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Warum viele Angler den alten Zeiten nachtrauern
Was ist der dickste Brocken, den Sie aus dem Rhein gezogen haben?
Das war ein Wels, der dickste Fisch, den man im Rhein überhaupt fangen kann. Der war immerhin 1,85 Meter groß. Für einen Wels ist das okay, aber auch nicht besonders groß. Denn mittlerweile gibt es Exemplare von weit mehr als zwei Meter Länge und 80 Kilogramm Gewicht, von denen uns Leser immer wieder berichten.
Welse wirken ja optisch nicht sonderlich appetitlich. Schmecken die denn eigentlich?
Na ja, man kann sie essen. Aber je älter die Tiere werden, desto weniger gut schmecken sie natürlich.
Das sind die richtig spektakulären Fänge. Was haben Rheinangler denn normalerweise am Haken?
Das kommt drauf an. Es gibt da zwei Gruppen: Raubfisch- und Friedfischangler. Letztere fangen in der Regel Rotaugen, Brassen und Barben. Und die Raubfischangler haben am Rhein meist Zander und Barsch am Haken. Beim Hecht sieht es am Rhein nicht mehr ganz so gut aus. Das war früher mal besser. Wels ist reichlich vorhanden, wird aber nicht so stark beangelt. Das kann allerdings auch daran liegen, dass das nicht so ganz einfach ist.
Was ist denn Ihr persönlicher Lieblingsfisch im Rhein?
Im Rhein ganz klar der Zander. Ich bin überwiegend Raubfischangler. Deshalb interessieren mich normalerweise Hecht, Zander und Wels gleichermaßen. Im Rhein ist der Zander aber der dominante Fisch, auf den ich meistens angle. Den esse ich neben dem Barsch auch sehr gern.
Der Sandoz-Skandal 1986 gilt ja als Tiefpunkt, wenn es um die Qualität des Rheinwassers geht. Wie hat sich der Fischbestand in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt?
Das ist ganz interessant. Biologisch war das der Tiefpunkt, was die Qualität angeht. Von der Menge der gefangenen Fische her war das aus Anglersicht allerdings eher der Höhepunkt. Denn damals war der Rhein schon sehr, sehr nährstoffreich. Das heißt, es gab große Phosphateinleitungen, ein hohes Planktonaufkommen und damit natürlich auch sehr viele Fische. Und die Nahrungskette setzt sich ja nach hinten fort. Gerade dem Zander ist das trübe Wasser sehr entgegengekommen. Da hat er gute Wachstums- und Nahrungsbedingungen. Auch Weißfische gab es viel mehr. Viele Angler trauern deshalb den alten Zeiten in den 70er- und 80er-Jahren manchmal ein bisschen nach, in denen sie schnell mal fünf große Fische aus dem Wasser gezogen haben. Dadurch, dass wir jetzt klareres, sauberes und weit nährstoffärmeres Wasser haben, hat die Quantität abgenommen. Dafür hat sich aber die Qualität verbessert. Wir haben heute weitaus mehr Fischarten. Es sind ja fast alle zurückgekehrt.
Kann man heute eigentlich Rheinfische bedenkenlos essen?
Da gibt es eine Verzehrempfehlung. Und darin wird gerade bei fetthaltigen Fischen wie Aal und Wels sowie bei Raubfischen am Ende der Nahrungskette angeraten, nicht zu viele zu konsumieren. Täglich würde ich das jetzt nicht essen. Aber ansonsten kann man das guten Gewissens tun. Das hätte ich in den 70er- und 80er-Jahren wohl eher nicht gemacht. Ich weiß nicht, mit wie viel Appetit man einen Zander isst, den man zuvor aus Schaumkronen geangelt hat.
Viele Fische sind wieder in den Rhein zurückgekehrt. Welche Arten sind für Angler tabu?
Geschonte Fischarten wie Lachs und Maifisch natürlich. Gerade in die Wiederansiedlung von Lachsen stecken die Angler ja sehr viel Geld und Mühe rein. Wenn es dann mal ein paar Exemplare wieder zurück in den Rhein schaffen, dann freut man sich darüber, aber man angelt natürlich nicht drauf. Für Angler ist das eine Zukunftsperspektive der nächsten Jahrzehnte, dass Lachse wieder so zahlreich sind, dass man sie angeln kann. Das gilt auch für Maifische.
Das Gespräch führte Dirk Eberz
Masterplan Wanderfische
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