Die Kirschblütenprinzessin

Im Kirschblütenland lebte einmal ein König mit seiner Königin und den beiden Kindern, der Kirschblütenprinzessin und dem kleinen Prinzen. Sie lebten in einem großen Schloss.

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Hinter dem Schloss gab es einen großen Kirschbaumgarten, in dessen Mitte ein uralter Baum stand, der immer weiße Blüten trug. Dies war der Lieblingsbaum der Kirschblütenprinzessin, dem sie alles erzählen konnte, was sie so am Tage erlebt hatte.

Er hörte ihr geduldig zu, und wenn sie seinen mächtigen Stamm umarmte, fühlte sie sich getröstet, geliebt und gestärkt für den kommenden Tag.

Den Trost des Kirschblütenbaumes brauchte sie in letzter Zeit immer häufiger, da ihr kleiner Bruder sie oft quälte und ärgerte.

Wenn keiner hinsah, zog er seine Schwester an den Haaren, boxte sie in die Rippen, schubste sie oder benutzte böse Schimpfwörter. Ihren Puppen schnitt er die Haare ab, und die Kleider vergrub er im Sandkasten, wo die Prinzessin sie verdreckt und zerrissen wiederfand.

Sie war darüber sehr traurig und weinte viel. Wenn sie sich bei der Königin und dem König über den Bruder beklagte, hatten diese kein Verständnis für sie – im Gegenteil.

Die Mutter sagte dann: „Sieh nur, er ist so klein und lieb, sei du so nett, und kümmere dich um ihn.“ Der König nickte mit dem Kopf und gab der Mutter recht.

Der Bruder, so von allen in Schutz genommen, trieb es nur noch ärger mit seiner Schwester.

So lief sie zu ihrem Freund, dem Baum, um ihm ihren Kummer anzuvertrauen. Sie umarmte seinen warmen, uralten Stamm und fühlte sich geborgen und verstanden wie nie zuvor. Ihr Kirschblütenbaum verstand ihre Ängste und den Wunsch nach Zärtlichkeit und Liebe.

Zufrieden und glücklich schlief sie unter seiner Baumkrone ein, und er deckte sie liebevoll mit seinen weißen Blütenblättern zu.

Viele Jahre später, als sie eine glückliche Königin geworden war, saß sie mit ihren Kindern immer noch unter ihrem Kirschblütenbaum und erzählte ihnen Geschichten aus ihre Kinderzeit und wie gut es ist, einen solchen Lebensfreund zu haben.

Iris Oßwald aus Ransbach-Baumbach hat die
Geschichte für ihre Enkelin
Lena (6 Jahre) geschrieben.