Ein Kloster, zwei Welten: Zwischen Kommerz und Geistlichkeit in Maria Laach

Von Eugen Lambrecht
Fotografieren während des Gottesdienstes – eigentlich verboten, in Maria Laach aber Alltag.
Fotografieren während des Gottesdienstes – eigentlich verboten, in Maria Laach aber Alltag. Foto: Jens Weber

Das Kloster Maria Laach ist Heimat für 35 Mönche, die fünfmal am Tag beten und 1000 Jahre alte Lieder singen. Zugleich ist die Abtei in der Vulkaneifel ein Touristenmagnet mit 700.000 Besuchern im Jahr und einem Umsatz in Millionenhöhe. Ein Besuch an einem Ort zwischen zwei Welten.

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Eine Tür geht auf. Und 16 Männer in schwarzen Gewändern schreiten zum Altar, begleitet von Fotoblitzen, als betrete eine Fußballmannschaft das Stadion. Dutzende Besucher haben sich von den Bänken in der Kirche erhoben. Einige falten ihre Hände. Die meisten umklammern ihre Kameras. Es ist ein frühlinghafter Mittwochabend. 17.30 Uhr. Gebetszeit im Kloster Maria Laach. Die Mönche beziehen Stellung im Chorraum, über ihnen thront ein Christus-Mosaik wie ein König über seine Untergebenen. Erst Glockenschläge. Dann Stille. Und plötzlich beginnen die Männer in Schwarz zu singen, Choräle in lateinischer Sprache, Melodien mehr als 1000 Jahre alt.

Eine halbe Stunde dauert die Vesper in der Abteikirche. Eine halbe Stunde, in der mittelalterlich aussehende Mönche Gott in seinem Sein und Tun verherrlichen. Eine halbe Stunde, die ein Besucher mit Brille und Rollkragenpulli durch die Linse seines Smartphones verfolgt, die eine Frau mit Bommelmütze auf dem Kopf und Rubinring am Finger durch das Klicken ihrer Kamera begleitet. Fotografieren und Filmen ist während der Gebetszeiten eigentlich verboten. Doch längst gehört es zum Alltag des Klosters am Laacher See, diesem Touristenmagneten in der Eifel.

Ein Kloster, zwei Welten: Besucher posieren bei der Bibliotheksführung für ein Foto...

Jens Weber

im Wellnessbereich des Seehotels können sie entspannen...

Jens Weber

und im Klostergut...

Jens Weber

und in der Buch- und Kunsthandlung Mitbringsel kaufen.

Jens Weber

Zu viel Kommerz? Nein, sagt Pater Petrus...

Jens Weber

Es gebe genug Raum für Geistliches.

Jens Weber

700.000 Menschen besuchen im Jahr die fast 1000-jährige Benediktinerabtei. Damit gehört Maria Laach zu den beliebtesten Ausflugszielen des Rheinlands. 35 Mönche leben derzeit im Kloster – und vom Besucheransturm. Sie sind auf ihn angewiesen, werben auf ihrer Internetseite mit Einkehrtagen, Lesungen und Führungen und sichern sich ihre Existenz mit derzeit elf Wirtschaftsbetrieben. Die Männer in den schwarzen Gewändern sind nicht nur Mönche, sondern auch Unternehmer. Unternehmer, die auf einem umkämpften Markt mit Discountern und Baumärkten konkurrieren.

Maria Laach ist nicht irgendein Kloster. Es ist eine Anlage in der Größe von 13 Fußballfeldern, mit eigenem Ortsschild, 220 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz in Millionenhöhe. Der Kommerz hat die Klostermauern längst durchbrochen. Er ist Alltag geworden in einem Ort, der Geistlichkeit spürbar machen will. Der im Internet damit wirbt, Besucher könnten hier Gott näherkommen.

