Hannover

Analyse: McAllister profitiert von seiner Beliebtheit

Die Niedersachsen haben gewählt – aber was haben sie mit ihrer Entscheidung politisch gewollt? Für den Bund bedeutet das Ergebnis noch nichts, sagen die Wahlforscher. Sie sehen irgendwie alle ein bisschen als Sieger.

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Hannover – Die Niedersachsen haben gewählt – aber was haben sie mit ihrer Entscheidung politisch gewollt? Für den Bund bedeutet das Ergebnis noch nichts, sagen die Wahlforscher. Sie sehen irgendwie alle ein bisschen als Sieger.

Die FDP verdankt ihr starkes Abschneiden bei der Landtagswahl nach einer ersten Analyse der Forschungsgruppe Wahlen massiven Leihstimmen der CDU-Wähler. Die Forscher sprachen am Sonntagabend von einem „Last-Minute- Transfer im schwarz-gelben Lager“: 80 Prozent der FDP-Wähler wählten eigentlich CDU.

Die Parteikompetenzen: Die Zufriedenheit mit rot-grüner Arbeit in Niedersachsen ist gewachsen. Beim Topthema Bildung hat die SPD mit 36 Prozent (plus 8 Prozentpunkte) der CDU mit noch 28 Prozent (minus 4) den Rang relativ klar abgelaufen, beim zweitwichtigsten Problem, dem Arbeitsmarkt, hat sie mit 32 Prozent (plus 14) ganz erheblich zur CDU mit 38 Prozent (minus 4) aufgeholt.

Die Kandidaten: Die CDU punktet mit einem starken Kandidaten, dessen Gesamtplus auf guter Arbeit und hoher Beliebtheit basiert. In Sachen „Glaubwürdigkeit“ oder „Sachverstand“ liegt Herausforderer Stephan Weil (SPD) für die meisten Bürger auf Augenhöhe mit dem CDU-Amtsinhaber. Aber David McAllister gilt einfach als sympathischer. Zwar liegt auch Weil hier gut, mit 34 Prozent aber klar hinter dem Amtsinhaber. 50 Prozent wollen McAllister lieber als Ministerpräsidenten haben.

Das Alter der Wähler: Die Grundlage für den CDU-Wahlsieg bildet laut Forschungsgruppe einmal mehr die ältere Generation. Bei den über 60-Jährigen holt die CDU 41 Prozent, hat aber mit minus 9 Punkten ungewöhnlich heftige Verluste. Konträr schafft die FDP in der Generation 60 plus Zuwächse von 3 Punkten und liegt mit 13 Prozent hier jetzt atypisch weit über ihrem Schnitt, die Grünen mit 8 Prozent trotz 5 Punkten plus in dieser Gruppe weiter darunter. Bei den 45- bis 59-Jährigen legen die Grünen stark auf 17 Prozent zu (plus 8) und kommen bei den unter 30-Jährigen auf 18 Prozent (plus 5), die CDU verliert hier gleich 7 Punkte und rutscht mit 30 Prozent knapp hinter die SPD mit 31 Prozent.

Auswirkungen für den Bund: Für 74 Prozent sagt das Ergebnis der Landtagswahl noch lange nichts über den Ausgang der Bundestagswahl aus. So bleibt laut Forschungsgruppe Wahlen offen, ob es SPD und Grünen im Bund gelingt, nach dem Stolperstart von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück die enorme Popularität von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) inhaltlich zu kontern.

Blick auf die SPD: Der SPD machen den Angaben zufolge Bundestrend und Kanzlerkandidat zu schaffen. 44 Prozent sagen, Steinbrück habe seiner Partei in Niedersachsen geschadet. Allerdings profitiert die SPD von der Renaissance des rot-grünen Koalitionsmodells, 46 Prozent fänden dieses Modell demnach gut. Zum Teil kompensieren könne die SPD den Steinbrück- Effekt mit ihrer Vor- Ort-Bilanz. Dort stehe sie in Niedersachsen personell, leistungsbezogen und kompetenzspezifisch heute erheblich besser da als 2008.

Blick auf die CDU: Dank Spitzenkandidat McAllister, Parteireputation und Regierungsarbeit schafft sie den Statuserhalt in Hannover als stärkste Kraft. Die Landes-CDU profitiere auch vom Bundestrend und von der Kanzlerin.

Blick auf die FDP: 53 Prozent meinen, dass Philipp Rösler der Niedersachsen- FDP geschadet hat. Trotz des Einzugs in den Landtag rechnen 54 Prozent mit seiner baldigen Ablösung als Parteivorsitzender. Hinzu kommt bei der FDP ein Absturz beim Image als Landespartei auf minus 1,0 (der Wert lag 2008 bei 0,1).

Blick auf Die Linke: Nach Ansicht von 60 Prozent wird sie als Partei im Westen nicht mehr gebraucht.

Blick auf die Piraten: Sie haben nach Meinung von 79 Prozent ihre beste Zeit schon hinter sich.