RZ-KOMMENTAR: Der Nahe Osten braucht endlich einen gerechten Frieden

Es ist einfach nur erbärmlich. Wie so oft in all den blutigen Konflikten zwischen Israel und Palästinensern sind es die Radikalen, die Uneinsichtigen, die am Ende gestärkt aus der Konfrontation hervorgehen. Und was tun sie anschließend? Sie bleiben in ihren ideologischen Schützengräben und tragen nichts, aber auch gar nichts zur Lösung der Probleme im Nahen Osten bei. Was als Starke-Männer-Pose rüberkommt, ist in Wirklichkeit die politische Einfallslosigkeit als Programm.

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So wundert es wenig, dass bereits jetzt der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu als einer der Sieger des Gaza-Konflikts gilt. Er hat durch die gezielte Tötung eines Hamas-Kommandeurs Tatkraft bewiesen. Und nun zerbombte er die militärischen Stellungen der islamistischen Bewegung im Gazastreifen, der nicht mehr als ein dicht besiedelter Streifen Elend ist. Wagt Netanjahu nicht doch noch eine verlustreiche Bodenoffensive, könnte ihm dieser kurze Krieg den Sieg bei den anstehenden israelischen Wahlen bescheren. Der Premier trägt einen Imagegewinn davon.

Der zweite Sieger scheint die Hamas selbst zu sein, die Israel eigentlich schwächen will. Mit ihren Raketen, mit denen sie erstmals Luftalarm in Tel Aviv und Jerusalem auslösen konnte, ist ihr ein Prestigeerfolg gelungen. Zumal der Westen gezwungen wurde, mit Hamas-Vertretern zu verhandeln. Allein das gilt als diplomatische Aufwertung einer Organisation, die viele für terroristisch halten.

Verlierer der jüngsten Entwicklung sind vor allem die Menschen, die diesem Konflikt schutzlos ausgeliefert sind. Der Gazastreifen ist so überfüllt, dass zivile Todesopfer unvermeidbar sind. Und in Reichweite der Hamas-Raketen leben viele Israelis in ständiger Angst. Verlierer dieses brutalen Schlagabtauschs sind aber auch die Gemäßigten auf beiden Seiten. Allen voran Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas, der im diplomatischen Ringen bislang keinerlei Erfolge aufweisen kann. Ob seine Strategie aufgeht, den diplomatischen Status Palästinas bei den Vereinten Nationen aufwerten zu lassen, darf bezweifelt werden. Aber auch das Friedenslager auf israelischer Seite verliert im Moment wieder an Boden. Daran ändert auch die (vorläufige) Waffenruhe nichts.

Dabei lässt sich der unsägliche Nahost-Konflikt nur durch einen gerechten Frieden lösen. Die Palästinenser bekommen ihren Staat, die Israelis Sicherheit – mit internationalen Garantien. Doch diesen Weg beschreiten weder Netanjahu und seine Verbündeten noch die Hamas. Sie wollen Macht – zur Not auch ohne Frieden.

E-Mail: dietmar.brueck@rhein-zeitung.net