Eisenhüttenstadt/Frankfurt

Überflutungsgefahr

Oder-Region in Alarmstimmung – Helfer im Dauereinsatz

Von Oder dpa
Hochwasser in Brandenburg
Freiwillige Helfer und Kameraden der Feuerwehr legen Sandsäcke auf eine Sickerstelle, wo Wasser hinter dem Deich austritt. Bereits am Dienstagabend war erstmals in der derzeitigen Hochwasserlage die höchste Alarmstufe 4 erreicht worden - am Pegel bei Ratzdorf (Oder-Spree-Kreis). (zu dpa: «Oder-Region in Alarmstimmung - Helfer im Dauereinsatz») Foto: Patrick Pleul/DPA

Straßen sind überflutet, Sandsack-Barrieren sollen Häuser schützen. An der Oder in Brandenburg herrscht die höchste Hochwasser-Alarmstufe. Einsatzkräfte ackern, um größere Schäden zu verhindern.

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Eisenhüttenstadt/Frankfurt (Oder) (dpa) – Das Oder-Hochwasser im Osten Brandenburgs rückt zunehmend an Häuser in Wohngebieten heran und überflutet Straßen. Bei höchster Alarmstufe 4 sind die Einsatzkräfte im Dauerstress, um größere Flut-Schäden zu verhindern. Die Orte entlang des deutsch-polnischen Grenzflusses könnten nach bisheriger Einschätzung aber eher glimpflich davon kommen – auch im Vergleich zur Hochwasserkatastrophe 1997.

Dabei müssen die Einsatzkräfte darauf setzen, dass die Deiche, an denen erste Sickerstellen auftraten, den Wassermassen standhalten. In Südpolen hat sich die Lage nach schweren Überflutungen inzwischen leicht entspannt.

Ministerpräsident Woidke: Lage ist gut im Griff

Hochwasser in Brandenburg
Ein Restaurant wird mit einem Wall aus Sandsäcken vor dem Hochwasser der Oder geschützt. Sandsäcke, Deichläufer und Schutzwände – in den Hochwassergebieten im Osten Brandenburgs sollen große Schäden verhindert werden. Im Bundesland Brandenburg stehen Straßen unter Wasser. (zu dpa: «Oder-Region in Alarmstimmung – Helfer im Dauereinsatz»)
Foto: Patrick Pleul/DPA

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) stieg in wasserdichte Arbeitsschuhe, als er heute im Hochwassergebiet in Eisenhüttenstadt und dem nahe gelegenen Ratzdorf mit Helfern und Anwohnern sprach. Dort wurden Sandsack-Barrieren verstärkt, um Häuser zu schützen und undichte Stellen am Deich repariert. Woidke rechnet damit, dass sich die Hochwasserlage gut bewältigen lässt.

Hochwasser in Brandenburg
Einsatzkräfte der Feuerwehr helfen in Fürstenberg, einem Stadtteil von Eisenhüttenstadt, gegen das Hochwasser des Flusses Oder. (zu dpa: «Oder-Region in Alarmstimmung – Helfer im Dauereinsatz»)
Foto: Patrick Pleul/DPA

Es sei momentan noch eine Situation, die auch mit den regionalen Kräften gut im Griff sei – «aber nur deshalb, weil Zigtausende Menschen hier bei uns im Land schon angepackt haben und weiter anpacken», sagte der Regierungschef.

Hochwasser in Brandenburg
In Fürstenberg, einem Stadtteil von Eisenhüttenstadt, sind bereits Straßen vom Hochwasser des Flusses Oder überflutet und Sandsäcke sollen Häuser schützen. Fürstenberg liegt am Oder-Spree-Kanal und dieser ist direkt mit dem Fluss Oder verbunden. Wenn das Wasser der Oder steigt, so steigt auch der Wasserstand im Oder-Spree-Kanal in Fürstenberg. Seit Tagen bereiten sich die Orte entlang des deutsch-polnischen Grenzflusses Oder auf eine Verschärfung der Hochwasserlage vor. (zu dpa: «Oder-Region in Alarmstimmung – Helfer im Dauereinsatz»)
Foto: Patrick Pleul/DPA

Seit der extremen Hochwasserlage 1997, bei der Orte im Oder-Flussgebiet unterzugehen drohten, wurde vor allem die Sicherung mit Deichen verbessert. Der Scheitelpunkt des Hochwassers sollte teils nicht lange auf sich warten lassen, danach geht der Wasserstand zurück.

