Teil 2: Von Luftschlössern und dem schönen Schein

„Der Blick auf zwei Monde“ heißt Fides Beckers Wandmalerei aus Acrylfarbe, das den Festsaal des Bahnhofs Rolandseck zeigt.
„Der Blick auf zwei Monde“ heißt Fides Beckers Wandmalerei aus Acrylfarbe, das den Festsaal des Bahnhofs Rolandseck zeigt. Foto: Vollrath

Fides Becker hat an der Frankfurter Städelschule Malerei studiert und mir ihrem Wandgemälde „Der Blick auf zwei Monde“ die Architektur des historischen Bahnhofs Rolandseck, der zum Ensemble Arp Museum zählt, in Richard Meiers Museumsbau der Moderne transportiert.

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Fast illusionistisch öffnet sich die weiße Museumswand hin zu einem gemalten Raum, dessen Vorbild in Wirklichkeit einige Etagen tiefer liegt. Fast schwerelos schwebt einem da die prunkvolle Festsaaldecke mit ihrem Stuck und den kristallenen Lüstern vor Augen und holt den Prunk und Glanz einer vergangenen Epoche in den klaren, geradlinigen, ja puristischen Bau. Über die weißen Wände triefen zarte Farbschlieren, geben den Leerstellen im Gemälde sachte Kontur.

Gold- und Sepiatöne stellen den Bezug zu den benachbarten Fresken der zwölf Apostel her, die Johann von Schraudolph 1846 für die Apsis des Speyerer Doms geschaffen hat. Ein gemaltes Fenster eröffnet eine weitere, dritte Perspektive. Zeit und Raum durchdringen sich, doch die moderne Farbigkeit – die pinkfarbene Stuckrosette, Leuchter in strahlendem Blau – holt den Betrachter wieder ins Heute zurück.

Von unserer Redakteurin Nicole Mieding