RZ-Kommentar: Unrecht lässt sich nicht relativieren

Redakteur Frieder Bluhm zum Streit ums Gedenken

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Hunderte Menschen sind gequält worden – kann man sich auf diesen Nenner einigen? Quälend war auch die Diskussion in der ehemaligen Synagoge Ahrweiler. Sie verschob den Blickwinkel weg vom Schicksal der Zwangsarbeiter hin zu einem reinen Zahlenspiel, hinter dem das Grauen verschwindet. Das Lager Rebstock steht exemplarisch für die Verbrechen der NS-Zeit, die im Holocaust gipfelten. Aber das sogenannte Dritte Reich war auch das: ein auf Sklavenarbeit gestütztes Unrechtsregime. Das führt die Gedenkstätte vor Augen. Darf man deshalb über Fakten nicht diskutieren? Man darf, man muss sogar. Gesicherte Fakten dienen der Glaubwürdigkeit. Insofern war es gut, dass die Diskussion nicht nur über Leserbriefe geführt wurde. Nur: Das Unrecht relativieren kann diese Zahlenklauberei nicht. Es war eine berechtigte Diskussion. Aber man hätte sie besser vor dem 9. November 2017 geführt.

E-Mail: frieder.bluhm@rhein-zeitung.net