Emotional und amüsant auf Twitter: Was Olympioniken bewegt

Christian Reif
Weitspringer Christian Reif schickte über Twitter ein Bild von seinem Besuch bei den Schwimmern. Foto: Christian Reif/Twitter

Wenn sich ein Spitzensportler mit schlechtem Gewissen einen großen Eisbecher einverleibt oder ein anderer am Sonntagabend von Dopingkontrolleuren vom Fernseh-Tatort abgehalten wird, dann bleibt das eigentlich ihr Geheimnis. Es sei denn, sie erzählen uns davon.

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London. Wenn sich ein Spitzensportler mit schlechtem Gewissen einen großen Eisbecher einverleibt oder ein anderer am Sonntagabend von Dopingkontrolleuren vom Fernseh-Tatort abgehalten wird, dann bleibt das eigentlich ihr Geheimnis. Es sei denn, sie erzählen uns davon:

Fans können zu den Olympischen Spielen so nah wie noch nie an die Athleten herankommen, meint der Sprecher des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Christian Klaue. Dazu hat der Verband die Plattform „Wir für Deutschland“ eingerichtet.

Alle Aktivitäten der Sportler auf Twitter oder Facebook werden dort gebündelt. Der DOSB will so die Emotionen von Olympia erlebbar machen. „Wir für Deutschland“ soll Fans und Sportler anstecken.

Die einen twittern vom Einkleiden für London, andere von ihren Lehrgängen, Leichtathletin Carolin Nytra kommentierte auch schon die Pleite von D-Promi Kader Loth, der rheinland-pfälzische Weitspringer Christian Reif sendet Fotos von seinem geröteten Knie mit der Unterzeile: „Wo gehobelt wird, da fallen Späne.“ Die Olympia-Vorbereitung lässt sich so bei einigen auch auf amüsante Weise verfolgen. Kristin Silbereisen, Tischtennisspielerin vom Westerwälder Bundesligisten FSV Kroppach, hat sich ganz frisch einen Twitter-Account zugelegt. „Es ist gerade vor Olympia eine gute Möglichkeit, ein paar Meldungen zu bringen und Tischtennis nach vorn zu pushen.“ Und es macht ihr Spaß: „Ich finde es auch interessant, von anderen Sportlern zu lesen, was die so machen.“ Über Twitter will sie auch zu Hause gebliebene Freunde auf dem Laufenden halten. So, wie es ihre Zeit erlaubt.

Fürs Zwitschern aus London hat der DOSB einen Leitfaden erstellt. Ein generelles Verbot für Twitter, wie es bei den letzten Spielen in der Diskussion war, gibt es nicht. Einige Tabus aber schon: Zum Beispiel dürfen die Athleten im Olympischen Dorf nicht einfach so Bilder von anderen Sportlern verbreiten. Ihre Nachrichten sollen nur eigene Erfahrungen widerspiegeln und keine „persönlichen Erlebnisse anderer Personen“ enthalten. Vom 18. Juli bis 15. August dürfen die Sportler außerdem nicht für ein Produkt oder Sponsoren werben. Der DOSB wertet das Treiben im Netz als Erfolg: Mehr als 3000 „Gefällt mir-Angaben“ sind laut Klaue jüngst bei Facebook dazugekommen. „Es wäre fatal, wenn wir die neuen Plattformen nicht nutzen würden“, meint Klaue. „Der Sport lebt davon, dass Leistungen kommuniziert werden.“ Dazu brauchen einige Olympioniken aber noch ein paar Twitter-Follower mehr. Tennisstar Sabine Lisicki etwa hat 48 000, Paul Biedermann 963 – bei Kristin Silbereisen sind es bisher 36.

Von unserer Reporterin Stefanie Helsper