SP-X/Wolfsburg. Anfang des Jahres führte VW den neuen Tiguan ein und hat bis Ende August über 40.000 Stück davon in Deutschland ausgeliefert. Und das, obwohl ein wichtiger Ableger im Konfigurator bisher fehlte: der Tiguan Allspace.
Die Langversion mit sieben Sitzen schiebt VW erst zum Jahresende nach, dann allerdings unter dem Namen Tayron. Wolfsburg will seinen zweitgrößten, zwischen Tiguan und Touareg platzierten SUV als eigenständige Baureihe vermarkten, um mehr Aufmerksamkeit für das Modell zu generieren.
Vom Tiguan unterscheidet sich der längere SUV vor allem vorne: Seine Motorhaube ist deutlich höher, was den Wagen optisch etwas wuchtiger macht und gleichzeitig Fußgänger besser schützt. Da zwischen Blech und Motorblock mehr Luft ist, muss die Haube bei einem Unfall nicht wie im Tiguan blitzschnell mechanisch angehoben werden.
Die markanten LED-Doppelscheinwerfer sitzen ebenfalls etwas höher. Mit Matrixtechnik knipsen sie gegen Aufpreis ihre LED einzeln an und leuchten die Straße je nach Verkehrs- und Lichtverhältnis aus. Auch die beim ID.7 eingeführte neue Lichtsignatur in Form einer LED-Leiste mit beleuchtetem VW-Logo in der Mitte kommt zum Einsatz. Am Heck zeigt der Tayron mit einem rot leuchtenden Logo ebenfalls, von welcher Marke er stammt. Die LED-Technik eröffnet den Herstellern ja jede Menge Möglichkeiten, ihre Autos aufwendig zu inszenieren. Und so lässt auch der Tayron auf seinem roten Leuchtbank hinten ein beeindruckendes Lichtspektakel ablaufen, sobald der Wagen geöffnet oder geschlossen wird.
Im Innenraum spielt der SUV technisch und optisch auf gleichem Niveau wie Passat, ID.7 oder Touareg. Es gibt digitale Instrumente, einen riesigen Bildschirm, eine einfache Bedienung – auch per Sprache – sowie jede Menge Möglichkeiten, Licht, Sound und Optik zu individualisieren. Je nach Ausstattung verlegt VW großzügig offenporiges Holz oder hinterleuchtete Applikationen im Armaturenbrett und Türverkleidungen.
Mit 4,77 Meter ist der Tayron rund 23 Zentimeter länger als der Fünfsitzer. Der Längenzuwachs kommt zur Hälfte dem Kofferraum, der Rest dem Innenraum zugute, wo VW auf Wunsch im Heck zwei Klappsitze montiert. Doch während man auf der hohen Rückbank außergewöhnlich bequem sitzt und viel Platz für die Beine hat, sind auf den beiden Hecksitze nur Kinder gut untergebracht. Man muss schon ziemlich beweglich sein, um durch den schmalen Spalt zwischen der verschiebbaren Bank und der C-Säule ins Heck zu klettern.
Bei allen Sitzen lassen sich die Lehnen umlegen, sodass eine ebene Ladefläche entsteht, die nur vorne minimal ansteigt. Bis zu 2.090 Liter Stauraum sind eine Ansage und selbst bei aufgestellten Lehnen lassen sich hinter der Rückbank des Fünfsitzers mehrere Koffer und Taschen einladen. Dank seiner hohen Karosserie könnte der Tayron bei Trips zum Bau- oder Möbelmarkt also durchaus als Kleintransporter dienen.
Er wird im Oktober zu Preisen ab rund 45.000 Euro eingeführt, der Tiguan startet bereits bei 38.250 Euro. Der Unterschied relativiert zum kürzeren Bruder relativiert sich allerdings, wenn man genauer hinschaut. So verzichtet der große SUV auf die Basisausstattung, läuft mindestens im Niveau Life und mit 150 PS samt DSG vom Band. Vergleicht man diese Versionen, so schrumpft der Aufpreis fürs Langmodell auf faire 2.200 Euro.
Ansonsten fährt das große SUV mit ähnlichem Antriebsportfolio vor wie der Tiguan. Vorneweg den beiden neuen Plug-in-Motoren, die VW auch im Passat und Golf einsetzt. Sie kommen elektrisch gut 100 Kilometer weit und können unterwegs sogar am Schnelllader Strom bunkern. So eignen sich die Steckdosenstromer auch für Kunden, die eigentlich elektrisch fahren wollen, sich aber noch nicht richtig trauen. Wegen des Akkus hinten im Boden sind die PHEV-Modelle allerdings nur als Fünfsitzer erhältlich. Kilometerfresser greifen zu einem der beiden Diesel mit 150 oder 193 PS. Der stärkere TDI kommt serienmäßig mit Allradantrieb und eignet sich deshalb besonders, wenn man die 2,5 Tonnen Anhängelast ausreizen will. Zusätzlich bietet VW drei bis zu 265 PS starke Benziner an, zwei davon ebenfalls mit Allradtechnik.
Für den Allradantrieb setzt VW auf eine neue 4x4-Kupplung.Um Sprit zu sparen, koppelt sie bei trockener Straße die Hinterachse ab. Erst wenn mehr Grip benötigt wird, leitet sie die Antriebskräfte über die Kardanwelle an die Hinterräder weiter. Wird ein Hänger angekoppelt, aktiviert die Technik den sogenannten Trailer Assist. Der verteilt die Antriebskräfte lastabhängig und vermeidet, dass der Hänger beispielsweise bei zu niedriger Stützlast zu pendeln beginnt. Außerdem hilft er dabei, das Gespann rückwärts in enge Lücken zu zirkeln.