RZ-Kommentar: Endlich beginnt echte Suche

Jahrzehnte nach dem Start in die Atom-Ära setzt sich jetzt endlich parteiübergreifend die Einsicht durch: Für ein sicheres Atom-Endlager ist nicht die Geografie, also eine dünn besiedelte Gegend bei Gorleben in Nähe zur damaligen DDR, entscheidend. Es muss allein die Geologie, sprich die richtige Gesteinsschicht, ausschlaggebend sein.

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Jahrzehnte nach dem Start in die Atom-Ära setzt sich jetzt endlich parteiübergreifend die Einsicht durch: Für ein sicheres Atom-Endlager ist nicht die Geografie, also eine dünn besiedelte Gegend bei Gorleben in Nähe zur damaligen DDR, entscheidend. Es muss allein die Geologie, sprich die richtige Gesteinsschicht, ausschlaggebend sein.

Erst mit dem Ausstieg dämmert es vor allem Politikern in schwarz-gelben Kreisen, welche große Gefahr über Jahrhunderte mit der vermeintlich so günstigen Atomenergie verbunden ist. Die Zeit war überreif für die Verantwortung, den hoch radioaktiven Müll nicht den nächsten Generationen vor die Füße zu kippen.

Dass bereits 1,6 Milliarden Euro in Gorleben versickert sind, durfte nicht verhindern, bei null anzufangen und sich ideologiefrei auf die Suche zu machen. Dieses Geld hätten frühere Politiker nachfolgenden Generationen wohl auch ersparen können, wenn sie von Anfang an die Wissenschaft ernsthaft beteiligt hätten. Aber in der Kohl-Ära waren die Salzstöcke von Gorleben – unter bis heute nicht ganz geklärten Umständen und politischen Einflüssen – zum alleinigen Ort erklärt worden, der das hoch radioaktive Erbe aufnehmen kann. Ein solches Vorgehen darf sich nicht wiederholen. Deshalb ist es gut, dass Bund und Länder sich im nationalen Konsens verständigen, sich transparent und mit den Bürgern auf den Weg zu machen. Wenn Bund und Länder sich aber entschließen, ohne Tabu zu suchen, ist es – trotz aller Kritik – auch logisch, Salzstöcke (auch die als unsicher geltenden in Gorleben) nicht von vornherein kategorisch auszuschließen.

Jetzt wird endlich nach Jahrzehnten die Frage seriös gelöst werden, die seit dem Bau des ersten Atomkraftwerks hätte geklärt sein müssen. Aber erst mit der Energiewende wuchs aber der Druck, sich dem historischen, fast schon revolutionären Durchbruch nicht mehr in den Weg zu stellen. Das ist ein guter Beginn des Neustarts, auch wenn er zunächst wie ein politisches Experiment mit offenem Ausgang wirkt. Nur eins ist jetzt noch vor allem zu hoffen: Dass es überhaupt einen Standort gibt, der größte Endlagersicherheit für Atommüll bieten kann.

E-Mail: ursula.samary@rhein-zeitung.net