Kritik: Auftrag Rache

Er hat alles verloren. Killer haben seine Tochter vor seinen Augen erschossen – und dabei vermutlich ihn, den Polizisten Thomas Craven, gemeint. Die Ermittlungen verlaufen im Sande, die Mörder bleiben unentdeckt. So nimmt Craven das Gesetz in die eigene Hand. Er will seinen „Auftrag Rache“ erfüllen, wie der Thriller von Actionspezialist Martin Campbell heißt.

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Hollywoodstar Mel Gibson war zuletzt 2002 in „Signs“ als Hauptdarsteller zu sehen, nun gibt er sein Leinwand-Comeback. Der 54-Jährige hatte sich in den vergangenen Jahren als Regisseur versucht („Die Passion Christi“, „Apocalypto“).

Falsche Etikettierung kann man dem deutschen Filmverleih nicht vorwerfen. Im Englischen hatte der Titel „Edge of Darkness“ (deutsch: Rand der Dunkelheit) noch einen psychologischen Anstrich, den Mel Gibson in der Rolle als verzweifelter Vater souverän umsetzt. Doch wie schon der Anfang des Films andeutet, wenn drei Wasserleichen in einem See auftauchen: Es geht äußerst brutal zur Sache. Am Ende pflastern Leichen den Weg des einsamen Racheengels.

Der Streifen basiert auf einer BBC-Serie von 1985, bei der Campbell ebenfalls Regie führte. Damals hatten nukleare Bedrohung und militärische Aufrüstung noch eine aktuellere Brisanz. Heute wirkt der Plot über eine Waffenfirma, die skrupellos Atombomben verkauft und damit den Weltfrieden gefährdet, seltsam altbacken. Der Film ist ein Kind des Kalten Krieges und damit wie aus der Zeit gefallen.

Die Autoren William Monahan (Drehbuch-Oscar für „Departed – Unter Feinden“) und Andrew Bovell haben den Plot der sechsteiligen Fernsehserie von 314 TV-Minuten auf 114 Leinwandminuten gekürzt und umgeschrieben. Das ist sowohl den flach gezeichneten Leinwandfiguren als auch der Story, die aus bruchstückhaft aneinandergereihten Action- und Dramen-Parts besteht, anzumerken. Zeit für Erklärungen der Akteure bleibt kaum.

Der Zuschauer ist längst auf der richtigen Fährte, während die Polizei noch im Dunkeln tappt. Zur Glaubwürdigkeit trägt das ebenso wenig bei wie langjährige Polizeikollegen, die plötzlich mit den Schurken paktieren, oder Leichen, deren atomare Verstrahlung unentdeckt bleibt. Überraschungen sind ausgeschlossen: Wer finster blickt, hat Dreck am Stecken, und wer als zittrig-ängstlicher Zeuge andeutet, beim nächsten Zusammentreffen ein Geheimnis preiszugeben, sollte an die Seinen denken und besser rasch noch eine Lebensversicherung abschließen.

Zuletzt wurde mit „State of Play“ eine erfolgreiche BBC-Serie in Hollywood-Kinoformat gepresst. Nun wird auch in „Auftrag Rache“ die dramatische Spannungsschraube viel zu schnell angezogen. Einzig Ray Winstone („Sexy Beast“) wirft als undurchschaubarer Regierungsberater schwer zu beantwortende Fragen auf, die dem Film gut tun.

Liam Neeson bewährte sich 2009 in „96 Hours“ als Vater, der Gewalt an seiner Tochter rächt. „96 Hours“ verzichtete auf politische Verschwörungstheorien und beschränkte sich in erfrischender Weise auf den „Ein Mann sieht Rot“-Charakter der Hauptperson. Gibson hat in der arg komprimierten Politthriller-Handlung hingegen einen schwereren Stand – was nützt es schon, ein Komplott aufzudecken, das für den Zuschauer nie im Verborgenen war.