Handy-Anruf: „Bild“-Zeitung veröffentlicht Anfrage an Wulff

Kurz vor dem Anruf von Bundespräsident Wulff auf die Mailbox von „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann hatte die Zeitung eine Anfrage an das Bundespräsidialamt geschickt. Wir dokumentieren die Fragen, die „Bild“ jetzt veröffentlichte.

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„Sehr geehrter Herr Glaeseker,

im Zusammenhang mit unserer Recherche zum Beschluss des BGH V ZB 47/11 vom 17. August 2011 bitten wir Herrn Bundespräsident Wulff freundlich um Beantwortung folgender Fragen:

Am 18. Februar 2010 ließen Sie als Ministerpräsident die Anfrage der Abgeordneten Stefan Wenzel und Ursula Helmhold, ob es “geschäftliche Beziehungen„ zwischen Ihnen und Herrn Egon Geerkens gegeben habe, laut Landtagsdrucksache (Stenographischer Bericht der 63. Sitzung der 16. Wahlperiode) durch Ihre Staatskanzlei wörtlich erklären:

“Zwischen Ministerpräsident Wulff und den in der Anfrage genannten Personen und Gesellschaften hat es in den letzten zehn Jahren keine geschäftlichen Beziehungen gegeben.„

  1. Warum haben Sie dem Landtag verschwiegen, dass eine “geschäftliche Beziehung„ zwischen Ihnen und der mit Egon Geerkens in Gütergemeinschaft lebenden Ehefrau Edith durch einen im Oktober 2008 geschlossenen Darlehensvertrag über 500000 Euro besteht?
  2. Teilen Sie die Auffassung, dass Sie den Landtag in diesem Zusammenhang bewusst getäuscht haben?
  3. Wie haben Sie die 500.000 Euro erhalten? Per Überweisung aus Deutschland, der Schweiz, der USA – oder bar? Oder auf welche andere Weise?
  4. Warum haben Sie den im Oktober 2008 geschlossenen Darlehensvertrag wenige Wochen nach der parlamentarischen Anfrage gekündigt und durch einen Darlehensvertrag mit der BW-Bank abgelöst – obwohl der Darlehensvertrag noch bis November 2013 lief?
  5. Wann und in welcher Form haben Sie das Darlehen zurückgezahlt?
  6. Gab es vor dem Jahr 2000 geschäftliche Beziehungen zwischen Ihnen, dem CDU-Kreisverband Osnabrück, dem CDU-Landesverband Niedersachsen bzw. dem Land Niedersachsen und Herrn Egon Geerkens oder irgendeiner Firma, an der Herr Geerkens und/oder Frau Geerkens als Gesellschafter beteiligt waren?

Die Fragen wurden am Montag, 12. Dezember, durch den Sprecher des Bundespräsidenten Olaf Glaeseker beantwortet.

Kurz vor Redaktionsschluss wurden die Antworten jedoch zurückgezogen. Um 18.19 Uhr erfolgte der Anruf Wulffs auf dem Handy des 'Bild'-Chefredakteurs.“