RZ-Kommentar: Jochen Dick zum neuen DFB-Präsidenten

Viel Arbeit für den Netten aus Nettesheim

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Der größte Sportfachverband der Welt hat einen neuen Präsidenten, den elften in seiner 112-jährigen Geschichte. Wolfgang Niersbach, 61 Jahre alt, wird die Geschicke des Deutschen Fußball-Bundes mit seinen mehr als 6,7 Millionen Mitgliedern lenken. Eine gewaltige Aufgabe für den gelernten Sportjournalisten.

Niersbach ist bekannt als Mann der Tat, als einer, der im Hintergrund wirkt. Er hat den deutschen Fußball mehr geprägt, als es nach außen hin den Anschein hat, als DFB-Pressechef, vor allem als Vizepräsident des WM-Organisationskomitees von 2006, von 2007 an als Generalsekretär. Nun ist Niersbach der Boss und muss den Laden führen und zusammenhalten. Herausforderungen gibt es genug: latenter Rassismus auf und neben den Fußballplätzen, Gewalt in den Stadien, ein Schiedsrichterapparat, der immer wieder für (negative) Überraschungen gut ist, die Ausgestaltung des Grundlagenvertrages ab 2013, der die Finanzströme zwischen DFB und Deutscher Fußball Liga regelt und, und, und.

Niersbach ist ein eloquenter und gut vernetzter Teamspieler. „Der Präsident kann kein Solist sein, er kann nur Kapitän dieser Mannschaft sein“, hat er vor einiger Zeit gesagt. Das könnte leicht als Seitenhieb auf Vorgänger Theo Zwanziger gedeutet werden, doch Nachtreten ist nicht Niersbachs Ding. Er ist ein großer Rhetoriker, überall geschätzt und akzeptiert. Bislang ist er bemerkenswert bescheiden aufgetreten, zurückhaltend, aber bestimmt. Man möchte hoffen, dass der Nette aus dem nordrhein-westfälischen Nettesheim nicht irgendwann doch dem Reiz der Macht erliegt und zum selbstherrlichen Solisten wird. Abschreckende Beispiele aus der Fußball-Funktionärsebene gibt es genug.

E-Mail an den Autor: jochen. dick@rhein-zeitung.net