazu geführt, dass diese Menschen – Männer und Frauen jeden Alters und jeder Herkunft – auf der Straße leben? Der Roman erzählt die verzweifelte Suche des jungen Théo nach seinem Vater und lässt dabei auch immer wieder Obdachlose ihre Geschichten erzählen. Ahmed Kalouaz ist mit „La maraude“ ein sprachlich sehr schöner und bewegender Roman über Menschen gelungen, die in Großstädten unterzugehen drohen.

Schüler stellten viele Fragen

Den Schülern der ADS stand er Rede und Antwort. Viele Fragen hatten diese vorbereitet, die sie ihm nun stellen konnten. Humorvoll, interessiert und lebhaft reagierte Ahmed Kalouaz auf die Gedanken der jungen Leute, die an diesem Nachmittag ihre guten Französischkenntnisse zeigen konnten. Mitunter zurückhaltend und schüchtern agierend, gelang es dem im französischen Departement Gard lebenden Autor, den Schülern die Angst zu nehmen und sie zu motivieren. Ein munterer Gedankenaustausch konnte sich so entfalten. „Sympathisch war er“, kommentierten die Jugendlichen am Ende, „er hat viel gelacht und komplexe Antworten gegeben“. Er war „engagiert“ dabei, „er spricht genauso, wie er seine Bücher schreibt, etwas kompliziert“, waren denn nur einige ihrer Anmerkungen zu einer Veranstaltung, die sich sehen und hören lassen konnte.