Der Weg zu dieser spirituellen Erfahrung ist ausgeschildert. Auf der Autobahn 61 und auf der Landstraße 113. Er führt Besucher auf einen Schotterparkplatz, auf dem sie ihre Autos gegen eine Tagesgebühr von 2 Euro abstellen können. Dann sind sie da – in Maria Laach. Auf dem Klostergelände gibt es ein Touristeninfo-Häuschen, einen Bioladen, ein Viersternehotel, eine Gaststätte mit Currywurst und Pommes, eine Kunst- und Buchhandlung und ein Blumengeschäft. An sonnigen Tagen wirkt das Areal wie eine kleinstädtische Fußgängerzone. Hunderte Besucher flanieren dann mit vollbepackten Tüten im Arm und Fotoapparaten um den Hals über das Klostergelände. Vor der Kirche zoomen Dutzende Touristen die Objektive ihrer Kameras auf das für 724.000 Euro restaurierte „Paradies“ – klick. Auf die sechstürmige Basilika – klick. Auf das Laacher Teufelchen, das eine Rolle mit den „Sünden des Volkes“ in den Händen hält – klick. Maria Laach, ein Ort zwischen Gebetsstätte, Touristenattraktion und Einkaufsmeile.

Wie in der Kirche bekommt man auch in der Buch- und Kunsthandlung gregorianische Gesänge geboten – auf CDs zum Stückpreis von 20 Euro. Außerdem: Maria-Laach-Postkarten für 1,95 Euro, Klosterkalender für 9,95 Euro, den Krimi „Tod am Laacher See“ für 10,90 Euro. Ein Stück Seife mit Lavendelduft für 5,95 Euro, Rosenkränze für 9,50 Euro, eine Figur der heiligen Madonna für 1000 Euro.

Auch wenn die Mönche dem Gottesdienst nichts vorziehen sollen, scheint in Maria Laach das labora vor dem ora zu stehen. Die Männer in Schwarz betreiben einen Kunstverlag, eine Gärtnerei, das Seehotel, den Gastflügel, eine Kunstschmiede, eine Bildhauerei, einen Obstgarten, eine Keramikwerkstatt und den Bootsverleih am Laacher See. Einige Ordensbrüder dienen dem Kloster als Elektriker, andere als Klempner und Schlosser. Auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen halten sie Tiere und bauen Obst und Gemüse an. Maria Laach erhält keine Zuwendungen vom Staat, nicht von der Kirche und auch nicht aus der Kirchensteuer. Die Laacher Mönche leben autark. Fast.

Seit 2004 investiert der eingetragene Verein Freunde der Benediktinerabtei Maria Laach in den Touristenmagneten – und nimmt seitdem auch Einfluss auf die Ausrichtung des Klosters. Der Freundeskreis zählt rund 1800 Mitglieder, darunter Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles und der ehemalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck. 12,2 Millionen Euro hat der Verein von 2002 bis 2014 in Kirche, Kloster und Wirtschaftsbetriebe gesteckt. Sein Ziel: „Maria Laach als bedeutendes touristisches Zentrum zu sichern und als Marke weiterzuentwickeln.“ So heißt es in einem internen Schreiben.

Doch das Ziel des Freundeskreises stößt bei den Ordensbrüdern nicht nur auf Gegenliebe. Immerhin sehen die Mönche das Kloster in erster Linie als ihren Rückzugsort. Seit Jahren erzählen Beobachter, dass hinter den Klostermauern deshalb ein Richtungsstreit schwele, der um drei Fragen kreist: Wofür will das Kloster Maria Laach stehen? Wie weit soll es für Besucher geöffnet werden? Wie viel Kommerz ist gesund? Immer wieder kriselte es deshalb auch zwischen Konvent und Freundeskreis. Im Dezember 2015 schrieb der Verein an Pater Albert Sieger: „Es findet keine positive Zusammenarbeit zwischen der Klosterleitung und dem Freundeskreis mehr statt.“ Es herrsche Funkstille.

Seit Mai vergangenen Jahres leitet Pater Andreas Werner das Kloster. Auch er tut sich schwer mit dem Spagat zwischen Kommerz und Spiritualität. Im Gespräch mit unserer Zeitung sagte er im Juni 2016: „Ich würde sagen, dass das Spirituelle wieder mehr in den Vordergrund rücken sollte. Besucher, die keinen religiösen Bezug haben, besichtigen derzeit nur einen Ort des Verkaufs.“ Doch ein halbes Jahr später klangen seine Worte uns gegenüber nach Kehrtwende: Er kündigte einen Wirtschaftsbeirat an und sprach von der Notwendigkeit, neue Einnahmequellen zu erschließen. Also doch mehr statt weniger Kommerz? Der Beziehung zum Freundeskreis tat das offenbar gut. Im August sagte Pater Andreas unserer Zeitung: „Vor meiner Zeit war das Verhältnis etwas angespannt. Es gab Missverständnisse aus der Vergangenheit, die wir beigelegt haben.“

