Claus Ambrosiusstand am rotenTeppich in Bayreuth

Angela Merkel
Zwei Mal Bayreuth Angela Merkel im Jahr 2008 (l) und im Jahr 2012. Foto: Joerg Carstensen/David Ebener

Merkel, Ferres und die Hummerwurst

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Bayreuth – Erwischt, denkt sich die Fotografin vor dem roten Teppich bei den Bayreuther Festspielen und tut es ihrem schreibenden Kollegen auch laut kund: „Die Merkel trägt dasselbe Kleid wie 2008.“ Aha.

Es gibt also tatsächlich Leute, die sich Gedanken darüber machen, ob die Kanzlerin eine Abendrobe zweimal ausführt oder nicht. Sei es drum: Jawohl, das petrolfarbene Kleid, passend zum „Holländer“ im Schnitt eher Marke Schlachtschiff, wurde 2008 schon einmal in Bayreuth aufgetragen. Der Unterschied zu damals: In diesem Jahr ist die Kanzlerin im Jahre eins nach Margot Werner, die ihren treuen Fanklub in Bayreuth hatte, der uneingeschränkte Star des roten Teppichs. „Angie“-Rufe vor dem Festspielhaus und später vor dem Staatsempfang, eine gut gelaunte Kanzlerin gibt Autogramme und plaudert entspannt mit Zaungästen. Da können die mitgereisten Kabinettskollegen von Westerwelle bis Rösler nicht gegenhalten, das komplette bayerische Kabinett auch nicht. Ja, nicht einmal TV-Star Veronica Ferres, die in einem nicht gerade jugendlichen Glitzerkostüm aufrauscht. Die Fotografen-Kollegin müht sich redlich um die korrekte Bezeichnung: „Das ist die Modefarbe ... äh... Schlamm!“ Na, da wird sich Frau Ferres aber freuen! Vielleicht gönnt sie sich vor der Oper ja noch das Schmankerl, über das der Grüne Hügel wirklich redet: Nach Jahrzehnten der uneingeschränkten Herrschaft der fränkischen Bratwurst hat ein neumodisches Zeug Einzug gehalten, das von vielen Festspielgästen mindestens so kritisch beäugt wird wie die „Holländer“-Inszenierung Jan Philipp Glogers. Am Festspielhügel wird für 7 Euro die „Hummerbratwurst“ serviert. Wurstbrät mit Hummerstückchen, leicht fischig im Abgang und statt mit scharfem mit einem süßen Apfelsenf serviert: Ja ja, in Bayreuth ist seit der neuen Festspielleitung nichts mehr so, wie es mal war ...

E-Mail: claus.ambrosius@rhein-zeitung.net