Extraleichter E-Flitzer – Test: Scott Silence eRide 10
SP-X/Köln. Ein Pedelec aus dem Lieferkarton zu hieven, gehört zu den körperlichen Herausforderungen von Fahrradtests. Nicht so beim neuen Silence eRide, das uns Hersteller Scott wenige Wochen vor der offiziellen Markteinführung schickte. Erstaunlich einfach war es, das per Kurier angelieferte Paket die Treppe hinauf ins Büro zu tragen und anschließend das neue E-Bike-Modell aus dem Karton zu heben.
Mit dem Silence eRide hat Scott ein urbanes Pedelec aufgelegt, das trotz Mittelmotor sein E-Bike-Dasein gut verbergen kann. Das völlig neue Modell wirkt optisch leicht, fast wie aus einem Guss und minimalistisch. Dafür sorgen der im schlanken Unterrohr des Carbonrahmens integrierte Akku, der Verzicht auf Federelemente sowie eine komplett innenverlegte Verkabelung auch am Lenker, was wiederum für ein extrem aufgeräumtes Cockpit sorgt. Minimalistisch und schick integrierte Leuchten sowie enganliegende Curana-Schutzbleche tragen ebenfalls zur feinen Ästhetik bei. Mit dem stylischen Spritzschutz, Seitenständer und kleinem Frontgepäckträger ist das Silence eRide zugleich für den Alltag gut gerüstet.
Als Antrieb kommt der HPR 50 von TQ zum Einsatz, der häufiger in Leichtbau-MTBs zu finden ist. Mit nur 1,8 Kilogramm trägt der Elektromotor seinen Teil zum geringen Gesamtgewicht von 14,5 Kilogramm bei. Wenig verheißungsvoll klingen dagegen die 50 Newtonmeter Drehmoment, die der TQ-Motor maximal aus seinen Kupferwindungen schütteln kann. Entsprechend überrascht sind wir beim Fahren, wie spritzig man das Silence eRide doch erlebt. Die fast lautlos unterstützende Maschine greift dem Fahrer nicht nur ordentlich unter die Arme, sondern vermittelt gleichzeitig ein sehr natürliches Fahrgefühl. Diese Art der Unterstützung passt gut zum leichten und wendigen Charakter des neuen Scott-Modells, das man auch ganz gut allein mit Beinkraft und zudem schneller als 25 km/h fahren kann.
Eine Bergziege ist das Citybike allerdings nicht. Sollte der Motor an steileren Anstiegen einmal etwas an Schwung verlieren, kann man nach alter Väter Sitte aus dem Sattel steigen und in den Wiegetritt wechseln. Ohnehin vermittelt das angenehm handliche Silence eRide das Gefühl, auf einem flinken Bike mit Bio-Antrieb zu sitzen, das sich erstaunlich leicht vorantreiben lässt. Zu diesem angenehmen und sportlichen Vortriebscharakter passt die 1x12 Kettenschaltung von Sram, bei der die Gänge elektronisch auf Knopfdruck gewechselt werden. Wer sich per Smartphone-App mit dem Rad verbindet, kann den Antriebscharakter feintunen, um zum Beispiel mehr Reichweite herauszukitzeln.
Ganz im Sinne der Leichtbau-Philosophie, ist der im Unterrohr untergebrachte 360Wh-Akku recht klein dimensioniert. Wem das nicht reicht, für den gibt es einen Range Extender mit 160 Wh. Der große, im Rahmen integrierte Akku lässt sich in zwei Stunden auf 80 Prozent aufladen. Bei Bedarf kann der Batterieriegel durch eine Öffnung im Unterrohr entnommen werden.
Ein kleines Display auf der Oberseite des Oberrohrs informiert über Unterstützungsstufe, Akkukapazität und aktuelle Geschwindigkeit. Ein einziger Knopf genügt, um den Elektroantrieb zu aktivieren und zu bedienen. In der Mitte des Lenkers befindet sich zudem eine Halterung für ein Smartphone (SP Connect). Dank ANT+ lassen sich auch Fahrradcomputer, zum Beispiel von Garmin, mit dem E-Antrieb verbinden.
'
Mindestens 7.500 Euro kostet das Silence eRide, das im Oktober in Deutschland auf den Markt kommt. Das ist selbst in der Welt der Pedelecs eine stolze Summe. Leichtbau, ein top verarbeiteter und zudem schön proportionierter Carbonrahmen sowie die überwiegend hochwertigen Komponenten können diesen selbstbewussten Kurs ein Stück weit rechtfertigen. Wer stilvoll und mit inspirierender Leichtigkeit durch die Stadt flitzen will, findet auf diesem Qualitäts- und Preisniveau nur wenige Alternativen.