Reiferscheid

„Die Wilden Kerle“: Erste Kinorolle für Romé Weimar aus dem Westerwald

Blond, ehrgeizig, 13 Jahre alt: Romé Weimar aus Reiferscheid im Kreis Altenkirchen ist derzeit in seiner ersten Kinorolle zu sehen: Er spielt Amboss in „Die Wilden Kerle – Die Legende lebt“.

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Modeln? Schauspielern? Romé Weimar macht beides gern. Der 13-Jährige will Erfahrungen sammeln und geht zielstrebig seinen Weg: Er will die Schauspielerei zu seinem Beruf machen. Foto: André Weimar
Modeln? Schauspielern? Romé Weimar macht beides gern. Der 13-Jährige will Erfahrungen sammeln und geht zielstrebig seinen Weg: Er will die Schauspielerei zu seinem Beruf machen.
Foto: André Weimar

Im Grundschulalter legte er sich den dunklen Umhang um, nahm sein Lichtschwert und war Anakin Skywalker, der leibhaftige Jedi-Ritter aus „Star Wars“. Mit elf Jahren führte er – natürlich im weißen Anzug – den britischen Geheimagenten James Bond in „Skyfall“ an der Nase herum. Und jetzt, im zarten Alter von 13 Jahren, ist das kindliche Verkleidungsspiel plötzlich in eine echte Filmrolle gemündet. Romé Weimar, der Junge aus dem beschaulichen Westerwaldort Reiferscheid (Kreis Altenkirchen), spielt an der Seite von Rufus Beck sowie Jimi Blue und Wilson Gonzalez Ochsenknecht im neuen Kinofilm „Die Wilden Kerle – Die Legende lebt“ mit.

Die „Galaktischen Sieger“, darunter Romé Weimar (3. von links) und Mats Lehmann (Mitte). Foto: BVI
Die „Galaktischen Sieger“, darunter Romé Weimar (3. von links) und Mats Lehmann (Mitte).
Foto: BVI

Für die Ochsenknecht-Brüder war die erste Folge der erfolgreichen Kinderfilmserie von Autor und Regisseur Joachim Masannek 2003 der Durchbruch. Seitdem sind die Söhne von Natascha und Uwe Ochsenknecht gefragte Schauspieler, tauchen in der ARD-Krimireihe Tatort auf, in Folgen der TV-Serien „Notruf“, „Der Kriminalist“ oder „Die Familiendetektivin“.

Spaß am Schauspielern

Romé Weimar will sich nicht mit den Ochsenknecht-Jungs vergleichen. Auch nicht mit Mats Lehmann, dem Sohn von Fußballlegende Jens Lehmann, der im neuen Film „Die Wilden Kerle“ die Rolle des Anführers der „Galaktischen Sieger“ spielt, zu der auch der von Romé verkörperte Amboss gehört. „Der macht sein Ding, ich mach mein Ding“, sagt der Junge, der in Altenkirchen die achte Klasse des Westerwald-Gymnasiums besucht. Vorbilder? Hat der pfiffige Kerl nicht. Aber verdammt viel Spaß am Schauspielern.

Seine Mutter Nicole-Maria Weimar kann ein Lied davon singen: „Romé war nie der Typ fürs Kartenspielen oder Mensch ärgere dich nicht. Er hat sich viel lieber verkleidet. Und wir mussten dann immer mitspielen.“ Sie nennt das „aktive Kindheit“. Dass aus diesem Verkleidungsdrang aber auch der Wunsch, ein „echter“ Schauspieler zu werden, erwachsen würde, das war der Miteigentümerin einer Werbeagentur lange nicht klar. Doch der aufgeweckte Blondschopf, der so gern „Böse“ verkörpert, ließ nicht locker. Weil er es offenbar ernst meint mit seinem Berufswunsch, gaben sich Nicole-Maria und André Weimar schließlich einen Ruck und machten sich auf die Suche nach einer guten Agentur, die Rollen für Kinder vermittelt. In Köln wurden sie fündig, und vor ziemlich genau einem Jahr meldeten sie ihren Sohn bei Doris Liem von der Agentur Star Movie Kids an. „Wir helfen, Talente zu erkennen und zu fördern“, erklärt Doris Liem, die von dem Jungen aus Reiferscheid ganz angetan war. Und als hätte die Filmwelt nur auf Romé gewartet, überschlugen sich dann die Ereignisse.

Auf dem roten Teppich: (von links) Romé Weimar, Simon Obermeyer, Nomi Kaisar, Till Schindler, Emre Akgün. Foto: BVI
Auf dem roten Teppich: (von links) Romé Weimar, Simon Obermeyer, Nomi Kaisar, Till Schindler, Emre Akgün.
Foto: BVI

„Der ist was für die ,Wilden Kerle’“ – da war sich Doris Liem ganz sicher. Klein, drahtig, aufgeweckt und fußballbegeistert: passt. Auch Regisseur Joachim Masannek war gleich überzeugt, sah ihn schon in der Rolle des Elias von den Wilden Kerlen vor Augen. Doch dann vergingen ein paar Wochen, und Romé bekam einen ordentlichen Wachstumsschub. Das war das Ende des Traums, einen der wilden Kerle zu spielen. Die sind im Film neun oder zehn Jahre alt und müssen der gegnerischen Mannschaft körperlich unterlegen sein – und natürlich kleiner. Da passte der deutlich gewachsene Romé nicht mehr ins Filmkonzept. Aber in die Mannschaft der „Galaktischen Sieger“. Da spielt er nun den Amboss. „Das ist einer, der eher hinterlistig ist. Wenn mal etwas passiert, dann rastet er aus“, charakterisiert der 13-Jährige seine erste Filmrolle.

