Kreis Mayen-Koblenz

Kein Frieden im Heiligen Land

Foto: Veranstalter

Beeindruckende Israelreise der Trierer Komturei vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Übergabe der Pilgermuschel im Lateinischen Patriarchat.

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„Shalom Schabbat“. so grüßte ein gut gekleideter Mann mit Kippa die christlichen Pilger, als er am Freitag Abend die Klagemauer verließ. Es war der 5. Oktober, der vorletzte Tag der Israelreise der Trierer Komturei vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Den Eindruck, dass Friede herrsche im Heiligen Land, den hatten die 19 Mitreisenden nicht gewonnen.

Am 29. September mitten in der Nacht waren sie angekommen im Pilgerhaus Tabgha, gelegen überaus idyllisch am See Genesareth. Unter der gemeinsamen Leitung von Ruth Kremer, der leitenden Komturdame aus Koblenz, und Dechant Thomas Darscheid aus Neuwied, verfolgten die Heiliglandpilger vier Ziele: Christen besuchen und in ihrem Engagement bestärken, Orte aufsuchen, die zu Jesus gehören, und dort beten, das Land und seine historischen Stätten kennen lernen und schließlich den palästinensisch-israelischen Konflikt zu verstehen versuchen.

Yossi Tal, ein säkularer Israeli, begleitete die Gruppe während der neuntägigen Reise. Als die Trierer Pilger in der katholischen Universität in Bethlehem die palästinensische Sicht der politischen Lage erfuhren, runzelte er die Stirn. Es gäbe keine Berührungspunkte zwischen jungen Israelis und Arabern islamischen Glaubens, sagte die junge Studentin, selbst eine Muslima kurz vor dem Studienabschluss in Soziologie. Erst müsse die Besatzung aufhören. Ein christlicher Mitstudent war konzilianter gestimmt und meinte, in der Nachfolge Jesu habe man als Christ auch Demütigungen zu ertragen, wie sie Alltag seien an den Grenzposten. Yossi Tal verwies später im Bus auf die 1000 Toten nach dem Osloabkommen, fast alles Zivilisten und Bürger des Staates Israel. Der Friede habe leider nicht funktioniert. Abgrenzung sei die einzige Option.

Nach dem Besuch in der beeindruckenden Universität, an der etwa 20 Prozent palästinensische Christen studieren (Bevölkerungsanteil unter 2 Prozent) ging es mit dem Bus und später zu Fuß zu Dahers Weinberg. Daoud Nassar verteidigt dort das Land seiner Familie gegen den Zugriff der jüdischen Siedler, die bereits die umliegenden Hügel bewohnbar gemacht haben. Nassar sei, so drückte er es in perfektem Deutsch aus, nicht bereit, sich zum Feind machen zu lassen. Für 10 Euro konnte man einen Olivenbaum pflanzen lassen. Nassar selbst ist Christ und wünscht, dass seine Landsleute aus der Opferrolle heraustreten. „Man kann etwas machen“, so seine Devise. Vor Gericht und auf dem Acker.

Als Höhepunkte der Reise erlebten die Pilger die Frühmesse in der Auferstehungskirche und den Besuch bei Schwester Klara Berchtold in der Schule der Salvatorianerinnen in Nazareth. Auch von ihr ging große Ermutigung aus. Auch hier wurde etwas aufgebaut, was Bestand hat. Etwa 1500 Kinder werden hier auf einem Hügel im quirligen Nazareth unterrichtet und zwar bereits in der Grundschule. Das Niveau der Abiturienten ist landesweit überdurchschnittlich.

Zum Pflichtprogramm der Grabesritter gehört der Besuch beim Lateinischen Patriarchat. Dieser Außenposten des Papstes in Jerusalem wird finanziell von den Grabesrittern am Laufen gehalten. Das ist eine Hauptaufgabe dieses Laienordens. Weihbischof Giacinto-Boulos Marcuzzo verlieh Susanne Gorgulla aus Koblenz, Monika Steimers und Katharina Zey-Wortmann aus Trier sowie Christina Brück aus Saarbrücken die Pilgermuschel. Er bedankte sich für die Unterstützung und empfahl, auch die Christen in Jordanien zu besuchen, die leicht aus dem Blick des Westens geraten würden.