Eifel-Gasthof in Kempenich: Ankochen gegen die Novembertristesse

Frühling? Ende November? Hier? Das kommt etwas überraschend. Der Eifel-Gasthof in Kempenich liegt auf knapp 500 Meter Höhe im Vulkanpark Brohltal. Der zeichnet sich auch dadurch aus, dass es immer ein paar Grad kälter ist als das Rheintal. Viel Natur, aber auch manchmal schroff.

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Stefanie Kleefuß versucht dem offenbar entgegenzusteuern. Mit einem gastronomischen Konzept, das einen hier eher unerwartet trifft. Bevor Kleefuß den Herbergsbetrieb samt Gasthof vor vier Jahren übernahm, war er vor allem von Wanderern, Motorrad- und Fernfahrern frequentiert. Ein Schnitzelparadies, sichtlich in die Jahre gekommen. Das galt für Küche und Ambiente gleichermaßen. Die neue Eigentümerin hat Hotel und Restaurant den Muff ausgetrieben.Und wie ginge das schöner als mit immerwährendem Frühling?

Ambiente

Mit ein paar gekonnten Kniffen wurde der freudlosen Zweckarchitektur beim Renovieren eine Anmutung von Bauhaus verpasst. Die breite Fensterfront setzt auf Transparenz: Wer vorbeikommt, kann reinschauen. Wer drinnen sitzt, dem bietet sich ein großzügiger Ausblick. Blumenkübel und Balkonverkleidungen in Maiengrün rufen schon von Weitem: „Hallo, hier kommt der Frühling!“ Diesen lauten Farbakzent führt das Interieur konsequent fort: Servietten, Veranstaltungsprogramm, Halstuch der Kellner. Der gestalterische Plan wird derzeit allerdings durch die saisonbedingte Weihnachtsdekoration durchkreuzt. Gegen die schlichte Strenge der Einrichtung im Gastraum bollert ein Kaminofen mit der Behaglichkeit eines Lagerfeuers an.

Service

Auch das Personal versteht seine Aufgabe darin, Behaglichkeit zu verbreiten. Die Hausherrin begrüßt ihre Gäste herzlich – auch unbekannte. Nach einem Wein zum vegetarischen Gang gefragt, bringt der Kellner zwei passende zur Wahl, um unsere Vorlieben auszuloten. Nach getaner Arbeit kommt der Koch zu den Gästen und antwortet engagiert, wenn sie neugierig nachfragen.

Essen

Küchenchef Yoann Hue setzt auf regionale Zutaten, vor allem aber auf essbare Blüten und Wildkräuter, und verhehlt nicht, wo die Wurzeln dieser Leidenschaft liegen: Sein Onkel ist Jean-Marie Dumaine, der Papst der Wildkräuterküche aus Sinzig. Dort hat Hue den Umgang mit Kräutern und Blüten gelernt. Die Vorspeise zum „Menü Nature“ – Feta-Cashew-Kugeln mit Wildkräutern, Paprikasoße und Chinakohl im Glas – etwa zündet mit essbaren Blüten von Fuchsia, Tagetes und Ringelblume (noch aus dem eigenen Garten) ein sommerliches Farbfeuerwerk. Mit dem Hauptgang hält der Herbst Einzug: Die butterzart geschmorte Schulter vom Eifelrind mit Pastinakenpüree, Birne und einer Truffade ist schön kombiniert, gerät im Ganzen aber zu mollig. Die Bratkartoffeln sind mit dem Bergkäse zu einem festen Klumpen verbacken und doppeln das üppige Püree. Dem Dessert, einer klassischen Crème Brûlée, verschafft Mädesüß in der dazu gereichten Himbeergrütze einen leicht medizinalen Kräutergartenkick.

Fazit

Ehrliche Zutaten, bevorzugt aus der Region, bekommen einen Hauch Küchengartenexotik mit. Um die Gäste nicht zu überfordern, hat Hue das Konzept der Pflanzenküche auf ein massentaugliches Maß zurechtgestutzt. Für Experimentierunwillige und die Stammgäste von einst hält die Karte weiterhin Klassiker wie Rumpsteak, Schnitzel und einen erwähnenswerten Burger als Friedensangebot bereit.

Adresse

Eifel-Gasthof Kleefuß
In der Hardt 1
56746 Kempenich
Telefon 02655/941 880
E-Mail kleefuss@eifelgasthof.de


Küchenzeiten Do bis Sa 17-21 Uhr, Sa/So 12-21 Uhr, Mo bis Mi Ruhetag