Mai 2011: Obama stellt Osama

Angespannte Gesichter: 
Barack Obama und sein engster Zirkel sehen der Tötung Bin Ladens zu
Angespannte Gesichter: 
Barack Obama und sein engster Zirkel sehen der Tötung Bin Ladens zu. Foto: DPA

Die USA gehen ein hohes Risiko ein. Mit einer geheimen Tötungsaktion wird in Pakistan das Kapitel 11. September geschlossen.

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Am Ende ging es mehr um das Ende eines amerikanischen Traumas. Osama bin Laden ist nur noch ein Mythos statt ein aktiver Terroristenführer, als sich die zwei Helikopter seinem Anwesen im pakistanischen Abbottabad nähern.

Dann geht es schnell: US-Spezialkräfte landen innerhalb der hohen Betonmauern, kämpfen sich durch das Haus und treffen schließlich im zweiten Stock auf den bärtigen Riesen, der zehn Jahre lang der meistgesuchte Mann der Welt war. Was dann genau passiert, ist unklar. Fakt ist: Osama bin Laden wird erschossen, die Amerikaner nehmen seine Leiche mit. Nach offiziellen Aussagen wird er binnen wenigen Stunden auf See bestattet.

Es ist ein Triumph für den innenpolitisch angeschlagenen US-Präsidenten Barack Obama. Mit seinen engsten Mitarbeitern hatte er die hochriskante Operation per Satellitenschaltung verfolgt. Das penibel inszenierte Foto dieser Minuten geht danach um die Welt. Es soll die Entschlossenheit der USA auch zehn Jahre nach den Anschlägen vom 11. September belegen. Innenpolitisch mag das Land unter dem als Hoffnungsträger angetretenen Obama zerrüttet und hoch verschuldet sein, aber außenpolitisch und militärisch ist es immer noch handlungsfähig.

Die Amerikaner befreit es von dem Trauma, dass ein einzelner Mann mit Stock und Turban aus einer Höhle in Afghanistan die größte Supermacht in Schach hält. Es ist mehr ein symbolischer Akt, denn das Terrornetzwerk El Kaida hat sich von seinem Gründer längst gelöst. Bin Ladens Saat ist aufgegangen, er selbst ist eher „Ehrenmitglied“ als „Geschäftsführer“. Dafür spricht auch, dass es keine Vergeltungsakte des Netzwerks gibt – der Schlussakt des saudi-arabischen Milliardärssohns und Terrorfürsten erschüttert die Welt längst nicht mehr so wie seine Taten.

Dennoch geht Obama mit der „Operation Geronimo“ ein großes Risiko ein: Über Jahre haben seine Agenten Bin Laden gesucht, dessen Boten beschattet. Als sie ihn schließlich in Pakistan orten, weihen sie den vermeintlichen Verbündeten im Kampf gegen den Terror nicht ein. Das Misstrauen ist zu groß und berechtigt. Die islamische Atommacht spielt ein doppeltes Spiel. Milliarden US-Dollar fließen an die Regierung in Islamabad, zugleich ist der Geheimdienst ISI der größte Unterstützer der Taliban in Afghanistan. Dass sich der weltweit gesuchte El-Kaida-Gründer ohne staatliche Duldung und Unterstützung in der Garnisonsstadt Abbottabad verstecken konnte, ist ausgeschlossen. Die geheime Operation ist ein Angriff auf die pakistanische Souveränität.

Obama weiß das, aber es ist ihm wichtiger, den Schlussstrich unter den 11. September zu ziehen, zu erreichen, was seinem Vorgänger George W. Bush nicht gelang. Die Spezialeinheiten schließen dieses Kapitel für ihn und öffnen gleichzeitig ein neues: Das ehemals verbündete Pakistan ist unterschwellig der neue Feind, was sich zum Ende des Jahres bestätigt.

Von unserem Redakteur Peter Lausmann

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