Der Streit um die Ausrichtung des Klosters tobt bereits seit geraumer Zeit. Und Pater Petrus (59) ist jemand, der ihn seit 42 Jahren miterlebt. An einem sonnigen Vormittag im März sitzt der schlaksige Mann mit dem verträumten Blick in einem kahlen Raum im Gastflügel des Klosters und sagt: „Auch unser Leben wird von wirtschaftlichen Fragen geleitet.“ Der Mönch wollte eigentlich mal Theologie studieren. Doch 1975 besuchte er Maria Laach – und ist geblieben. Bis heute. Derzeit kümmert sich der 59-Jährige um die Klosterbibliothek und betreut die Gäste seelsorgerisch. Sein Tag beginnt um 5 Uhr in der Früh, die Kirchenglocken sind sein Wecker. Zwischen den Gebetszeiten verbringt er viel Zeit in seinem Zimmer, seiner Zelle, wie er sagt. Er schreibt und liest, bereitet sich auf Vorträge vor. Abends entspannt er sich auch mal im Fernsehraum, surft in seiner Zelle im Internet. „Wir leben hier ja nicht auf dem Mond“, scherzt der Pater und fügt hinzu: „Die wenigsten Klöster sind irgendwo in der Einöde oder in der Wildnis.“

Deshalb begrüßt der Pater den Tourismus als elementaren Bestandteil von Maria Laach: „Wir wollen ja, dass Gäste kommen. Sei es ins Seehotel oder in den Gastflügel, zum Einkaufen oder zum Beten. Ich halte das nicht für das Problem.“ Und: „Kommerz und Spiritualität – beides gehört zum Leben. Ohne Geld geht es nicht.“ Der 59-Jährige klingt wie der Manager eines mittelständischen Unternehmens. Ein Manager in schwarzem Mönchsgewand. Sein Fazit: „Wie viele Kirchen gibt es heutzutage, die beim Gottesdienst leer sind? Hier her aber kommen viele Menschen.“

Und tatsächlich: Der Ort lebt. Von der deutschlandweiten Kirchenkrise, den sinkenden Mitgliedszahlen, ist hier wenig zu spüren. Zu den Gebetszeiten sind die rustikalen Holzbänke der Kirche voll. Selbst unter der Woche – egal, ob morgens, mittags oder abends. Seit 2011 können Besucher sogar im Kloster übernachten. 2,6 Millionen Euro investierte das Konvent in die Renovierung des Gästeflügels St. Gilbert. Dort gibt es 34 barrierefreie Zimmer. Die Räume sind einfach ausgestattet, haben Holzfußböden, ein Bett, einen Schreibtisch, einen Kleiderschrank – aber keinen Fernseher, kein WLAN, kein Telefon. Jugendherbergsgefühl zum Preis eines Hotelzimmers. Pro Person: ab 50 Euro. 8000 Menschen übernachten hier durchschnittlich im Jahr. Bruder Stephan-Maria, ein Mann mit Glatze, grauem Bart und freundlichen Augen, empfängt die Besucher an der Pforte des Flügels. Er scherzt mit ihnen, lacht mit ihnen, und legt jedem ans Herz: „Für eine Nacht lohnt es sich nicht, hier herzukommen. Man muss mindestens zwei bleiben!“

