Rheinland-Pfalz

Verband: Kontrolldichte ist Sache der Kommunen

Lebensmittelchemikerin Mirjam Zeiher macht im Landesuntersuchungsamt in Koblenz zuerst die typische Geruchsprobe.
Lebensmittelchemikerin Mirjam Zeiher macht im Landesuntersuchungsamt in Koblenz zuerst die typische Geruchsprobe. Foto: LUA

Nach Schätzungen des Bundesverbands der Lebensmittelkontrolleure fehlen in Deutschland bis zu 1500 Experten, die Lebensmittel überwachen und Verbraucher schützen. Wie groß der zusätzliche Bedarf aber in Rheinland-Pfalz ist, weiß auch der Landesvorsitzende Karl Josef Leibig (Speyer) nicht.

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Denn jeder Kreis und jede kreisfreie Stadt bemisst nach vermeintlicher Risikolage selbst den Personalschlüssel. Das Risiko wird nach den Prüfungsergebnissen eingeschätzt.

Lebensmittelchemikerin Mirjam Zeiher macht im Landesuntersuchungsamt in Koblenz zuerst die typische Geruchsprobe.
Lebensmittelchemikerin Mirjam Zeiher macht im Landesuntersuchungsamt in Koblenz zuerst die typische Geruchsprobe.
Foto: LUA

Feste Vorgaben gibt es außer bei Krankenhäusern (zwei Kontrollen pro Jahr) nicht mehr. Der Richtwert, jeden Betrieb einmal im Jahr zu prüfen, wurde mit dem am Risiko orientierten Kontrollmodus abgeschafft. Aber eins weiß Leibig aus Gesprächen mit Kollegen: Kaum einer der 120 Kontrolleure im Land „erreicht seine Sollzahl, obwohl wir alle schon an der Belastungsgrenze arbeiten“.

Denn wer krank, im Urlaub oder im Mutterschutz ist, werde nicht ersetzt. Lebensmittelkontrolleure wachen über Produkte und Hygiene von Fachgeschäften, Einzelhandel, Gastronomie oder Partyservices. Außerdem prüfen sie, wie Betriebe die Herkunft von Zutaten und Produkten dokumentieren. Hinzu kommen die Probenentnahmen, die mit dem Landesuntersuchungsamt abgesprochen sind.

Für Schlachthöfe oder lebende Tiere sind die Amtstierärzte zuständig. Der Bundesverband der Labensmittelkontrolleure kritisiert nicht nur den Personalmangel und föderalen Flickenteppich, sondern auch die Tatsache, dass viel zu wenige Daten ausgetauscht werden – ob mit dem Veterinär nebenan oder mit anderen Ländern. Dies erleichtere Betrügern das Geschäft.

Ein Kontrolleur wie Leibig stößt im Alltag vielleicht weniger häufig auf ausgekochte Gauner, aber auf viele Angestellte, die „aus Unwissenheit“ mit Lebensmitteln falsch umgehen. Für ihn ist es ein Defizit, dass für den Lebensmittelverkauf eben bloß ein Gewerbeschein genügt. Die Lebensmittelkontrolleure aber müssen vor ihrer zweijährigen Ausbildung bereits einen Meisterbrief oder Technikerabschluss nachweisen.

Trotzdem werden sie aus Leibigs Sicht zu schlecht bezahlt. Rheinland-Pfalz stufe sie als Beamte im „mittleren Dienst“ ein – in der Endstufe mit höchstens 2900 Euro brutto.


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