Koblenz

Wenn nur noch der Glaube bleibt

Foto: Julia Fröder

Bruder Andreas Knapp sprach im Rahmen des katholischen Forums im Bischöflichen Cusanus-Gymnasium über die Verfolgung der Christen im Nahen Osten.

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Einen Einblick in die politische Lage im Nahen Osten und das Leid der dortigen Christen hat Bruder Andreas Knapp am 19. März während des katholischen Forums im Bischöflichen Cusanus-Gymnasium in Koblenz gegeben.

Der Theologe, Priester und Dichter Knapp lernte in Leipzig Christen aus Mossul, einer Stadt im Norden des Iraks, kennen. „Sie waren meine Nachbarn und luden mich ein, mit ihnen Fotos ihrer alten Heimat zu schauen.“ Die vielen Bilder von Kirchen, die durch den sogenannten Islamischen Staat (IS) zerstört wurden, berührten den Gefängnisseelsorger.

„Die Wiege des christlichen Abendlandes steht im Nahen Osten, dort nahm das Christentum seinen Anfang“, erklärte Knapp. Bis in die Gegenwart lebten in Syrien und im Irak christliche Gemeinden, die die Muttersprache Jesu (aramäisch) sprachen.

Knapp reiste 2015 mit seinem Nachbar Yousif in den Nordirak. „Die Christen wurden als Verbündete der westlichen Staaten angesehen und vom IS diskriminiert, zu hohen Schutzgeldern gezwungen und ermordet.“ Ihnen blieb nur die Wahl zwischen Konvertieren oder Flucht. Viele verließen ihre alte Heimat in Richtung des autonomen Kurdengebiets und leben dort bis heute in Flüchtlingscamps. „Sie haben alles verloren, außer ihren Glauben!“

Knapp riet: „Wir müssen sie in unseren Kirchengemeinden aufnehmen, mit ihnen in Kontakt treten und Hilfe anbieten, auch wenn sie aus anderen christlichen Konfessionen stammen.“ Die Geflüchteten seien sehr interessiert an anderen Kulturen und Religionen. „Darüber hinaus bringen sie große Schätze, wie die Gewaltfreiheit, mit.“ Knapp brachte den Zuhörern das Leid und das Schicksal der christlichen Flüchtlinge näher, welches seiner Meinung nach in den Medien zu kurz kam. Zusätzlich beleuchtete er die Vorgehensweisen des IS im Irak.

Dekanatskantor Joachim Aßmann begleitete die Veranstaltung musikalisch. An diesem Abend waren Mitglieder der syrisch-aramäisch katholischen Gemeinde St. Josef aus Koblenz vor Ort, die ebenfalls Fluchterfahrungen haben.

Das nächste katholische Forum findet am Montag, 23. April, um 19 Uhr im Klangraum des Cusanus-Gymnasiums statt. Der Kunsthistoriker und Geschäftsführer des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Dr. Martin Bredenbeck, spricht über das Thema „Kolumbarium, Vereinsleben, Kletter- oder Konzerthalle? Die Zukunft unserer Kirchen“.

Weitere Informationen gibt es bei der Katholischen Erwachsenenbildung, Fachstelle Koblenz unter Telefon 0261/963 55 90 oder per E-Mail an keb.koblenz@bistum-tier.de