Wenn man ihn so sieht, den schlanken, blonden Kerl mit seinen strahlend blauen Augen, kann man sich nur schwer vorstellen, dass er tatsächlich einen Bösen darstellen kann. Doch die smarte Fassade täuscht vielleicht ein wenig. Dem begeisterten Hobbyfußballer gelingt es spielend, andere Saiten aufzuziehen. Wie man das gut hinbekommt, das lernt Romé Weimar unter anderem in den Intensiv-Workshops, die er seit einiger Zeit besucht. „Neulich mussten wir spielen, in Ohnmacht zu fallen“, erzählt er. Das fiel ihm gar nicht schwer. „Man darf an nichts denken und muss so tun, als ob man total müde wäre. Dann alles locker lassen und sich fallen lassen.“ So einfach geht es also mit dem Ohnmächtigwerden.

Ebenso leicht sind ihm die Fußballszenen gefallen, die in „Die Wilden Kerle“ naturgemäß eine große Rolle spielen. Schließlich geht es vor allem darum, wie die sieben unerschrockenen Helden gegen den Dicken Michi und die „Galaktischen Sieger“ auf dem Platz kämpfen. Da Romé seit vielen Jahren in der C-Jugend des VfL Oberlahr/Flammersfeld kickt, machte er bei den Szenen auf dem Rasen eine gute Figur. „Das war schon richtiger Körpereinsatz“, erzählt er. Doch manches war auch nicht so einfach, wie es auf der Leinwand den Anschein macht: „Wir mussten beispielsweise um Banden und Säulen herumspielen. Wenn der Ball dann mal einen Zentimeter danebenging und gegen die Säule kam, mussten wir alles noch mal machen.“

Eine witzige Erfahrung war für den Jugendlichen, bei den Dreharbeiten ein eigenes Double zu haben. Das hat mit den strengen Arbeitszeitregelungen für Kinder zu tun, die nur eine gewisse Zeit pro Tag am Set sein dürfen. Immer wenn der Zuschauer Amboss von hinten sieht, dann kann er ziemlich sicher sein, dass da in Wahrheit nicht Romé Weimar vor der Kamera steht. „Mein Double ist genauso groß wie ich, hat aber kurze Haare. Daher hat er eine Perücke getragen“, verrät der Gymnasiast, der mit 13 Jahren schon Autogrammkarten hat.

Er bleibt auf dem Teppich

Dass er durchaus eine Wirkung auf Mädchen und Frauen hat, ist dem Jungschauspieler nicht entgangen. Mancher Eintrag auf seiner Facebook-Seite ist ihm fast schon peinlich. Etwa dieser: „Wie kann man sooooo schön sein??? Gratuliere.“ Da reagiert er ein wenig verlegen und weiß nicht so recht, was er antworten soll. „Dann schreibe ich nur ,Danke' oder so etwas.“ Im konkreten Fall wurde es ein „Oh...danke“. Doch Romé bleibt auch dabei auf dem Teppich und meint: „Bei Hauptdarstellern wie Mats Lehmann, der dann auch noch so aussieht wie Justin Bieber, ist der Hype wesentlich größer. Ich bin aber überhaupt nicht neidisch.“

Sein erster Kinofilm ist im Kasten und seit Donnerstag auch in den bundesdeutschen Kinos. Bei der großen Deutschland-Premiere in München gab's ein großes Wiedersehen mit den Wilden Kerlen und den Galaktischen Siegern – und natürlich seinen ersten Auftritt auf dem roten Teppich. Der kam ihm erst ein bisschen affig vor. Die Fotografen gaben ständig Anweisungen; auch in die Luft springen sollten sie. Das fand Romé zwar komisch; gemacht hat er es trotzdem.

Doch was kommt jetzt – nach den Wilden Kerlen? Selbstverständlich erst einmal die Schule. Wenn er weitere Rollen bekommt, dann kann er dafür die Ferien opfern. Wie beim „Wilde-Kerle“-Dreh, der in den Sommerferien 2015 in Niederbayern stattfand. Nach dieser Erfahrung hat Romé richtig Blut geleckt, kann es kaum erwarten, dass Doris Liem wieder ein tolles Projekt für ihn findet. Einiges hat sie bereits im Köcher – nur verraten darf noch keiner etwas. Nur so viel: Der Reiferscheider ist derzeit in verschiedenen Castings. Und um ein Haar wäre er für die jüngste Media-Markt-Weihnachtswerbung genommen worden. Für die Sendung „Toggo“ beim Sender Super RTL hat er bereits einige Einspielfilme abgedreht.

Wie hoch die Gage für seine Mitarbeit bei „Die Wilden Kerle“ ist, darf der Nachwuchsdarsteller natürlich nicht verraten. Doch seine Mutter erzählt, welchen Deal sie mit ihrem Sohn hat: Wenn er Gage erhält, dann darf er mindestens 50 und höchstens 500 Euro direkt für sich behalten; der Rest kommt auf ein Sparkonto. Klarer Fall: Nach dem Dreh fürs Kino gab's die dreistellige Variante. Was er mit dem Geld angestellt hat? Na, Schuhe gekauft – und das nicht zu knapp.

Von unserem Redakteur Marcelo Peerenboom