Haiti: Ein neues Zuhause, eine neue Hoffnung

In den Nachrichten ist Haiti nicht mehr, die Folgen des furchtbaren Erdbebens vor rund vier Jahren sind auf der Insel aber lange nicht überwunden. HELFT UNS LEBEN unterstützt den Wiederaufbau.

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Von unserem Mitarbeiter Olaf Goebel

Wie blaue Farbtupfer wirken die drei Häuser im Flüchtlingscamp Canaan. Denn auch vier Jahre nach dem schrecklichen Erdbeben auf Haiti bestimmen Bretterbuden und zerschlissene Zelte das Bild in Flüchtlingscamps. Im Lager Canaan II am Rande des Dorfes Bon Repos (Gute Erholung), nicht weit von der Hauptstadt Port au Prince entfernt, wird der Alltag für drei Familien jetzt lebenswerter. Denn mit den bei HELFT UNS LEBEN eingegangenen Spenden konnten die drei kleinen Häuser über die auf Haiti tätige deutsche Partnerorganisation „To All Nations“(Tan) realisiert werden. Tan hat auch die bedürftigen Familien ausgesucht. Bis es aber zum Bau kam, zog mehr als ein Jahr ins Land – Genehmigungen und die Klärung der Eigentumsverhältnisse der Grundstücke waren zeitraubend. Damit hat HELFT UNS LEBEN neben seiner Soforthilfe nach dem Erdbeben im Januar 2010 und daran anknüpfenden weiteren Projekten erneut eine Hilfe zur Selbsthilfe angeschoben. Die Bewohner haben beim Ausschachten für die Hausfundamente und die Sickergrube des separaten Toiletten- und Duschhäuschens selbst Hand angelegt. Sieben weitere Häuser sind in der Planung.

Südpfälzer packt mit an

Verantwortlich für den Hausbau ist ein Südpfälzer mit haitianischen Wurzeln: Dieufort Wittmer. Der 39-Jährige wird 1975 auf Haiti geboren, kommt nach dem Tod seiner Eltern mit den Geschwistern in das Kinderdorf der Lebensmission Jesus für Haiti (Landau) in Gonaives. Dort wird er als Elfjähriger von einem für die Organisation tätigen Ehepaar adoptiert und zieht später mit in die Pfalz. Nach Abitur und Zimmererlehre schließt er sein Studium in Karlsruhe als Diplom-Bauingenieur (FH) ab.

Direkt nach der Erdbebenkatastrophe treibt Wittmer von Deutschland aus den Häuserbau auf Haiti nach einer Testphase an. Er entwickelt drei Typen in stabilem Holzrahmenstil. Doch schnell stößt er neben seinem Job an zeitliche Grenzen. So zieht er im Oktober 2011 mit seiner Frau Martina und den Töchtern Idiani und Charline nach Haiti und gründet dort seine Firma Habitat-HT. Dieufort Wittmer knüpft Kontakte mit staatlichen Stellen, Hilfsorganisationen und kann sich auch auf die Unterstützung der Landauer Lebensmission, ein überkonfessionelles christliches Hilfswerk, in Gonaives stützen. Kostendeckende Sozialprojekte mit gemeinnützigen Partnern stehen bei ihm im Fokus.

Haiti kann allein aus der derzeitigen Krise nicht herauswachsen, sagt der Diplom-Ingenieur, der sein Heimatland liebt und etwas von dem zurückgeben möchte, das ihm selbst ermöglicht wurde. Neben seiner beruflichen Qualifikation spielen dabei seine Sprachkenntnisse in Englisch, Französisch und Kreolisch eine Rolle. In seine Aufbauarbeit bindet er ganz bewusst die Haitianer mit ein, will das Potenzial und Engagement fördern, aber auch eigene Lösungen finden: „Wenn wir miteinander arbeiten, kann Verständnis wachsen, kann einer vom anderen lernen!“ Da kommt ihm ein ganz besonderer Gedanke in den Sinn: „Haitianische Lebensart in Kombination mit deutscher Gründlichkeit, Genauigkeit und Disziplin …“

Szenenwechsel: Auch nach dem Erdbeben werden viele Schwangere in ländlichen Gebieten nicht ausreichend versorgt, Hausgeburten finden häufig ohne medizinische Betreuung und unter schlechten hygienischen Bedingungen statt. HELFT UNS LEBEN hat deshalb ein Projekt zur Verbesserung der medizinischen Versorgung durch die Johanniter-Unfall-Hilfe in den Erdbebenregionen von Léogane und Grand Goave gefördert. So bekamen neben einer Aufklärung durch Mitarbeiter von sechs Gesundheitszentren mehr als 1000 schwangere Frauen sogenannte Geburtshilfe-Kits; diese enthalten Hilfsmittel von der Plastikfolie für die Entbindung über sterile Handschuhe und Handtücher bis hin zu Rasierklingen für das Abtrennen der Nabelschnur.

Voraussetzung für die Teilnahme am Projekt war der sechste Schwangerschaftsmonat und mindestens eine Vorsorgeuntersuchung in einem der von den Johannitern unterstützten Gesundheitszentren. Diese erfüllte Carline Joseph, die zur Voruntersuchung gekommen ist. Eine gute Entscheidung der 27-Jährigen, denn bei der Kontrolle wird eine Risikoschwangerschaft attestiert, die nun medizinisch begleitet wird.