Anwohner: «Wir sind hochwassererprobt»

Hochwasser in Brandenburg
Ehrenamtliche Helfer vom Technischen Hilfswerk (THW) füllen Sandsäcke gegen das Hochwasser des Flusses Oder. Bereits am Dienstagabend war erstmals in der derzeitigen Hochwasserlage die höchste Alarmstufe 4 erreicht worden – am Pegel bei Ratzdorf (Oder-Spree-Kreis). (zu dpa: «Oder-Region in Alarmstimmung – Helfer im Dauereinsatz»)
Foto: Patrick Pleul/DPA

Anwohner in Eisenhüttenstadt, wo einige Straßen und Gärten in Ufernähe überflutet sind, zeigten sich zuversichtlich – sie seien Schlimmeres gewohnt. «Wir sind hochwassererprobt», meinte ein Anwohner. Auch beim Bürgermeister Eisenhüttenstadts, Frank Balzer (SPD), ist alles andere als Panik zu spüren. Beim Hochwasser 1997 habe die Oder bei fast 7,20 Metern gestanden – fast 60 Zentimeter höher als aktuell. «Alles läuft gut», sagte Balzer.

Pegelstand erreicht Spitzenmarke von 1997 nicht

Hochwasser in Brandenburg
Frank Balzer (SPD), Bürgermeister von Eisenhüttenstadt, blickt über einen Wall aus Sandsäcken in Fürstenberg, einem Stadtteil von Eisenhüttenstadt, auf das Hochwasser des Flusses Oder, das bereits Straßen überflutet hat. Bereits am Dienstagabend war erstmals in der derzeitigen Hochwasserlage die höchste Alarmstufe 4 erreicht worden – am Pegel bei Ratzdorf (Oder-Spree-Kreis). (zu dpa: «Oder-Region in Alarmstimmung – Helfer im Dauereinsatz»)
Foto: Patrick Pleul/DPA

Der Landrat des Kreises Oder-Spree, Frank Steffen, sagte: «Die Stimmung ist angespannt, aber ruhig, da wir ja rechtzeitig die Alarmstufen ausgerufen haben.» Er habe das «gute Gefühl», dass Einsatzkräfte sofort reagieren könnten, wenn Probleme auftauchten.

Am Pegel in Ratzdorf wurde am Dienstagabend der Pegelstand der höchsten Alarmstufe 4 überschritten. In Eisenhüttenstadt galt dann ab dem Morgen die oberste Stufe – da lag der Wasserstand bei 6,30 Metern und darüber. Auch Warnapps schlugen an und meldeten an der Oder «sehr großes Hochwasser». Beim Erreichen der höchsten Alarmstufe geht es um Katastrophenabwehr. Das bedeutet nicht automatisch, dass der Katastrophenfall gilt. Zentral ist, dass die viele Kilometer langen Schutzdeiche permanent kontrolliert werden.

Der Höchststand soll auch in Ratzdorf deutlich unter der Marke des Hochwassers von 1997 bleiben. Damals sei am Pegel ein Wasserstand von 6,97 Metern gemessen worden, sagte Steffen. Normal sind am Pegel Ratzdorf um die 2,60 Meter.

Erleichterung in Polen nach schweren Überflutungen

In Polen lag der Wasserstand der Oder an 20 Pegelstationen über der Alarmstufe, teilte das Meteorologische Institut mit. Der Scheitelpunkt des Hochwassers gehe gerade durch Krosno Odrzanskie, wie ein Sprecher der örtlichen Feuerwehr der Nachrichtenagentur PAP sagte. In der Woidwodschaft Lebus sei die Lage an der Oder stabil und werde laufend überwacht. Weiter flussaufwärts, in Cigagice rund 90 Kilometer südöstlich von Eisenhüttenstadt, war der Wasserstand im Vergleich zum Vortag bereits gesunken.

Im brandenburgischen Hochwassergebiet, etwa bei Lebus im Kreis Märkisch-Oderland, sind Einsatzkräfte noch in hoher Alarmbereitschaft. Sie sind auch mit Booten unterwegs, um Treibholz aus dem Wasser zu holen. Eine Drohne sollte aufsteigen, um vor allem die Lage an Brücken aus der Luft zu beobachten, wie der Landkreis schilderte.

In dem Ort Lebus, der nicht mit einem Schutzdeich gesichert ist, sind ufernahe Bereiche bereits überflutet. Zu sehen ist etwa das Restaurant «Oderblick», das mit einem Wall aus Sandsäcken vor dem Hochwasser der Oder geschützt wird. Das Wasser reichte bislang bis zum Gartenzaun. Auch Einfamilienhäuser stünden in dem Gebiet, «aber die Menschen dort kennen das Szenario und sind vorbereitet», sagte eine Sprecherin des Kreises.

Deichschützer beklagen Probleme durch Biber

Sorgen macht den Einsatzkräften im Hochwassergebiet der Biber. Deichläufer melden an den Deichen immer wieder Schäden, die der Nager angerichtet hat. Der Biber sei zum Problem geworden, meinte Landrat Steffen. Für den Hochwasserschutz erlaubten es einige Oder-Regionen, die geschützten Tiere zu schießen. Jäger sollen auch in den kommende Tagen weiter Biber ins Visier nehmen.

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