Vallendar/Bendorf

Preußische Königinnen schmiedeten ihrer Zeit so manches Eisen

Foto: AsF Vallendar

Die Damen des AsF Vallendar nahmen an einer interessanten Führung in der Sayner Hütte teil.

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Frauen der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) nahmen am 14. Oktober in der Sayner Hütte an der öffentlichen Führung “Frauen-Power” teil. Heute verbinden wir mit diesem Begriff Kraft, Stärke und Macht der Frauen. Vor 150 Jahren war das ganz anders, Frauen waren eben nicht “an der Macht”.

In Bendorf waren alle zur Eisenerzverhüttung notwendigen Faktoren gegeben: Eisenerzmaterial, Wälder, Formsand, Bäche und der Transportweg Rhein. 1769 wurde der letzte Kurfürst Clemens Wenzelslaus hier in der Eisenverhüttung unternehmerisch tätig, unter anderem mit der Herstellung von Wasserrohren, Masseneisen und Fassreifen. Ab 1815 in der Zeit des preußischen Staates wurde die Hütte zur Königlich Preußischen Eisengießerei mit innovativer Gußeisentechnologie.

Foto: AsF Vallendar

Carl Altans, dem Erbauer der neuen Hütte, gelang 1830 das erste Gebäude der Welt, an dem alle tragenden Teile aus Eisen hergestellt wurden. Diese “Kathedrale der Industrie” – heute ein Zeitzeugnis – hat Industriegeschichte geschrieben mit neuen Funktionsabläufen in der Verhüttung und gelungener Ingenieur- und Architekturkunst.

Ein Foto der Arbeiterbelegschaft in der Gießhalle zeigt uns müde und frustrierte Männer, die von weither kamen, mit geringer Lebenserwartung. Kinderarbeit war gang und gäbe. Die Frauen arbeiteten als Waschfrauen und waren zu Hause alleine für Kinder, Vieh und Acker zuständig – ein hartes Leben im Hintergrund.

Auf diesen Ort harter Arbeit trafen drei preußische Königinnen und Prinzessinnen: Königin Luise von Preußen, verheiratet mit Friedr. Wilh. III, war eine “bürgerliche Königin”, die ihre Kinder selbst erzog. Sie galt als Stilikone, tanzte Walzer und war von den Bürgern akzeptiert. 1807 führte sie bei Napoleon Friedensverhandlungen für die Preußen. Später warb sie für Bündnisse mit Österreich und Frankreich und beeinflusste damit die Politik. 1810 entstanden in der Berliner Hütte gusseiserne “Luisenbroschen” zur Trauerbekundung und 1814 das “Luisenkreuz” für Frauen posthum entsprechend dem Eisernen Kreuz für Männer. Dabei stand das Eisen für Nationalbewusstsein und Patriotismus.

Nach Luises frühem Tod nahm Prinzessin Marianne deren sieben Kinder zu sich. Sozial engagiert gründete sie 1813 einen Frauenverein. Im Krieg gegen Napoleon stand unter dem Motto ”Gold gab ich für Eisen” Eisenschmuck für den Patriotismus der Trägerinnen.

Königin Elisabeth, verheiratet Friedr. Wilh. IV, nahm selbst keinen politischen Einfluss, sondern förderte ihren Schwager Wilhelm, der dann erster Deutscher Kaiser wurde. Ihren Witwensitz nahm sie in Schloss Stolzenfels, wo der preußische Adler, eine gusseiserne Blumenetagere und die Treppe aus Gusseisen erhalten sind.

So gelang bei dieser interessanten Führung ein Blick auf Frauen, die mit Mut, Intelligenz und Eleganz so manches Eisen in ihrer Zeit schmieden konnten.

Die Treffen der AsF Frauengruppe finden an jedem dritten Dienstag, um 19.30 Uhr, im “Herzog von Nassau” statt. Der nächste Termin, am 20. November, dreht sich um eine Gesprächsrunde mit der türkischen Frauengruppe aus Bendorf. Herzliche Einladung an alle Interessierten!