Schauspiel schaut über Grenzen

Jan Philip Gloger.
Jan Philip Gloger. Foto: Harry Braun

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Der für seine ziemlich durchgeknallten Inszenierungen bekannte Bodó, dem es gelungen ist, mit „Tot im Orientexpress“ eine große Schar junger Leute ins ausverkaufte Große Haus zu locken, inszeniert im Mai das Experiment „Der letzte Mensch von Europa“, in dem er Funktionsweisen unserer Gesellschaft untersucht und auf der Bühne erprobt, wie sich solche Systeme unter Druck und in sozialen Krisen entwickeln.

Mit der modernen Finanzwelt und deren Auswirkungen beschäftigt sich auch das Stück „Machthaber“ von der Mainzer Stadtschreiberin Kathrin Röggla. Die Österreicherin spürt den Strategien des Leugnens und Verdrängens der aktuellen Krise nach.

Zur Eröffnung der Spielzeit wird, ganz dem Motto entsprechend, Samuel Becketts Klassiker „Warten auf Godot“ gespielt. Marcus Mislin, Regisseur und Ensemblemitglied, wird das Stück, in dem zwei Landstreicher auf einen Godot warten – der aber nie kommt – im Kleinen Haus inszenieren.

Ein Stück, was sich intensiv mit aktuellen Themen, etwa der Bestechlichkeit von Politikern und den Gefahren von Lobbyismus, beschäftigt, ist Oscar Wildes „Der Ideale Mann“. In der Bearbeitung von Elfriede Jelinek wird Intendant Matthias Fontheim das Stück am 2. März auf die Bühne bringen.

Gespannt sein darf man auch auf das Theaterprojekt „Grimm. Ein deutsches Märchen“. Jan-Christoph Gockel, der zuletzt „Die Räuber“ inszenierte, wird die Beststeller-Märchen von der Jahrhunderte alten Staubschicht befreien. Mit Puppenspieler Michael Pietsch folgt Gockel dem Lebensweg der Brüder Grimm und verknüpft ihn gleichzeitig mit den Grimmschen Figuren und märchenhaften Kreationen.

Apropos Märchen: „Aladin und die Wunderlampe“ wird das diesjährige Weihnachtsmärchen – erneut inszeniert von Marcus Mislin. Die Premiere ist bereits am 22. November.

Unter den modernen Klassikern der kommenden Saison gibt es weitere altbekannte Stoffe: Zum ersten Mal seit Jahren wird in Mainz Camus gespielt: „Die Gerechten“ inszeniert Dominique Schnizer. Schillers Klassiker „Don Carlos“ wird von dem aufstrebenden Jungregisseur Sarantos Zervoulakos auf die Bühne gebracht, der in Mainz kein Unbekannter mehr ist. Derzeit ist von ihm „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ zu sehen.

Unter den internationalen Regisseuren gibt es zwei spannende neue Gesichter: Der Isländer Thorleifur Örn Arnasson widmet sich Dantes „Göttlicher Komödie“. Der türkischstämmige Hakan Savas Mican wird eine Neufassung von Fassbinders Film „Katzelmacher“ auf die Bühne bringen und die Geschichte um den jungen griechischen Gastarbeiter in unsere Zeit versetzen. Andrea Wagenknecht