Lennebergwald

Nicht nach Koordinaten querfeldein

Foto: Jochen Dietz

Das sogenannte Geocaching, eine Art Schnitzeljagd mit Internet und Navigationsgerät im Lennebergwald, macht Förster Stefan Dorschel Sorgen. Die Geocacher richten querfeldein Schaden an.

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Lennebergwald – Förster Stefan Dorschel schlägt sich ins Dickicht abseits des Waldwegs entlang des Mombacher Waldfriedhof-Zauns, räumt einen Ast beiseite und greift zielsicher in den Boden. Zum Vorschein kommt aus einer großen, eingegrabenen Dose eine Art Kartusche mit vielen Filmdöschen, einem Logbuch, kleinen Figürchen, Krimskrams: Ein Anlaufpunkt für das sogenannte Geocaching, einer modernen Form der Schnitzeljagd mit Internet und Satellitennavigation Dass die Dosen per LED sogar beleuchtet sind, spricht dafür, dass es ein Nacht-Geocaching-Punkt ist. Auch die eingetragenen Uhrzeiten im Logbuch rund um Mitternacht beweisen, dass die Geocacher in unwegsamem Gelände nachts querfeldein herumkraxeln. Und das geht dem Förster auf die Nerven. Was auf den ersten Blick wie ein Wildwechsel wirkt, erweist sich als Trampelpfad im Naturschutzgebiet. An einer anderen Stelle ist ein Versteck in gut vier Metern Höhe an einem Baum angebracht. Hier müssen die Geocacher sogar hochklettern. „Da gibt es überhaupt kein Unrechtsbewusstsein. Im Naturschutzgebiet Lennebergwald herrscht Wegepflicht“, stellt der Wald-Mann klar. Wer auch noch nachts querfeldein durchs Unterholz breche, lasse nicht nur das Wild nicht zur Ruhe kommen, sondern schädigt auch die sensible Waldflora.

Grundsätzlich hat Dorschel nichts gegen das Hobby Geocaching. Er hat es auch selbst schon gespielt. „Besonders für Kinder ist es halt spannend. Wenn die Geocacher ihre eigenen Regeln einhalten würden.“ Und die heißen vor allem: Fernhalten aus Naturschutzgebieten. So schreibt es das in den USA betriebene zentrale Portal www.geocaching.com in dem weltweit die Koordinaten veröffentlichst sind, auch vor. Und: Für Geocaching braucht es die Erlaubnis des Eigentümers der Flächen.

Der Lennebergwald, hier die Budenheimer Schneise mit dem Wendelinusheim, wird auch an Wochentagen intensiv genutzt. 
Foto: Bernd Eßling
Der Lennebergwald, hier die Budenheimer Schneise mit dem Wendelinusheim, wird auch an Wochentagen intensiv genutzt.
Foto: Bernd Eßling

Geocaching (englisch cache „geheimes Lager“), ist eine Art elektronische Schatzsuche oder Schnitzeljagd. Die Verstecke werden anhand geografischer Koordinaten im Internet veröffentlicht und können anschließend mit Hilfe eines GPS-Empfängers gesucht werden. Ein Geocache ist meist ein wasserdichter Behälter, in dem sich ein Logbuch sowie verschiedene kleine Tauschgegenstände befinden. Jeder Besucher trägt sich in das Logbuch ein, um seine erfolgreiche Suche zu dokumentieren. Anschließend wird der Geocache wieder der selben Stelle versteckt, an der er zuvor gefunden wurde. Der Fund wird im Internet auf der zugehörigen Seite vermerkt und gegebenenfalls durch Fotos ergänzt. So können auch andere Personen – insbesondere der Verstecker oder „Owner“ die Geschehnisse rund um seinen Geocache verfolgen. Wesentlich beim gesamten Such- und Tauschvorgang ist, dass von anderen Personen das Vorhaben nicht erkannt wird und so der Cache Uneingeweihten verborgen bleibt.

Stefan Dorschel will nun im Namen der Stadt Mainz das Portal in den USA dazu auffordern, die Seiten mit dem Lennebergwald aus dem Netz zu nehmen. Mit rund einer Million Besuchern jährlich sei der Lennebergwald ohnehin höchst belastet. Spaziergänger, Jogger, Reiter, Radfahrer und neuerdings auch Geocacher. Störend sind laut Dorschel auch nächtliche Radfahrer, die vor allem mit ihren modernen LED- oder Halogenlichtern die Tiere stören.

Jochen Dietz