Bad Tatzmannsdorf

„Irgendaaner muass die Red-Bull-Blamagen ausradiern!“

Mal in geselliger Runde, mal hoch konzentriert...
Mal in geselliger Runde, mal hoch konzentriert... Foto: Eva Willwacher

Im „Weinstadl“ läuft noch immer Roger Whitacker hoch und runter. Das Heurigenlokal gehört zu unserer Pension Weiss. Die MRZ-Schreiber erreichen die idyllisch gelegene zünftige Heurigenhütte mit großem Garten über eine kleine Holzbrücke, die über ein Wildbächlein führt. Wer bei der Familie Weiss Halbpension gebucht hat, der bekommt hier sein Abendessen.

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Für uns gilt das nicht. Wir haben Frühstück. Und danach gibt es lange nichts mehr. Bis der Hunger uns irgendwann auf die andere Seite des Wildbächleins treibt. Und wenn wir längst unseren Obsttag eingeleitet haben mit prächtigen Marillen- und Birnenprodukten (die irgendwie schwindlig machen in der Rübe), dann erscheint punkt 22 Uhr das portugiesische Basketball-Nationalteam. Die Südländer, unsere Nachbarn in der Pension Weiss, essen spät.

Die Trainer und Betreuer bleiben danach meist noch länger sitzen. Die Spieler nutzen gerne diese Gelegenheit, jenseits der Brücke im Schutz der mächtigen Bäume in unserem Pensionspark hastig ein paar Kippen zu qualmen.

Stolzer Burgenländer

Im „Weinstadl“ ist es gesellig. Hotelier Simon, in seiner Vitalherberge nächtigen die österreichischen und die deutschen Basketballer, die ebenfalls am internationalen Turnier im nahen Oberwart teilnehmen, sitzt eines Abends bei uns am Tisch. Stolz erzählt er, dass die Basketballer von Oberwart im vergangenen Jahr Österreichischer Meister waren. Ein Riesenereignis. Die Halle mit 3500 Zuschauern war zum Entscheidungsspiel binnen Stunden ausverkauft, das Finale wurde dann am Schwimmbad auf einer Leinwand übertragen.

Der Burgenländer ist auch stolz auf den kleinen finanzschwachen Fußballklub SV Mattersburg, der nun schon seit einigen Jahren seinen Platz in der Bundesliga verteidigt. Und noch größer ist die Freude, wenn Red Bull Salzburg, gepampert mit unzähligen Millionen aus dem Hause des weltweit gigantisch erfolgreichen Brauseherstellers, „a bisserl a Pech hoat“. Da wiehert unser burgenländischer Tischkollege vor Lachen.

„Düdelingen“, prustet der Mann. „Düdelingen, dös koanst net glauben.“ RB Salzburg hat gerade in der zweiten Quali-Runde zur Champions League die Hürde F91 Düdelingen nicht geschafft. 0:1 verlor der Österreichische Meister beim Titelträger in Luxemburg. „Die Deppen doachten, dös iiis nöt schlimm, dös reapariern wir locker im Rückspiel.“ Red Bull schoss dann auch vier schöne Tore und gewann – nur leider trafen auch die Luxemburger, und das gleich drei Mal. 4:3. Und damit war Red Bull ausgeschieden.

Red-Bull-Blamage ausradieren

Eine Blamage, die in der Alpenrepublik in eine Reihe gestellt wird mit dem 0:1 der Austria-Nationalmannschaft 1990 gegen die Farörer Inseln.

Unser Burgenländer kommt jetzt richtig in Fahrt. Der kultige Radiosender Ö3 habe gerade eine Aktion gestartet, erzählt er. Es werde über Ö3 eine Mannschaft gesucht, die zeige, dass man Düdelingen (bei unserem Gesprächspartner hört sich das immer ein wenig wie „Dödelingen“ an) schlagen kann. Binnen drei Tagen hätten sich bereits 400 Mannschaften gemeldet, aus allen Ligen und Wirtshäusern Österreichs. Eine Pensionärstruppe aus Wien etwa habe angeboten, Düdelingen selbst mit Gebirgsstiefeln an den Füßen zu schlagen.

F91 Düdelingen habe bereits zugesagt, den Spaß mitzumachen. Pro Jahr solle ein Herausforderer in Hin- und Rückspiel seine Chance bekommen. „Das muss immer weitergehen, und wenn es bis 2038 braucht, bis wir Düdelingen geschlagen haben“, schreit unser Burgenländer vor Begeisterung. „Irgendaaner muass die Red-Bull-Blamagen ausradiern!“

Und als wir beisteuern, dass der einstige Kotrainer von Düdelingen vor ein paar Monaten hospitiert hatte bei Thomas Tuchel in Mainz, da ist unser Burgenländer noch glücklicher. Da schlägt er sich schon wieder vor Vergnügen auf die Schenkel. Und die nächste Marillenrunde ist fällig.

Reinhard Rehberg