Nohfelden

Verdacht auf Menschenhandel beim Ferienparkprojekt Bostalsee

Etwa 50 rumänische Arbeiter, die auf der Großbaustelle am Bostalsee beschäftigt sind, haben offenbar seit Monaten keinen Lohn erhalten und sind unter menschenunwürdigen Bedingungen untergebracht. Die Staatsanwaltschaft in Saarbrücken hat Ermittlungen wegen des Verdachts auf Betrug und Menschenhandel eingeleitet. Auf Initiative von Landrat Udo Recktenwald ist für Donnerstag eine Krisensitzung geplant.

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60 Euro bar auf die Hand hat das Holzbaukonsortium IETC am vorigen Freitag jedem der rumänischen Arbeiter ausbezahlt. So lautete die Vereinbarung, die der für die 400 Ferienhäuser zuständige Generalunternehmer mit der Industriegewerkschaft Bau, Agrar und Umwelt (IG BAU) am Donnerstag nach heftigen Protesten rund 30 Betroffener getroffen hatte. Die im niedersächsischen Fresenburg ansässige IETC hat schriftlich Bedauern über die Vorfälle geäußert. Sie versichert in einem Schreiben an den Saarländischen Rundfunk, die von ihr beauftragten Subunternehmer pünktlich und vertragskonform zu bezahlen. Man sei mit dem nun betroffenen Subunternehmer in Kontakt und dabei, die Vorwürfe zu klären.

Ein Besuch bei den rumänischen Arbeitern, die für den Innenausbau der Ferienhäuser eingesetzt werden, bringt katastrophale Zustände ans Tageslicht. Bis zu 15 Männer teilen sich ein Schlafzimmer in den Wohnungen. Wer Glück hat, bekam eine klapprige Pritsche ab. Andere liegen auf selbst zurechtgeschnittenen Styropor- oder Gipsplatten. Schränke: Fehlanzeige. Besonders heruntergekommen sieht die Behausung in Sötern aus. Eine ramponierte Küche dient als Aufenthaltsraum. Der Schlafsaal wirkt wie ein Durchgangslager. Ein rumänischer Mittelsmann, der für die Firma Lins auf der Baustelle am Bostalsee arbeitet, habe sie dort untergebracht.Die Männer erzählen, sie hätten seit Monaten keinen Lohn bekommen. Das letzte Ersparte sei fast aufgebraucht.

Mihai Balan vom Europäischen Verein für Wanderarbeiterfragen (EVW) dolmetscht die Hilfesuchenden. Dabei kommen weitere unglaubliche Dinge zu Tage. Demnach forderte zum Beispiel der Mittelsmann von seinen Landsleuten 45 Euro für eine simple Bankkarte. Wer vor Ort keinen eigenen Wagen hat, werde mit einem Minibus zur Arbeit gekarrt – das koste 20 Euro die Woche. Sozialversicherung? Fehlanzeige.

Der EVW-Vertreter übersetzt die Leidensgeschichte eines Betroffenen: „Ein Kollege hatte sich am Bau den linken Oberschenkel mehrmals gebrochen.„ Per Krankenwagen sei er in die Klinik nach St. Wendel gekommen und wenig später nach Rumänien zurückgeschickt worden. Er solle lügen, ihm sei dies Zuhause passiert. Balan: „Die Rechnung über 150 Euro für den Transport bekam er zugesandt.“ Zum Vergleich: Der monatliche Mindestlohn in dem osteuropäischen Land liegt bei 175 Euro. Immer wieder müssten sie sich von ihrem Mittelsmann demütigen lassen. Als sie auf ihre ausstehenden Gehälter pochten, habe er lapidar gesagt: „Ihr seid doch Rumänen. Klaut doch!"