Die Gäste schlafen nicht nur im selben Gebäude wie die Mönche, sie speisen auch mit ihnen, im sogenannten Refektorium. Acht von ihnen schlendern an einem kühlen Dienstag im März nach dem Mittagsgebet zur weinenden Madonna in die Kirche. Dort wartet Pater Viktor und führt die Gäste durch den Kreuzgang in den Speisesaal. Laut den Mönchen sollen alle Gäste wie Christus aufgenommen werden. Doch ins Refektorium dürfen nur Männer. In der Mitte des Saals sitzen sie an einer Tafel, außenrum nehmen die Mönche Platz. Während der Mahlzeiten herrscht Schweigen. Ein Kopfnicken heißt hier „bitte“ und „danke“. Serviert wird mit Reis gefüllte Paprika, Salat mit Tomaten und Zwiebeln, zum Nachtisch ein Apfel. Einer der Mönche begleitet die Mahlzeit mit der sogenannten Tischlesung. Er trägt vor: „Auch Heidnische können christliche Werte haben. Nur wissen sie nicht, dass es christliche Werte sind.“ Einer der Gäste, ein Mann mit kariertem Hemd und akkuratem Seitenscheitel, schmunzelt, während er in seiner Paprika herumstochert. Nach dem Mittagessen eilt er auf sein Zimmer, schnappt sich seinen Rucksack und geht um den Laacher See wandern. Ein Rentner mit Halbglatze klebt dann bereits am Handy und telefoniert mit seiner Frau. So wie er es meistens tut, wenn gerade mal nicht gebetet wird. Eigentlich wollte er nach 45 Jahren Ehe einmal allein verreisen, erzählt er. Doch jetzt bereut er, seine Frau daheim gelassen zu haben.

Im Aufenthaltsraum des Gastflügels fläzt sich ein Bonner Beamter auf einen Sessel und schmökert im Politikteil der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Der 51-Jährige – stoppelbärtig, Kurzhaarschnitt, grelle Daunenweste über dem Hemd – schaltet von seinem Job ab. In Maria Laach. Für ihn, sagt er, hat der Ort etwas Besonders, etwas Spirituelles. Trotz der vielen Tagestouristen. Trotz all der Leute, die nur kommen, um Fotos zu knipsen und Mitbringsel zu kaufen: „Dass irgendwelche Leute nur hier sind, um mal ein paar Mönche zu sehen, ist natürlich ärgerlich, aber nicht zu ändern.“ Der Beamte ist kein Umherirrender, niemand, der auf einer Sinnsuche zufällig ins Kloster stolperte. Kein Idealist, den die Kommerzialisierung des Ortes kränkt. Er ist Urlauber. Und Urlaub im Kloster – das gilt als authentisches, geistliches Erlebnis, für das Menschen bereit sind, Geld zu zahlen. Wer es luxuriöser mag als im Gastflügel des Klosters, findet keine 500 Meter weiter ein Viersternehotel.

Steffen Melzow (52) ist Direktor des Seehotels. An einem Dienstagnachmittag im März führt er mit breiter Brust durch sein Reich. Zu 75 Prozent sind die Zimmer über das ganze Jahr belegt, sagt Melzow. Eine Nacht reiche hier nicht, um diese besondere Ausstrahlung zu spüren, wirbt er. Durch die Lage am Kloster habe man eine „unique selling position“ (Alleinstellungslage), führt er aus, als stelle er das Hotel einer Gruppe Investoren vor. Im 150 Jahre alten Seehotel übernachten Gäste in 69 modern eingerichteten Zimmern, ausgestattet mit Fernsehern und Internet. An den pastellfarbenen Wänden der Zimmer hängen Gemälde von Bruder Lukas, Holzkruzifixe von Bruder Josef. Ansonsten aber hat Maria Laachs Goldesel recht wenig gemein mit der Vorstellung von der Einfachheit des klösterlichen Daseins. Rund 4,6 Millionen Euro setzt das Seehotel im Jahr um, trägt somit 45 Prozent zum Gesamtumsatz bei und ist Maria Laachs stärkstes wirtschaftliches Standbein. Es beherbergt 16 Veranstaltungs- und Tagungsräume, einen Erholungsbereich mit Pool, Sauna und Dampfbad, ein Restaurant, ein Café und eine Klostergaststätte mit 100 Sitzplätzen. Auf der Speisekarte des Hotelrestaurants stehen Felchenkavier, Carpaccio vom Weiderind und Hirschkeule in Wacholdersoße. Doch Hoteldirektor Melzow beteuert: „Wir wollen nicht nobel sein. Das Seehotel ist kein Kontrast zum Gastflügel des Klosters, sondern eine Ergänzung.“

