Koblenz

XXL-Patienten: Ausstattung und Pfleger stoßen an Belastungsgrenze

Immer öfter werden in Koblenzer Kliniken übergewichtige Patienten behandelt. Die Einrichtungen sind bestrebt, den besonderen Ansprüchen der XXL-Kranken gerecht zu werden. „Wir stellen uns den Anforderungen, die pflegebedürftige, immobile und übergewichtige Patienten mit sich bringen“, betont etwa Eva Thielmann vom Katholischen Klinikum Koblenz-Montabaur (Brüderhaus und Marienhof). Nicht das Übergewicht allein ist problematisch, sondern die Kombination mit Pflegeabhängigkeit und Bewegungseinschränkung.

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Koblenz – Immer öfter werden in Koblenzer Kliniken übergewichtige Patienten behandelt. Die Einrichtungen sind bestrebt, den besonderen Ansprüchen der XXL-Kranken gerecht zu werden. „Wir stellen uns den Anforderungen, die pflegebedürftige, immobile und übergewichtige Patienten mit sich bringen“, betont etwa Eva Thielmann vom Katholischen Klinikum Koblenz-Montabaur (Brüderhaus und Marienhof).

Nicht das Übergewicht allein ist problematisch, sondern die Kombination mit Pflegeabhängigkeit und Bewegungseinschränkung. „Unsere Mitarbeiter sind darauf geschult, die Patienten mit verschiedenen Techniken zu bewegen und nicht zu heben“, erklärt Eva Thielmann und verweist darauf, dass Krankenpflege überwiegend von Frauen ausgeführt wird. Häufig müssen daher pflegerische Tätigkeiten von mehreren Personen gleichzeitig übernommen werden.

Je nachdem, wie mobil der Patient ist, erleichtern Pflegehilfsmittel die Arbeit des Krankenhauspersonals. Gehhilfen gibt es als Spezialanfertigungen für schwere Menschen, ebenso wie Pflegestühle mit Armlehnen im breiteren Abstand. Das Bundeswehrzentralkrankenhaus verfügt in jedem Stockwerk über einen Hebekran, der es erleichtert, eine bis zu 150 Kilogramm schwere Person aus dem Sitz zu heben und an einen anderen Ort zu transportieren.

Toilettenstühle für schwere Lasten

Auch im Badezimmer sind mehr Platz und Spezialausrüstung nötig. So kann auf einer normalen Personenwaage ein Körpergewicht von bis zu 200 Kilogramm gemessen werden, allerdings wird die Gewichtsangabe häufig vom Körper verdeckt. „Unsere Spezialwaage ist bis 300 Kilogramm zugelassen und hat ein Display in Augenhöhe“, erläutert Eva Thielmann. Toilettenstühle, die bis zu 160 Kilogramm statt der standardmäßigen 120 Kilogramm vertragen und zudem größer sind, können bei Bedarf eingesetzt werden.

Aber auch die Aufzüge stoßen häufig an ihre Belastungsgrenzen. Entscheidend ist das Bett – für die Pflegekräfte wie den Patienten. Im Brüderhaus und im Marienhof stehen Spezialbetten für Patienten zur Verfügung, die mehr als 180 Kilogramm wiegen. Das Stiftungsklinikum Mittelrhein in der südlichen Vorstadt verfügt über 76 Elektrobetten, die bis 230 Kilogramm belastet werden können. „Die Schwierigkeit dabei ist, dass die Patienten meist von der Breite her nicht hineinpassen“, erklärt Jutta Weber, Sprecherin beim Stift. Im Bundeswehrzentralkrankenhaus sind die normalen Krankenhausbetten sogar bis 280 Kilogramm zugelassen.

Koblenzer Firma ist spezialisiert

Im Bedarfsfall leihen sich alle Kliniken Schwerlastbetten im Fachhandel. „Es gibt Pflegebetten, die für ein Gewicht bis zu 450 Kilogramm ausgelegt sind“, erklärt Rudolf Schern, Geschäftsführer des Medi-Centers Mittelrhein. Das Koblenzer Unternehmen für Pflegeausstattung hat sich auf XXL-Hilfsmittel spezialisiert. Auch die Matratze spielt eine Rolle: „Bis etwa 180 Kilogramm kommen Spezialmatratzen zum Einsatz, die eine Druckverteilung bieten“, erklärt Eva Thielmann vom Katholischen Klinikum.

Nicht nur bei der Pflege übergewichtiger Patienten, auch in den Funktionsbereichen gibt es Spezialausstattungen. „Unsere OP-Tische tragen bis zu 360 Kilogramm, zudem gibt es überlange Operationsinstrumente und videoendoskopische Instrumente für die sogenannte Schlüsselloch-Chirurgie“, erklärt Jutta Weber vom Evangelischen Stift.

Problematisch wird das Gewicht bei bestimmten Untersuchungsmethoden: In der Radiologie des Kemperhofes etwa ist die Belastbarkeit der Tische der Großgeräte limitiert. „Für die Computertomografie gilt beispielsweise eine uneingeschränkte Untersuchbarkeit der Patienten bis zu einem Körpergewicht von 180 Kilogramm“, sagt Prof. Dr. Klaus Schunk, Chefarzt für diagnostische und interventionelle Radiologie. Und auch im Bundeswehrzentralkrankenhaus können mitunter diagnostische und therapeutische Maßnahmen nicht durchgeführt werden, wenn Patienten zu schwer sind.

Von unserer Mitarbeiterin Katharina Demleitner