Mannheim

„Volksverhetzung und Gewaltverherrlichung“: Xavier Naidoo und Kool Savas weisen Vorwürfe zurück

Xavier Naidoo und Kool Savas
Xavier Naidoo und Kool Savas stehen unter Beschuss wegen ihres Songs «Wo sind». Foto: Katja Kuhl

Sie haben einen Song in härtester Sprache getextet, sehr brutal, sehr rüde, und ihn dann als „versteckten Track“ auf ihrer neuen CD „Gespaltene Persönlichkeit“ veröffentlicht: Nun wehren sich die Musiker Xavier Naidoo und Kool Savas gegen Vorwürfe der Volksverhetzung und Gewaltverherrlichung. Die Staatsanwaltschaft in Mannheim prüft derzeit, ob sie ein Ermittlungsverfahren einleitet.

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Die Jugendorganisation der Partei Die Linke, die Linksjugend Solid, hatte Anzeige wegen des Liedes «Wo sind» des Musikprojektes Xavas erstattet, weil dieses Gewalt verherrliche und schwulenfeindlich sei.

Vorwurf: „Kindesmissbrauch mit Pädophilie mit Homosexualität gleichgesetzt“

„Hier werden auf haarsträubende Art und Weise satanistische Rituale mit Kindesmissbrauch mit Pädophilie mit Homosexualität gleichgesetzt. Das ist eine Frechheit.“ Naidoo inszeniere sich als der Kämpfer für das Gute mit Heiligenschein, in Wirklichkeit aber offenbare er eine verquere Weltsicht und stachele zu Gewalt und Selbstjustiz an.“

Michalke weiter: „Auch wenn man den aggressiven Text als solchen nimmt, stellt er einen Angriff auf die Menschenwürde und eine Verherrlichung von Gewalt dar, der auch durch die Kunstfreiheit nicht mehr gedeckt ist. Dass ein bundesweit bekannter Musiker, der auch regelmäßig in verschiedenen Fernseh-Shows vor einem Millionenpublikum auftritt, dieses Gedankengut versteckt und unbehelligt an seine Fans weitergeben können soll, können und wollen wir nicht akzeptieren. Das Lied ist insoweit auch Ausdruck der allgemeinen Homophobie in der Mitte der Gesellschaft.„

Stellungnahme von Savas und Naidoo

In einer gemeinsamen Stellungnahme auf der Homepage des Projektes erklärte der Rapper Savas (37): «Ich möchte klarstellen, dass es nie die Absicht unseres Liedes war, Homosexualität und Pädophilie gleichzusetzen oder zur Gewalt gegen Menschen aufzurufen.»

Im Liedtext geht es in sehr vulgärer Sprache um pädophile Morde an Kindern. Es fallen Sätze wie «Ich bin nur traurig und nicht wütend. Trotzdem würde ich euch töten.» Auch der Satz «Wo sind unsere Helfer, unsere starken Männer, wo sind unsere Führer, wo sind sie jetzt?», ruft Kritik hervor.

Naidoo: Ruf nach Führern gilt “unseren aktuellen Führern"

Naidoo (41) erklärte, der Ruf gelte natürlich «unseren aktuellen Führern», also den Verantwortlichen in Politik, Medien und bei den Ermittlungsbehörden. «Es ist mir unverständlich, wie man das falsch interpretieren kann.»

Naidoo – der mit sanften Hits wie «Dieser Weg» Erfolge feierte – verweist auch darauf, dass er als Kind selbst in die Hände eines Pädophilen geraten sei. Als Achtjähriger war Naidoo vom Gärtner seiner Tante missbraucht worden. «Wenn ich in meinem Leben eines erreichen möchte, dann, dass nie wieder Kinder auf diese furchtbare Weise ums Leben kommen.»

Das Lied ist als sogenannter Hidden Track auf dem aktuellen Album der beiden Musiker, taucht also nicht in der Songliste auf. Die Solid-Anzeigen waren bei mehreren Staatsanwaltschaften eingegangen. Die Behörde in Mannheim prüft die Vorwürfe derzeit noch. Ob ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird, ist noch nicht entschieden. Die Berliner Staatsanwaltschaft erklärte sich am Donnerstag für nicht zuständig und verwies auf die Kollegen in Mannheim.

Mitteilung Linksjugend Solid