Bei einer Tasse Kaffee bittet der gelernte Restaurantfachmann zum Gespräch. Der 52-Jährige erzählt, wie er die Karriereleiter vom Kellner zum Manager rasch hochgeklettert ist, wie er in Berlin, an der Ostsee und im Schwarzwald gearbeitet hat. Und wie er vor acht Jahren zum ersten Mal nach Maria Laach kam. Es waren drei Tage im November. Urlaub mit der Frau. Nach der zweiten Nacht war er von diesem Ort verzaubert, sagt er. Er meinte zu seiner Frau, dass er sich gut vorstellen könnte, hier zu arbeiten. Drei Jahre später fing er als Hoteldirektor an. „Das war einfach unglaublich“, erinnert er sich und schwärmt: „Von dem Kloster geht eine besondere Energie aus. Es ist etwas ganz Besonderes!“

Das sehen auch viele Besucher so. Und an einem Julivormittag erzählen einige von ihnen unserer Zeitung warum. Ein Lehrer aus Ahrweiler sitzt mit seiner Frau und dem siebenjährigen Sohn auf einer Bank vor der Kirche. Der Kleine hat Sommerferien, die Eltern haben Urlaub. Die Familie ist oft hier. Um am Laacher See zu entspannen, spazieren zu gehen, die Kirche zu besuchen. Der Familienvater ist begeistert: „Ein Tag in Maria Laach ist Balsam für die Seele.“ Für zwei Rentner aus Andernach ist der Ort besonders, weil hier die einzige Kirche in der Region ist, die an einem Wochentag einen morgendlichen Gottesdienst abhält. Jeden Dienstag knien sie in der Kirche, beten im Stillen für Familie und Gesundheit, während die Mönche der Toten in der Ukraine, im Irak und in Syrien gedenken. Für die Rentner ist Maria Laach eine Gebetsstätte. Deshalb schimpfen sie über die vielen Tagestouristen. „Im Sommer ist es ganz schlimm hier“, kritisiert die Rentnerin und richtet ihren Blick auf ein Studentenpaar aus Brandenburg, das vor der Kirche für Fotos posiert. Sie, klein, zierlich, mit Rosen in der Hand. Er, mit Kappe auf dem Kopf und Jutebeutel über den Schultern. Die Studenten erzählen, dass sie vorher noch nie in Maria Laach waren und deshalb für einen Tagestrip hier hin gekommen sind. Wie es ihnen gefällt? „Schöne Gegend hier, aber wir haben es uns romantischer vorgestellt.“ Noch ein Selfie vor der Kirche. Weiter geht’s.

Manche Besucher nehmen für 175 Euro an einem Töpferkurs teil, andere machen für 165 Euro meditatives Bogenschießen. Nahezu alle zieht es zur wöchentlich stattfindenden Führung durch die spektakuläre Bibliothek – ein touristischer Höhepunkt in Maria Laach. Die Führungen sind bereits Wochen vorher ausgebucht. Jeden zweiten Dienstag stürmen rund 30 Teilnehmer den 160 Quadratmeter großen Raum, recken ihre Köpfe zur elfeinhalb Meter hohen Decke und knipsen Fotos von der Wendeltreppe. 640 000 Euro hat die Sanierung gekostet, erzählt die Bibliothekarin. Weitere 2,3 Millionen Euro nahm das Kloster für den Umbau des ehemaligen Jesuitenstalls in ein modernes Magazin in die Hand. Dort lagern Schriften, die vor dem 19. Jahrhundert verfasst worden sind, in einem eigens klimatisierten Raum. Das älteste Werk ist mehr als 1200 Jahre alt. Ein drahtiger Mann fotografiert die auf Pergament verfasste Niederschrift. Eine junge Frau filmt die Hälfte der Führung mit ihrem Handy.

Um 19 Uhr machen die Klosterbetriebe ihre Pforten dicht. Um 20 schließt auch die Kirche. Wenn sich dann der Besucherparkplatz leert, das Mondlicht auf die Türme der Basilika strahlt und die Glockenschläge noch einmal durch die Nacht hallen, dann spürt man sie – die Magie dieses Ortes. Um 5.30 Uhr in der Früh läutet das Morgengebet einen neuen Tag in Maria Laach ein. Wieder werden Besucher aus ganz Deutschland ins Kloster kommen. Und die Männer in den schwarzen Gewändern dabei filmen, wie sie 1000 Jahre alte Choräle singen.

Eugen Lambrecht