Berlin/Frankfurt

Internet: So geriet Frankfurt ins Visier der NSA

Offene Tore zu einem Serverpark in Frankfurt: Hier soll der US-Geheimdienst
Daten abgegriffen haben.
Offene Tore zu einem Serverpark in Frankfurt: Hier soll der US-Geheimdienst Daten abgegriffen haben. Foto: DPA

In den Anfangsjahren des Internetverkehrs in Deutschland führten fast alle Datenwege zunächst in die USA – auch wenn es etwa um eine Verbindung zwischen Hamburg und München ging. Die Strecke über den Atlantik hin und zurück brauchte Zeit und kostete damals viel Geld.

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Von Christoph Dernbach

Offene Tore zu einem Serverpark in Frankfurt: Hier soll der US-Geheimdienst
Daten abgegriffen haben.
Offene Tore zu einem Serverpark in Frankfurt: Hier soll der US-Geheimdienst Daten abgegriffen haben.
Foto: DPA

Erst mit der Gründung des Frankfurter Internetknotens De-Cix im Jahr 1995 tauschten Provider in Deutschland im größeren Stil direkt die Daten untereinander aus. Der German Commercial Internet Exchange (De-Cix) ist mittlerweile der weltweit größte Datenumschlagplatz, noch vor Amsterdam und London. Heute rasen durch die gelben Glasfaserkabel an der Hanauer Landstraße an einem durchschnittlichen Tag knapp 1,4 Terabit pro Sekunde.

Selbst in den USA, dem Heimatland des Internets, sind die Knoten deutlich kleiner, da sie stärker dezentral verteilt sind. Mit den Enthüllungen um die Datenschnüffeleien der angloamerikanischen Geheimdienste steht nun auch der Verdacht im Raum, dass insbesondere die NSA in der „Welthauptstadt des Internets“ besonders aktiv war.

Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ schreibt, aus den geheimen NSA-Unterlagen gehe hervor, dass sich der Dienst vor allem für Knotenpunkte in Süd- und Westdeutschland interessiere. „Frankfurt nimmt im weltumspannenden Netz eine wichtige Rolle ein, die Stadt ist als Basis in Deutschland aufgeführt.“ In Frankfurt betreibt nicht nur der De-Cix einen Internetknoten. In der Main-Metropole ist auch der weltweit viertgrößte Datenverteiler DataIx aktiv, der vor allem Russland und Osteuropa mit dem Westen verbindet.

Weiterhin betreibt die European Commercial Internet Exchange (Ecix) in Frankfurt ein Rechenzentrum. Die Ecix steht in der internationalen Rangliste der Datenaustauschknoten auf Platz 19. Die Deutsche Telekom, die mit wichtigen Teilen ihrer Internetinfrastruktur in Darmstadt präsent ist, nutzt vor allem München als maßgeblichen Datenumschlagplatz.

Der De-Cix – eine Tochter des Verbandes der deutschen Internetwirtschaft (Eco) – wandte sich bereits am vergangenen Mittwoch gegen Behauptungen, dass die NSA seit Jahren direkten Zugang zu den Daten habe, die an deutschen Internetknoten ausgetauscht werden. „Wir schließen das aus: NSA und andere angelsächsische Dienste hatten und haben keinen solchen Zugang zu den von uns betriebenen Internetknoten und zugehörigen Glasfasernetzen.

Ein solcher Zugriff wäre in Deutschland rechtlich in keiner Weise legitimiert“, heißt es in der Erklärung des De-Cix. Klaus Landefeld, Vorstand Infrastruktur und Netze beim Eco- Verband, weist darauf hin, dass es beim De-Cix gar keine zentrale Stelle gebe, an der man die Daten im großen Stil in einem Rutsch abfangen könne. „Wir betreiben im Raum Frankfurt allein 20 Rechenzentren.

Da müsste man sich überall andocken“, sagte er. Außerdem müsste die Infrastruktur ähnliche Ausmaße haben wie die eigene. „Wir haben hier 5000 Glasfaserkabel. Die kann man nicht einfach unbemerkt verlegen.“ Auf dem De-Cix-Backbone, dem technischen Rückgrat des Datenaustausches, würden die Daten hart verschlüsselt transportiert. „Auch da kann man sich nicht einfach einklinken.“