Mendig

Lob und Kritik der Fans zu Rock am Ring: Wütende Bürger zeigen Veranstalter an

Die Organisation des Megafestivals Rock am Ring erhitzt auch nach dem vorzeitigen Abbruch weiter die Gemüter: Im Netz führen Kritiker und Befürworter des Open Airs Debatten über die Vorbereitung auf das Unwetter sowie den Umgang und die Kommunikation mit den Besuchern.

Lesezeit: 2 Minuten
Anzeige

Kritisiert wird unter anderem, dass bereits die Anreise chaotisch lief. Viele Ringrocker beschweren sich über lange Wartezeiten bei der Zuweisung von Park- und Campingflächen, über kilometerlange Fußmärsche mit Gepäck und darüber, dass trotz der Wettervorhersagen das Gelände im Vorfeld nicht besser ausgebaut wurde. Hinzu kommen Berichte über mit Zelten zugestellte Rettungswege, die trotz der Hinweise an Sicherheitskräfte und Polizei nicht geräumt wurden. Umgekehrt gibt es ebenfalls Stimmen von Festivalbesuchern, die das leichtsinnige Verhalten mancher Ringrocker kritisieren, die sich trotz diverser Warnungen im Gewitter nicht von Metallbauten fernhielten oder nur zögerlich die Plätze vor den Bühnen verließen.

Auch der Ärger über die späte konkrete Ansage, dass das Gelände am Sonntag geräumt werden muss, ist bei manchen groß. Besucher Norman Lorig dazu: „Man hätte sinnvollerweise die Bands absagen können und bis zum späten Nachmittag einen konstanten Abfluss durchführen können. Oder man versucht rund 80 000 Leute innerhalb von drei Stunden vom Gelände zu pressen, um sie dann im Schnitt fünf Stunden im Auto bei Sonne und hohen Temperaturen leiden zu lassen.“

Andere erklären, dass Rückerstattungsforderungen lächerlich sind, weil bei einem Freiluftfestival Wetterkapriolen nicht auszuschließen sind, und loben die Veranstalter, so wie Kathi Lo: „Ich hatte den Eindruck, dass der Veranstalter, die Polizei, Rettungskräfte und die Sicherheitsmenschen sich sehr viel Mühe gegeben haben, uns Besuchern gerecht zu werden und vor allem zu unserem Wohl zu handeln.“

Ein besonders wütender Zusammenschluss „verständnisloser Bürger“ hat sogar Anzeige gegen die Festivalveranstalter erstattet. Bei der Staatsanwaltschaft Koblenz ist eine Anzeige wegen Körperverletzung durch Unterlassen eingegangen. Die Verfasser werfen dem Veranstalter vor, trotz der Unwetterwarnungen das Festival gestartet und so die Gefährdung von Menschen bewusst in Kauf genommen zu haben. Die Klage wird laut Auskunft der Staatsanwaltschaft derzeit noch geprüft.

Mit dem Aufruf des Videos erklären Sie sich einverstanden, dass Ihre Daten an YouTube übermittelt werden und Sie die Datenschutzerklärung gelesen haben.

Jegliches Verständnis fehlt der Netzgemeinde für einen Vorfall, der sich während des Unwetters im Festivalsupermarkt Lidl-RockShop ereignet hat: Auf einem Video hält ein Besucher fest, wie im heftigen Gewitter die Türen zum Shop geschlossen gehalten und Festivalgänger auf der Suche nach einem Unterstand von der Security abgewiesen werden. Wieso und weshalb können weder die im Regen stehen gelassenen Ringrocker nachvollziehen noch die Besucher im Shop: Sätze wie „Das ist unfassbar“ oder „Hier ist massig Platz“ sind im Video zu hören. Lidl äußerte sich auf Nachfrage unserer Zeitung wie folgt: „Die Schließung des Lidl- RockShops erfolgte in Abstimmung mit den Behörden und Sicherheitskräften vor Ort. Bei Großveranstaltungen ist es wichtig, dass während Extremsituationen besonnen und koordiniert – eben in enger Abstimmung – gehandelt wird. Die Schließung erfolgte, um die Handlungsfähigkeit aller maßgeblichen Einsatz- und Sicherheitskräfte vor Ort stets gewährleisten und bei einer möglichen Verschlimmerung der Situation weiterhin handlungsfähig sein zu können.“ mes/ame

Video zum Vorfall im Rock-Shop: www.ku-rz.de/rockshop